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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Veranstaltungsbericht: „Selbstverständnis der Demokratiepädagogik – Derzeitiger Stand und Perspektiven für die Zukunft“ (DeGeDe, bpb)

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Veranstaltungsbericht: „Selbstverständnis der Demokratiepädagogik – Derzeitiger Stand und Perspektiven für die Zukunft“ (DeGeDe, bpb)

Noch ist "Demokratiepädagogik" im Deutschen weitenteils ein Fremdwort. Im Vergleich zu den darin enthaltenen Teilen mangelt es dem Ganzen gegenwärtig noch an breiterer begrifflicher und praktischer Vertrautheit. Das soll sich in Zukunft jedoch ändern. Warum und wie dies geschehen kann und soll, war das Thema der ersten Kooperation der im März diesen Jahres gegründeten Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe) mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

Moderiert von Dr. Harald Geiss (bpb) und Prof. Dr. Gerhard Himmelmann (DeGeDe) berieten sich etwa fünfzig teilnehmende Expert/-innen aus Erziehungswissenschaft, Politikdidaktik sowie pädagogischer und didaktischer Praxis in Form von Vorträgen und Diskussionen über die Bedeutung und Relevanz von Demokratiepädagogik, das gemeinsame Verhältnis von Demokratiepädagogik und politischer Bildung sowie über bildungspolitische und praktische pädagogische Perspektiven der Ausweitung und Entwicklung demokratiepädagogischer Handlungsfelder. In den Blick genommen wurde nicht nur die Situation in Deutschland, sondern vergleichend auch die in der Schweiz, in Österreich sowie in Europa insgesamt.

Hinsichtlich der Bestimmung des Begriffs der Demokratiepädagogik schien sich in den Vorträgen - trotz unterschiedlicher, zum Teil kontroverser, zum Teil komplementärer Akzentuierungen im Einzelnen - im Kern so etwas wie ein geteiltes, allgemeines Konzept abzuzeichnen. Demnach umfasst Demokratieerziehung eine kognitive, auf Wissen und Kenntnisse bezogene Komponente, eine soziale, auf die Entwicklung praktischer Fähigkeiten demokratischen Denkens und Handelns bezogene Komponente sowie eine affektive oder dispositionale, auf die Ausbildung eines sozialen demokratischen Habitus, der Bereitschaft zu demokratischem Denken und Handeln bezogenen Komponente.

Deutlich wurde dabei durchgängig die Einschätzung, dass politische Bildung im Sinne von Wissen und Kenntnissen ein notwendiger, gleichwohl nicht hinreichender Teilaspekt des Lernens von Demokratie ist. Prof. Dr. Peter Fauser (Universität Jena) betonte in seinem Vortrag, dass es darüber hinaus entscheidend des praktischen Lernens sowie der Erfahrung demokratischen Handelns in und außerhalb des Unterrichts bedarf, damit entsprechende Handlungsfähigkeiten und -bereitschaften entwickelt werden können. Prof. Dr. Wolfgang Edelstein, Co-Projektleiter des BLK-Programms "Demokratie lernen und leben", hob besonders die Bedeutsamkeit praktischer Erfahrungen von Demokratie als den Unterricht und das Schulleben umfassende Lebensform in Bezug auf die Ausbildung eines demokratischen Habitus hervor. In ähnlicher Weise äußerten sich auch die übrigen Vortragenden im Zusammenhang ihrer Vortragsthemen: Dr. Karlheinz Dürr (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg), der über Demokratie-Bildung in Europa sprach, Prof. Dr. Volker Reinhardt (Pädagogische Hochschule Zentralschweiz, Luzern), der in Grundzügen die aktuelle Situation von politischer Bildung und Demokratiepädagogik in der Schweiz vorstellte, Prof. Dr. Carsten Quesel (Pädagogische Hochschule Solothurn), der die Situation der politischen Bildung in der Schweiz mit derjenigen in England verglich, Dr. Horst Biedermann (Universität Fribourg), der das Verhältnis von konkreten Partizipationserfahrungen und Dispositionen und Fähigkeiten politischen Denkens und Handelns empirisch beleuchtete, und Dr. Christa Koenne (Schuldirektorin, Wien), die die Bedeutung der Schule als politischen Erfahrungsraum thematisierte. Prof. Dr. Gerhard Himmelmann (Universität Braunschweig) ging in seinem Vortrag näher auf das Verhältnis von politischer Bildung und Demokratiepädagogik ein. Dabei stellte er zunächst heraus, dass der Begriff der politischen Bildung im internationalen Kontext häufig auf Ablehnung stößt. Häufig werde er als zu eng angesehen. Stattdessen würden in anderen Ländern Begriffsbildungen wie "citizenship education" bevorzugt. Wichtig sei, dass damit auch eine andere, umfassendere Konzeption von Demokratieerziehung einhergehe. Die deutsche politische Bildung konzentriere sich verglichen damit traditionell zu stark auf Fragen politischer Strukturen und Organisationsformen als Themen und werde deshalb im internationalen Kontext, insbesondere auf Europaebene, zu wenig wahrgenommen. Das sollte, so Himmelmann, ein Impuls für die politische Bildung sein, sich stärker zu öffnen. 

Die sich an die Vorträge anschließende Diskussion beschäftigte sich vor allem mit Fragen und Perspektiven der praktischen Umsetzung der Konzeptionen. Ein wichtiges Thema war dabei die Frage der Weiterentwicklung der DeGeDe zu einer Plattform, über die demokratiepädagogische Aktivitäten und Initiativen in der Zukunft gebündelt, vernetzt und auf diese Weise unterstützt werden können. Durch die Tagung selbst scheint angesichts der Fülle bereits recht konkreter zum Ausdruck gebrachter Ideen ein weiterer wichtiger der ersten Schritte gemacht worden zu sein.


Tobias Diemer
BLK-Programm "Demokratie lernen & leben"

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