Bericht: Zwischenkonferenz des Qualifizierungsprogramms "Berater für Demokratiepädagogik"
Was sind genau die Aufgaben und die Rolle eines "Beraters für Demokratiepädagogik"? Welche spezifischen Kompetenzen brauchen die zukünftigen Multiplikatoren? Wie sehen mögliche Einsatzfelder aus? Welche Unterstützung ist von Seiten der Kultusministerien notwendig, damit die Berater optimal einsetzbar sind? Und nicht zuletzt - welche Rolle spielt eine gemeinsam getragene Definition von "Demokratiepädagogik"?
Diese Fragen standen im Zentrum der Zwischenkonferenz des Qualifizierungsprogramms "Berater/in für Demokratiepädagogik" im BLK-Programm "Demokratie lernen & leben". Vom 2. bis 3. September kamen rund 90 Personen im Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburg (LISUM Bbg) in Ludwigsfelde zusammen, um Bilanz zu ziehen und vor allem Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen.
Seit zwei Jahren werden zur Sicherung der Nachhaltigkeit und des Transfers von Innovationsschwerpunkten des BLK-Programms ca. 130 Lehrer/-innen, Fortbildner/-innen, Schulpsycholog/-innen und Sozialpädagog/-innen u.a. aus 14 Bundesländern zu "Berater/-innen für Demokratiepädagogik" ausgebildet. Die zukünftigen Multiplikator/-innen konnten hierfür aus 8 Inhalts- und 3 Beratungsmodulen ein individuelles Fortbildungsprogramm zusammenstellen:
Inhaltsmodule Demokratiepädagogik
- Selbstwirksamkeitsförderung
- Werte- und Moralerziehung
- Civic Education
- Menschenrechte und interkulturelle Differenzen
- Konfliktbearbeitung und Schulentwicklung
- Verständnisintensives Lernen
- Projektdidaktik
- Training von Zivilcourage
Beratungsmodule
- Projektmanagement
- Schulentwicklung/Organisationsentwicklung
- Beratung und Moderation
Durchgeführt und evaluiert wird das Qualifizierungsprogramm vom LISUM Bbg., zertifiziert von der Freien Universität Berlin.
Ziel ist es, bis zum Ende des BLK-Programms im April 2007 Schulen in allen beteiligten Bundesländern die zahlreichen Angebote der Multiplikator/-innen auf Dauer abrufbar zu machen. Ein ehrgeiziges Ziel, für das es noch viel zu tun gibt, das durch die Zwischenkonferenz allerdings ein kleines Stück näher gerückt ist.
Begriffsbestimmung „Demokratiepädagogik“
Der erste Tag der Zwischenkonferenz stand ganz unter dem Motto "Demokratiepädagogik". Ausgangspunkt war, dass der Erfolg des Qualifizierungsprogramms auch von einer genauen Klärung des Begriffs "Demokratiepädagogik" abhängt - sei es für die Entwicklung eines eigenen Selbstverständnisses oder auch als sinnstiftende Klammer für die einzelnen Fortbildungsmodule.
Impulse für die gemeinsame Diskussion gaben ein Vortrag von Prof. Edelstein, Co-Projektleiter des BLK-Programms, zum Thema "Warum Demokratie lernen, wozu Demokratie lernen, wie Demokratie lernen" und drei Texte von Dr. Schirp, Prof. Fauser und ebenfalls Prof. Edelstein.
Nach intensiven Diskussionen wurde letztlich deutlich: Ein klareres gemeinsames Verständnis über den Begriff "Demokratiepädagogik" unterstützt die angehenden Berater/-innen in ihrer Beratungs- und Fortbildungsarbeit mit den Schulen und schafft für diese eine Identität in einem komplexen Handlungsfeld. Ziel ist besonders, Demokratiepädagogik als ganzheitliches System schulischer (Entwicklungs-)Arbeit erschließbar zu machen.
Zum Thema Qualitätsstandards und Kompetenzen wurde im BLK-Programm bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich aus Vertreter/-innen aus Wissenschaft, Administration und Praxis zusammensetzt. Sie wird unter Bezugnahme auf die Ergebnisse der Zwischenkonferenz einen orientierungsstiftenden Beitrag zum Verständnis von Demokratiepädagogik und dessen Relevanz leisten. Zu diesem Zweck soll ein Konzept entsprechender Handlungskompetenzen und die Definition von Standards einer demokratischen Schulkultur entwickelt werden. Über die (Zwischen-)Ergebnisse dieser "AG Q" wird über den Programm-Newsletter informiert.
Kompetenzen, Funktion und Rolle der „Berater für Demokratiepädagogik“
Im weiteren Verlauf der Zwischenkonferenz ging es auch weiterhin um das Thema Kompetenzen. "Was ist für mich die wichtigste Kompetenz, die ich als Berater/in für Demokratiepädagogik brauche?" war die Fragegestellung einer weiteren Arbeitsgruppen-Einheit. Einig war man sich darüber, dass sowohl fachliche Kompetenzen im Bereich Demokratiepädagogik wie auch Prozessberatungskompetenzen unerlässlich sind. Kontrovers wurde beispielsweise über die Gewichtung dieser beiden Bereiche diskutiert. Spontan bildete sich eine Gruppe von Konferenzteilnehmern, um bis in den späten Abend hinein die Arbeitsgruppenergebnisse zusammen zu fassen. Am nächsten Morgen wurden schließlich zwei Papiere vorgestellt.
In dem ersten Papier wurde die "Fähigkeit zur Implementierung von Programmanteilen aus den demokratiespezifischen Modulen" in einzelne Kompetenzen wie z.B. diagnostische Kompetenz und Interventionskompetenz ausdifferenziert. Betont wurde, dass nicht die einzelnen Kompetenzen spezifisch seien, sondern die Zusammenschau auf ein Ziel hin: "Schüler/-innen zu aktiver Teilnahme anzuregen und zu befähigen".
Prof. Frey (verantwortlich für das Modul Zivilcourage) und Prof. Edelstein stellten in einem zweiten nächtlichen Papier Kompetenzen der Berater/-innen in den Gesamtzusammenhang von Demokratiepädagogik.
Im Vorfeld der Zwischenkonferenz hatte eine im Auftrag des Lenkungsausschusses gegründete Arbeitsgruppe bereits ein erstes Werkstattpapier zum Thema "Funktion und Rolle der Berater für Demokratiepädagogik" erarbeitet. Es wurde von Frau Dewenter-Etscheid unter dem Motto "Wir werden es schaffen - bleiben wir dran" mitreißend vorgestellt. Ein Höhepunkt der Konferenz!
Folgende mögliche Tätigkeitsfelder der "Berater/innen für Demokratiepädagogik" werden in dem Papier unterschieden:
- Information/Wissen
- Fachberatung
- Beraten und Begleiten von Schulentwicklungsprozessen
- Fortbildungsberatung und Fortbildungsdurchführung
- Transfer unterstützen / Netzwerke knüpfen
Einsatzfelder/Portfolio
Nachdem im Rahmen der Konferenz zunächst über Demokratiepädagogik gesprochen wurde und im weiteren Verlauf vor allem die erforderlichen Kompetenzen und möglichen Funktionen der zukünftigen Berater für Demokratiepädagogik diskutiert und umrissen wurden, ging es im letzten Teil der Veranstaltung vor allem darum, diese entwickelten Kompetenzen auch sichtbar werden und schließlich in den einzelnen Bundesländern auch zum Einsatz kommen zu lassen.
Mit der Aufforderung an jeden Berater/ jede Beraterin, ein persönliches Portfolio seiner/ihrer Erfahrungen, Kompetenzen und Demokratie-Beratungsangebote zu erstellen, arbeiteten die Konferenzteilnehmer am zweiten Tag in länderspezifischen Gruppen. Hier ging es um die für viele der Berater-/innen entscheidende Frage: Wie kann mein Einsatzfeld im Land konkret aussehen? Wie werde ich eingebunden?
Gemeinsam mit den anwesenden Lenkungsausschussmitgliedern erarbeiteten die einzelnen Länder verschiedene Modelle einer möglichen Vernetzung oder Verankerung der angehenden Berater/-innen in die Fortbildungsstruktur der jeweiligen Länder.
Fazit
Die - vom LISUM Bbg. übrigens sehr gut vorbereitete - Konferenz hat einen Beitrag dazu geleistet, die Rolle der Berater/-innen für Demokratiepädagogik auszudifferenzieren und damit entsprechende Verunsicherungen auf Seiten der Berater/innen weiter abzubauen. Viele der angehenden Berater/-innen ist der Begriff Demokratiepädagogik klarer geworden und die gemeinsamen Ziele, die damit verbunden sind, mündeten in allerlei Vernetzungsvorhaben. Ein Schlüssel zum Konferenzerfolg war sicher auch die Beteiligung der verschiedenen Programmebenen. Lenkungsausschussmitglieder, Trainer/-innen des Multiplikatorenprogramms, das für die Ausbildung verantwortliche Team am LISUM, Mitarbeiter/-innen der Koordinierungsstelle sowie viele angehende Berater/-innen für Demokratiepädagogik waren in die komplexen Diskussionen involviert. Als der Vorhang fiel, waren immer noch viele Fragen offen und doch war klarer geworden, was in der verbleibenden Programmlaufzeit (und danach) von jedem Einzelnen zu leisten ist. Und die meisten der Konferenz-Beteiligten gingen motiviert an die damit verbundenen Aufgaben ....