Das Oberstufenzentrum Bürowirtschaft und Verwaltung- Projektarbeit und Verständnisintensives Lernen, November 2004
Das Oberstufenzentrum Bürowirtschaft und Verwaltung, dass eigentlich aus vier Schulen besteht, hat sich eine enorme Aufgabe gestellt: Ein Schulprogramm zu entwickeln, welches das Selbstverständnis der Schule als lernender Organisation in Ziele, Methoden und gemeinsame Handlungsmaximen umsetzt.
Die Teilnahme am BLK-Projekt “Demokratie lernen und leben“ ist dabei zum wichtigen Impulsgeber geworden: Eine Steuerungsgruppe, ein “jour fix“ der Kollegen, Evaluationen und die ständige Arbeit an der praktischen Umsetzung theoretischer Einsichten aus Fortbildungen und Informationsveranstaltungen sind handfeste Ergebnisse der bisherigen Arbeit.
Eine enorme Schule
Das Oberstufenzentrum Bürowirtschaft und Verwaltung in Berlin-Lichterfelde ist eine enorme Schule. Enorm sind allein schon ihre Dimensionen: Fast 4000 Schüler machen 12 verschiedene Abschlüsse, unterstützt von 190 Lehrerinnen und Lehrern in 16 Fachbereichen. Die Komplexität ihrer organisatorischen Aufgaben spiegelt sich in der Länge und Verzweigtheit von Gängen, in der Vielzahl von Lehrerzimmern, Funktionsräumen und Informationsforen.
Schulentwicklung
Enorm ist auch die Entwicklungsaufgabe, die sich diese Schule, die eigentlich vier Schulen ist, gestellt hat: Ein Schulprogramm zu entwickeln, welches das Selbstverständnis der Schule als lernender Organisation in Ziele, Methoden und gemeinsame Handlungsmaximen umsetzt.
Die Teilnahme am BLK-Projekt “Demokratie lernen und leben“ ist dabei zum wichtigen Impulsgeber geworden: Eine Steuerungsgruppe, ein “jour fix“ der Kollegen, Evaluationen und die ständige Arbeit an der praktischen Umsetzung theoretischer Einsichten aus Fortbildungen und Informationsveranstaltungen sind handfeste Ergebnisse der bisherigen Arbeit. Dabei ist es die Abteilung vier, die gymnasiale Oberstufe, die am Projekt teilnimmt. Jedoch werden inzwischen Einsichten, Arbeitsweisen und Ergebnisse aus der Projektarbeit in die anderen Abteilungen weitergetragen, so daß Abteilung vier als Motor den Schulentwicklungsprozeß des OSZ als Ganzem vorantreibt.
Schulprogrammentwicklung
Jüngste Frucht dieser Übertragungsarbeit ist ein Schulentwicklungs-Ausschuss der Kollegen aus allen vier Abteilungen zusammenbringt - Stichwort “best practise“: also, aus den guten Erfahrungen der anderen lernen und langfristig als ganzes zum Vorbild werden.
Matthias Bergmann-Listing, Biologie- und Sportlehrer der gymnasialen Oberstufe beschreibt die Schwerpunkte der Schulprogrammentwicklung mit den Stichworten:
- Beteiligung der Kollegenschaft",
- "Qualitätsentwicklung von Unterricht und Unterrichtsorganisation" und
- "Erweiterung von Schülerkompetenzen"
Projektarbeit und Verständnisintensives Lernen
Eine große Rolle spielt dabei die Arbeit an Projekten. “Ökologie/ Ökonomie“ heißt ein fächerübergreifendes Projekt, an dem die Klasse 13 arbeitet. In diesem Jahr werden Fragen an der Schnittstelle der Fächer Biologie und Wirtschaft bearbeitet, die sich im Rahmen der EU-Osterweiterung im deutsch-polnischen Wirtschaftsraum ergeben. Ergebnisse sind nachzulesen unter http://www.bio-abi-wissen.de
Gegenwärtig organisiert Bergmann-Listing einen Fortbildungstag mit Professor Fauser von der Universität Jena zum Thema “verständnisintensives Lernen“. Während er das Programm erläutert, arbeitet seine elfte Klasse selbständig; es ist sehr ruhig. Überhaupt herrscht eine geschäftige Stille in den vielen Fluren und Arbeitsräumen. Dennoch: viel Beweglichkeit und noch mehr Teamarbeit wird den Kollegen abverlangt in einer lernenden Schule. Vor allem muß die Basis breiter werden. Bisher sind “etwas mehr als zwei händevoll“ Kollegen fest in die Schulentwicklungsarbeit eingebunden. Gegenwärtig werden die Fachbereichsleiter als Moderatoren fortgebildet. Sie werden ihre Fachkonferenzen nicht mehr nur abwickeln, sondern fachlich und organisatorisch führen können; auch das ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Qualitätsentwicklung.
Daß gerade eine Schule wie das OSZ die permanente inhaltliche Weiterentwicklung, die Bündelung von Kräften und die Evaluation von Leistungen braucht, liegt für die Lehrer auf der Hand: Hier wird in dreifacher Hinsicht repariert, was anderenorts vermurkst wurde. Wen das normale Schulangebot wegen häufigen Sitzenbleibens ohne Abschluss aussortiert hat, kann hier den Hauptschulabschluß machen und dann eventuell noch weiter kommen. Wer beim stetig schrumpfenden Lehrstellenangebot leer ausging, findet hier die Simulation von betrieblicher Ausbildung zusammen mit den schulischen Elementen. Was im hochselektiven deutschen Schulsystem voneinander geschieden wurde, wird hier in einem durchlässigen Nebeneinander und Miteinander wieder zusammengefügt. Und diese enorme Reparaturarbeit der OSZ ist bitter nötig zur Erhaltung einer demokratischen Gesellschaft.