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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Kontext

Materialien

Warum verstehen wir uns nicht? Ein besseres Miteinander durch die Erarbeitung von Kommunikationsregeln (Freistaat Sachsen)

Kontext, Begründungen, Ziele

Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?

Die 141. Mittelschule Dresden und ihr Umfeld

Die 141. Mittelschule Dresden liegt im Neubaugebiet Gorbitz, das im Zeitraum von 1983 bis 1990 im Westen der Stadt entstand. Es bildete sich ein für die ehemalige DDR typisches Neubauwohngebiet heraus, gekennzeichnet durch eine Architektur, die nur das Lebensnotwendigste umfasst. Die Anonymität und soziale Kälte des Neubaugebietes waren Umstände, die bei vielen Kindern zu Disziplin- und Lernproblemen führten. Ein weiterer Fakt war die gesamte gesellschaftliche Veränderung seit 1989, die in zahlreichen Familien zu Verunsicherungen und Problemen führte. Erscheinungen wie Arbeitslosigkeit, Umschulungen, Überschuldungen und Existenzängste traten in die Lebens- und Erfahrungswelt unserer Schüler ein.

Die Schülerklientel der 141. Mittelschule besteht zu 40 % aus Hauptschülern, da die Nachbarschule im Wohngebiet diese nicht zur Beschulung aufnahm. Diesen Schülern fällt das Lernen häufig sehr schwer und oft sind bei ihnen durch das oben beschriebene Umfeld Kompetenzen zur konstruktiven Gestaltung eines sozialen Miteinanders nur wenig vorhanden. Einfachste Regeln des Miteinander-Arbeitens werden nicht beherrscht. Es besteht daher eine ganz besondere Notwendigkeit,  zunächst einmal die Voraussetzungen für das (gemeinsame) Lernen durch den Erwerb von Sozialkompetenzen zu schaffen.

Die Erarbeitung von Kommunikationsregeln für ein Miteinander-Arbeiten war und ist eine Voraussetzung für die Herausbildung von Sozial- und Methodenkompetenz. Deswegen schlugen wir diesen Weg des Gestaltens von Schule ein.

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Die 141. Mittelschule und ihre Ziele

Die beschriebenen Defizite vieler Schüler der 141. Mittelschule im Bereich sozialer und kommunikativer Kompetenzen sowie die ständig komplexer werdenden  Anforderungen an eine gute Unterrichtsgestaltung waren Ausgangspunkte, um die Inhalte von Unterricht und Erziehung an der 141. Mittelschule neu und umfassend zu überdenken. Dies geschah mit der Zielsetzung, Lern- und Arbeitsformen sowie eine entsprechende Umgangskultur miteinander zu entwickeln und zu fördern, die den Schulalltag für alle Beteiligten effizienter, aber auch entlastender gestaltet und Besonderheiten der Schüler der Schule ausreichend berücksichtigt. Seitens der Kollegen konnten wir dabei auf Zweierlei zurückgreifen:

  • eine hohe Qualifikationsbereitschaft, da die Trainingsangebote alle Kollegen fordern und fördern sowie
  • das Vorhandensein und die weitere Entwicklung von Teamstrukturen.

Es begann ein umfassender Reformprozess an unserer Schule, der zum Teil zu massiven Veränderungen des Schulklimas führte. Ausgehend von dem eingangs erwähnten besonderem Schülerklientel haben wir uns nach und nach ganz spezifische neue Organisationsformen in unserem Schulalltag geschaffen wie z. B.:

  • Freiarbeitsstunden von Klasse 5 - 10
  • eine betreute Schulstation
  • ein 40 - Minuten - Unterrichtsmodell
  • ein wahlobligatorisches Kurssystem für die Klassen 5 - 10
  • eine in der Stundentafel fest verankerte pädagogisch-soziale Förderstunde
  • Schuljugendarbeit mit dem Omse e. V. (gemeinnütziger Verein für Lebenskultur und Gemeinsinn).

Wichtig und unterstützend für den weiteren Schulgestaltungsprozess war, dass wir bereits 1998 mit der Entwicklung eines Schulprogramms und mit einer systematischen pädagogischen Diskussion begonnen hatten und alle Kollegen daran beteiligt waren.

Durch die Arbeit am Schulprogramm, aber auch durch die Mitarbeit und die Erfahrungen in verschiedenen Programmen (BLK-Programme QUISS und Selbstwirksame Schulen; Lernnetzwerk „Pfadfinder“ von der Bertelsmann-Stiftung 2001) wurde dem Kollegium zunehmend bewusster, dass Veränderungen von Inhalten und Formen des Unterrichtes nur in ganz enger Verbindung mit einer Veränderung  vorhandener Kommunikations-, Organisations- und Kooperationsstrukturen möglich werden würden. Denn nach allen Diskussionen an der Schule zu notwendigen Veränderungen war deutlich geworden:

  • dass sich die Beziehungen zwischen den Schülern, zwischen den Schülern und Lehrern sowie zwischen den Lehrern verbessern müssen,
  • dass sich der Kommunikationsstil an der Schule verändern muss,
  • dass die Schule ein gemeinsames Werte- und Normensystem benötigt (Versprechen an die Schulgemeinschaft - Leitbild) und
  • dass das Selbstwertgefühl vieler Schüler einer Förderung bedarf.

An diesen Zielbereichen sollte deshalb schwerpunktmäßig gearbeitet werden, auch im Rahmen der Beteiligung der Schule am BLK-Modellprogramm Demokratie lernen & leben. Denn eine konstruktive und geregelte Kommunikation sowie entsprechende Normen an der Schule bilden unter anderem die Grundlage für ein demokratisches Miteinander.

Da ganz viel Bedarf an der Beschäftigung mit dem Thema „Kommunikation mit- und untereinander“ sichtbar wurde, überlegten wir gemeinsam, wie wir dieses Thema möglichst intensiv angehen können. Die Diskussion ergab, dass sich das Konzept der pädagogischen Tage gut eignet, um eine Neuorientierung in Bezug auf Kommunikation und Kooperation einzuleiten. Pädagogische Tage waren bei uns schon mehrfach Grundlage für darauf aufbauende Veränderungen und werden immer als ganz praktischer Teil der Umsetzung unseres Leitbildes und des Schulprogramms verstanden.

Leitlinien
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