Bericht zur Internationalen Sommerakademie „Demokratie lernen und leben in der Schule“ der DeGeDe
Nach dem Pilotprojekt ist vor dem Projekt…
Eine internationale Sommerakademie als gelungener Auftakt zum Transfer in ein mittel- und osteuropäisches Netzwerk zum schulischen Demokratie-Lernen
Als sich die 21 Teilnehmenden der „Sommerakademie Demokratie lernen & leben in der Schule“ vom LISUM Brandenburg Anfang September auf den Heimweg begaben, blickten die acht russischen und ukrainischen Demokratiepädagogen sowie Teilnehmende aus Belarus, der tschechischen Republik und Polen auf zwei intensive Fortbildungswochen zurück. Am Abend zuvor, zum Akademieabschluss, hatte Sonja Böhme das Schlusswort: Der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe) sei es gelungen, eine "eierlegende Wollmilchsau" zu konzipieren und erfolgreich durchzuführen. Damit brachte die Referentin des Fonds „Erinnerung und Zukunft“, der die finanziellen Mittel für die Akademie bereit gestellt hatte, zum Ausdruck, dass die Akademie eine gelungene Mischung aus Erfahrungsschätzen des BLK-Programms „Demokratie lernen & leben“ angeboten hatte, und dass die Mischung von Theorie, Training, Reflexion, Schulbesuchen, Erfahrungsaustausch und Rahmenprogramm stimmte. Im Rahmen der Akademie sollte mit den Beteiligten geprüft werden, ob – vor dem Hintergrund unterschiedlicher politisch-kultureller Ausgangslagen und einer sich in Aufbau und Kultur sehr unterscheidenden Schul(entwicklungs)kultur – Erfahrungen und „best practice“ aus dem BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“ eine Resonanz in den osteuropäischen Staaten erfahren.
Die Anerkennung durch Sonja Böhme fand ihre Entsprechung in den Reaktionen der Teilnehmenden, die mehr als zufrieden waren. Diese Zufriedenheit spiegelt sich auch in den Ergebnissen der externen Evaluation wider: „Die Teilnehmer/-innen der Akademie empfinden einen hohen Kompetenzzuwachs und würden die Teilnahme an dieser Akademie zu einhundert Prozent weiter empfehlen. Die Akademiebestandteile wurden als hoch bedeutsam und unterstützend für die eigene Tätigkeit erlebt, besonders wichtig waren den Teilnehmern/-innen auch die Schulbesuche an deutschen Schulen.“ Die Zwischenreflexionen und der Dialog am letzten Tag zwischen Teilnehmenden, DeGeDe-Vertretern und Gästen bestätigen zudem, dass alle viel mitgenommen haben: Während einige Teilnehmende konkrete (Schulentwicklungs-)Vorhaben in Angriff nehmen wollen, hatte sich bei anderen nach eigener Aussage die Haltung verändert, mit der sie zurück in die Schulklassenzimmer, in die universitäre Lehrerausbildung oder die Lehrerfortbildung zurückkehren wollen. Dass der Austausch unter den Teilnehmenden über die Landesgrenzen hinaus dabei eine wichtige Komponente für die Wirksamkeit der Akademiezeit darstellte, steht außer Frage: die Akademieteilnehmenden hatten in individuellen Bewerbungen um ein Vollstipendium für die Sommerakademie gegenüber der DeGeDe aufgezeigt, dass sie in ihrem Heimatland schon innovative Wege beschreiten, um Schüler/-innen bei der Entwicklung demokratischer Handlungskompetenzen zu unterstützen. Dementsprechend offen und anerkennend war die Seminaratmosphäre, die zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch einlud und in der die Hierarchie, die Nationalität und die Funktion gegenüber dem Wunsch, von dem Kollegen/der Kollegin (und vom BLK-Programm) zu lernen, zurück traten.
Zentrale Themen aus „Demokratie lernen & leben“ standen auf dem Programm: konstruktive Konfliktbearbeitung und Schulentwicklung (Angelika Fabricius), Rechtsextremismus und schulische Prävention (Dierk Borstel), Selbstwirksamkeitsförderung (Prof. Matthias Jerusalem), Menschenrechtsbildung (Dr. Claudia Lohrenscheit), Demokratietraining für Kinder (Christa Kaletsch), Feedbackkultur, fächerübergreifende Projektarbeit und Klassenrat (Schulbesuche im Gymnasium Rangsdorf, im Oberstufenzentrum für Bürowirtschaft Berlin, in der Fichtelgebirgsgrundschule Berlin und der Freien Schule Potsdam). Die (Programm- und Akademie-)Grundlagen hatten Sascha Wenzel und Dr. Jan Hofmann gelegt. Und Dr. Jochen Spielmann erntete für seine von ihm konzipierte und geleitete Berlin-Exkursion zum Thema „Demokratie als Bauherr“ höchste Anerkennung von den osteuropäischen Gästen.
Die Koordinierungsstelle des BLK-Programms war über Mathias Berner eingebunden, der für die Projektleitung der Akademie verantwortlich zeichnete und – zusammen mit Angelika Fabricius und dem Akademiemoderator Gerd Wisbar – die Akademie für die DeGeDe konzipiert hatte.
Die DeGeDe hat mit diesem Pilotprojekt eine Basis gelegt für zukünftige Netzwerkarbeit zum schulischen Demokratie-Lernen zwischen Deutschland und Mittel- und Osteuropa. Mathias Berner verlieh zum Akademie-Ende seiner Hoffnung Ausdruck, dass auf der Grundlage der Pilot-Erfahrungen nun weitere vom Fonds „Erinnerung und Zukunft“ förderbare Projekte entwickelt und realisiert werden können. Dass der Fonds (als Teil der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“) für die (noch junge!) DeGeDe ein gleichermaßen anspruchsvoller wie unterstützender Koorperationspartner war, gehört mit zur Bilanz aus der ersten Zusammenarbeit. Und für das BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“ könnte hierbei wirksame Verstetigung durch europäische Netzwerkarbeit realisierbar sein.
Mathias Berner
Wissenschaftlicher Mitarbeiter BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“
Projektleiter Sommerakademie
