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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Drei Neuerscheinungen zu „Kooperativem Lernen"

Materialien

Drei Neuerscheinungen zu „Kooperativem Lernen"

Kooperatives Lernen gehört zu den am stärksten nachgefragten Fortbildungen im BLK-Programm „Demokratie lernen und leben“. Drei ganz unterschiedliche Neuerscheinungen zu dieser Lehr- und Lernstrategie werden hier vorgestellt: Das „Praxishandbuch Cooperative Learning: Effektives Lernen im Team“ von Kirsten und Sven-Olaf Miehe, ferner das Arbeitsbuch „Unterricht kooperativ gestalten. Hinweise und Anregungen zum kooperativen Lernen in Schule, Hochschule und Lehrerbildung“ von Silke Traub und schließlich der Methodenhefter „Was uns noch fehlte. „The missing link. Erlernen von Teamfähigkeit. Unterrichtsmethoden für alle Klassen“ von Cordula Hoffmann.

Kirsten und Sven-Olaf Miehe, beide sind als Lehrkräfte in Berufsbildenden Schulen und als Fortbildner tätig, wollen mit der gerade erschienen Überarbeitung des Praxishandbuches „Cooperative Learning“ Lehrer/-innen Anleitungen in die Hand geben, wie sie sich auf Cooperative Learning vorbereiten können, welche Ausrüstung für die Umsetzung benötigt wird, welche ersten Schritte wichtig sind und wie mit Anfangsschwierigkeiten umgegangen werden kann. Dabei ist es ihnen wichtig, die Zusammenhänge zwischen dem Erzeugen einer sicheren Lernumgebung, der Unterrichtssteuerung und der methodischen Ausgestaltung transparent zu machen. Sie können dabei an zahlreichen, durch eigene Unterrichtserfahrungen belegbaren Beispielen zeigen, wie gute Teamarbeit zu vermehrter Schüleraktivität, einer höheren unterrichtlichen Effizienz und damit zur Förderung sozialer, methodischer und fachlicher Kompetenzen führt. Den Begriff „Cooperative Learning“ verwenden die Autoren dabei ganz bewusst, stellt er doch als „in sich geschlossenes Konzept von Lehren und Lernen“ (S. 16) weit mehr dar als eine Sammlung von methodischen Elementen. Es klingt wie ein wahres Programm, wenn sie dieses Konzept als „eine Dienstleistung an den SchülerInnen wie an der Gesellschaft“ beschreiben.
Beim Durchgang des Buches sind vereinzelt Redundanzen bemerkbar, an einigen Stellen fehlt ein stringentes Festhalten an einer zunächst begonnenen inhaltlichen Linie, es leuchtet dann nicht die Logik der Platzierung eines Abschnittes im Kontext des gewählten Kapitels ein. Dies tut jedoch der hohen inhaltlichen Ergiebigkeit keinen Abbruch – mit der zweiten Auflage des Praxishandbuchs gelingt es den Autoren, eine wertvolle Einführung in das Arbeiten mit Cooperative Learning nebst umfangreicher Methodensammlung vorzulegen.

Silke Traub, Studienrätin und Lehrerausbildnerin, möchte mit ihrem Arbeitsbuch „Unterricht kooperativ gestalten“ Praktiker/-innen aus Schule, Hochschule und Lehrerbildung „sowohl mit theoretischen Ansätzen als auch mit praktischen Hilfen zum kooperativen Lernen vertraut machen und es so ermöglichen, sich Schritt für Schritt einer kooperativen Unterrichtsgestaltung anzunähern“ (S. 13). Die Autorin verschließt sich dabei nicht den negativen Erfahrungen, die mit kooperativem Lernen gemacht werden können. Auch thematisiert sie die Diskrepanz zwischen praxisrelevanter theoretischer Diskussion und einer auch heute noch zu konstatierenden Vernachlässigung in der schulischen Praxis, die sich nach Einschätzung der Autorin aus Vorbehalten von Lehrer/-innen speist. Vorbehalte beziehen sich u. a. auf den in kooperativen Lernformen herrschenden Lautstärkepegel (vielmehr: Gespräche, die zu Lernerfolgen beitragen), den lehrerseitigen Kontrollverlust (vielmehr: Verantwortung mit Zu- und Vertrauen an die Schülerinnen und Schüler abgeben) und die Gefahr des unzureichenden Lernerfolgs (vielmehr: Erwerb von sozialen Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten). Mit ihrem Buch möchte sie diesen Befürchtungen entgegenwirken und für die Stärken kooperativen Lernens werben. Dabei räumt sie mit der Vorstellung „man müsse Schülerinnen und Schüler nur zusammensetzen und dann entwickle sich von alleine kooperatives Lernen“ auf und zeigt Stück für Stück, wie die behutsame prozesshafte Umsetzung ablaufen muss, damit kooperatives Lernen zum Erfolgsmodell wird.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Arbeitsbuch um eine eindrucksvolle praxisorientierte Hilfe für die gleichsame Qualifizierung von Lehrenden und Lernenden für kooperatives Lernen. Der Autorin gelingt es sehr sensibel und nachvollziehbar, den Befürchtungen von Lehrerinnen und Lehrern Argumente für kooperatives Lernen entgegenzusetzen sowie seine Stärken herauszustellen. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass sie jedes Kapitel mit Anregungen abschließt, die von den Leserinnen und Lesern bearbeitet und dabei auch kooperativ bewältigt werden können – was eine wirkliche Hilfe zum Ausprobieren und kritischen Bewerten der Lernformen darstellt.

Cordula Hoffmann, Lehrerin und Beraterin für schulinterne Lehrerfortbildung und Fortbildnerin im Bereich kooperativer Lernformen, gibt mit ihrem ringordnerförmigen Methodenhefter „Was uns noch fehlte. ‚The missing link’“ interessierten Lehrerinnen und Lehrern ihren in der eigenen Berufspraxis gesammelten und erprobten Fundus an Unterrichts- und Gruppenmethoden kooperativen Lernens zum Ausprobieren und Nachnutzen in die Hand.
Der Kernbereich des Ordners ist den Methoden kooperativen Lernens vorbehalten, die auf die in den USA und in Kanada von Spencer Kagan entwickelten Arbeitsmethoden zurückgehen und auf deutsche Verhältnisse adaptiert vielfach erprobt und erweitert von der Autorin hier zusammengetragen sind.
Für jede der insgesamt acht Methoden ist ein separiertes Kapitel reserviert. Die inhaltliche Untergliederung der Kapitel folgt dabei im Groben sehr nutzerfreundlich einer einheitlichen und übersichtlich Form, die jeweils eine pointierte Auflistung der Ziele der dargestellten Methode sowie einen tiefgründigeren Einblick in den Durchführungsalgorithmus derselben nebst Erfahrungen aus der praktischen Anwendung und Tipps zu ihrer Einführung berücksichtigt.
Der Autorin ist es gelungen, eine klar strukturierte Sammlung der zentralsten Methoden kooperativen Lernens vorzulegen. Es muss aber davon abgeraten werden, diese auch ohne umfangreiche theoretische Vorkenntnisse bzw. grundlegende Erfahrungen im kooperativen Lernen in der eigenen pädagogischen Praxis umzusetzen. Hier ist die ergänzende Lektüre einschlägiger Veröffentlichungen – zu empfehlen sind die in der Sammelrezension ebenfalls besprochenen Arbeitsbücher – geboten.

Die ausführliche Rezension nebst der persönlichen Bewertung der Bücher von Dr. Catrin Kötters-König (LISA Halle, Programmelement von Sachsen-Anhalt im BLK-Programm „Demokratie lernen und leben“) steht im folgenden als Download zur Verfügung.
Download: Drei Neuerscheinungen zum Thema „Kooperatives Lernen"

09.10.2005

Schlagworte: Kooperatives Lernen