Fontane-Gymnasium, Rangsdorf – Veränderung der Schulkultur, September 2004
Veränderung der Schulkultur
Im Schuljahr 2003/04 brüteten die Schüler/-innen der 7., 8. und 9. Klassen des Fontane-Gymnasiums in Rangsdorf nicht nur über Schulaufgaben und Tests. Sie beschäftigten sich darüber hinaus mit einer Einschätzung und konstruktiven Kritik an ihren Lehrer/-innen und der Situation an der Schule allgemein. Anhand präzise formulierter Fragestellungen gaben die Schüler/-innen ein Feedback u.a. zu
- Verständlichkeit des Unterrichts,
- Unterrichtsmethoden,
- dem Umgang mit Konflikten,
- Eingehen der Lehrer/-innen auf seine Schüler/-innen, Lernmethoden sowie
- zu positiven und negativen Aspekten des Schullebens.
Die Lehrer/-innen ihrerseits versuchten gleichzeitig, sich selbst in den o.g. Bereichen einzuschätzen.
In einer anschließenden vertraulichen Gruppenbesprechung, die eine Schülermutter, selbst Expertin auf dem Gebiet der Feedback-Kultur und Organisationsentwicklung, moderierte, wurden Schülereinschätzung und Lehrerselbstbild nebeneinander gestellt. Wie sich herausstellte eine lohnende, wenn auch für manche neue und schwierige Erfahrung.
Schüler-Lehrer-Feedback
Es hat sich dabei gezeigt, dass systematisches Feedback kein Beurteilungs-, sondern vielmehr ein Entwicklungsinstrument ist. Mit dem Schüler-Lehrer-Feedback sind deshalb Formen verbunden, die Schüler/-innen und Lehrer/-innen in ein Gespräch über Lehren und Lernen bringen, „das erstaunliche Wirkungen zeigt; Wirkungen, die wir so nicht erwartet haben“.
Feedback bringt aber nicht nur die eine Seite, nämlich die vernachlässigte Perspektive der Schüler/-innen zur Geltung. Schülerrückmeldung gewinnt vielmehr dann seine eigentliche Form als Instrument der Unterrichts- und Schulentwicklung, wenn die Rückmeldung den Charakter einer gemeinsamen Beratung zwischen Lehrer/-innen und Schüler/-innen annimmt; wenn beide Seiten etwas über die Wirksamkeit ihres Verhaltens und ihre besonderen Aufgaben bei der Verbesserung des Unterrichts erfahren!
Selbstverantwortung und Partizipation
Und ganz nebenbei sind Rückmeldeprozesse, die auf einem solchen Verständnis der gegenseitigen Beratung beruhen, dann auch nicht mehr geeignet, Lehrer/-innen zu beurteilen. Denn wer Rückmeldeprozesse nutzt, um über eine Verbesserung von Unterricht nachzudenken, der kann seine Überlegungen nur dann auf eine Beurteilung des Lehrenden reduzieren, wenn er davon ausgeht, dass Lernen vom Lehrer „gemacht“ wird.
Das so genannte Schüler-Lehrer-Feedback ist am Rangsdorfer Gymnasium nur ein Baustein eines komplexen Schulentwicklungsprozesses, in dessen Zentrum die Schaffung einer Feedback-Kultur an der Schule steht.
Damit hat sich die Schule auf einen Weg der inneren Demokratisierung begeben, die die Prinzipien Selbstverantwortung und Partizipation in den Mittelpunkt stellt.