Diese Seite wird nicht mehr aktualisiert

BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Das erste Landesparlament gegen Rassismus in Deutschland

Schulen

Das erste Landesparlament gegen Rassismus in Deutschland

Hintergrund und Zielsetzung:

Schüler und Schülerinnen aus 15 Schulen in Bremen arbeiten an dem bundesweiten Projekt „Schule ohne Rassismus“, das seit 1995 in Deutschland besteht. Als „Schule ohne Rassismus“ gelten Schulen, die sich bereit erklären bei rassistischen Übergriffen Anlaufstellen für Betroffene zu sein und anti-rassistische Arbeit zu fördern. Das Projekt „Schule ohne Rassismus“ läuft in Bremen sehr erfolgreich. Von der Berliner Zentralorganisation „Aktion Courage“ wurde das „Projekt P“ initiiert; wobei das „P“ für Partizipation steht. Im Rahmen des „Projekt P“s stellten wir uns „Schule ohne Rassismus“-Schulen die Aufgabe, uns zu überlegen, wie wir in Bremen gemeinsam mit den anderen „SoR“-Schulen etwas in die Wege leiten könnten, um uns gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus zu äußern.
 
Die Schüler/-innen aus drei SoR-Schulen (Gesamtschule Mitte, SZ Pestalozzistr. und SZ Walle-Lange Reihe), die alle auch BLK-Programmschulen sind, hielten es für notwendig, dass die Schulen nicht einzelne rassismusfreie „Nischen“ in Bremen bleiben, sondern dass sich ganz Bremen gegen den Rassismus wendet, also dass eine Aktion „Bremen ohne Rassismus“ gestartet wird. Schnell wurde uns innerhalb unserer Arbeitsgruppe klar, dass wir den Schwerpunkt auf die neu erstarkenden Neonazis legen wollten. Und so kam uns die Idee, die Umfrage, die wir für unsere Schule durchführen mussten um eine „Schule ohne Rassismus“ zu werden, ebenfalls im Parlament durchzuführen. Dann dachten wir uns, dass es am schönsten wäre, wenn wir neben den Politikern auch die Öffentlichkeit erreichen würden, indem wir eine Aktion auf dem Marktplatz durchführen. Deshalb sammelten wir Schüler und Schülerinnen aus den drei oben genannten Bremer Schulen an 3 Tagen im Januar in der Bürgerschaft Unterschriften für ein Parlament gegen Rassismus. Und dies war die Vereinbarung und unser Ziel: Jeder Abgeordnete, der unterschrieb, verpflichtete sich damit, offensiv gegen alle Formen von Diskriminierung und Rassismus in Bremen vorzugehen, das heißt also sich für bestimmte Aktivitäten einzusetzen, um den Rassismus zu überwinden. Sich bei offenen rassistischen Konflikten einzumischen und den Versuch zu unternehmen eine Lösung für sie zu finden gehört auch zu seiner Verpflichtung. Außerdem verpflichtete er sich mit seiner Unterschrift regelmäßig Aufklärungsprojekte für Jugendliche zu organisieren. Damit sich die Bremer Bürgerschaft „Parlament gegen Rassismus“ nennen kann, müssten 70% aller Abgeordneten unterschreiben.

Durchführung:

In einer Reihe gemeinsamer Treffen begannen wir mit der Vorbereitung dieser Aktion; wir haben uns über die Inhalte und Themen der Bereiche informiert, die wir im Parlament präsentieren wollten, haben einen Referenten eingeladen, der uns weitere Informationen zum Thema „rechte Musik“ gegeben hat.
Ein anderer Teil unserer Arbeitsgruppe hat sich damit beschäftigt, Briefe zu verfassen, in denen unser Vorhaben vorgestellt wurde, welche wir dann an den Vorstand der Bürgerschaft schickten, aber auch zur Information an die Presse. Sehr hilfreich war es, dass uns die Landeszentrale für politische Bildung in Bremen sehr unterstützte; so  haben wir von ihnen Material erhalten, aber auch personelle Unterstützung, zum Beispiel als wir in die Bürgerschaft gegangen sind um dem Vorstand unser Projekt vorzustellen und mit den Vorstandmitgliedern zu diskutieren.

Als wir das Projekt „Bremen gegen Rassismus – Bremen für Courage“ in die Bremer Bürgerschaft trugen, stand unser Ziel fest: Mindestens 70% aller Bremer Abgeordneten sollten davon überzeugt werden, unser Projekt mit ihren Unterschriften zu unterstützen und sich somit zu verpflichten, offensiv gegen Diskriminierungen und Rassismus vorzugehen.
 
Vom 24. bis 26. Januar 2006 war es dann soweit: 70% aller Abgeordneten sollten unterschreiben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde auch dem letzten in der Gruppe klar, dass es jetzt ernst wurde.
Die Bremer Abgeordneten waren allerdings sehr freundlich und aufgeschlossen und hatten sich im Vorfeld sogar so gut über das Projekt informiert, dass ein Teil der Politiker direkt auf uns zukam und fragte: „Wo darf ich unterschreiben?“ Das stärkte uns ungemein, weil es doch sehr schwer war, auf die jeweiligen Abgeordneten zuzugehen und sie um eine Unterschrift zu bitten. Einige der Abgeordneten warteten aber auch auf uns und ließen sich das ganze Projekt noch einmal erklären, was uns die Gelegenheit zu weiteren Erläuterungen gab. Wir berichteten dann kurz von den Anfängen unseres Projektes und erklärten ihnen, wozu sie sich verpflichten – sich langfristig gegen Gewalt, Diskriminierung und Rassismus einzusetzen.

Ergebnis des Projekts:

So hatten wir nach dem ersten Tag schon über 50% der Stimmen sicher und konnten etwas ruhiger in den nächsten Tag starten. An diesem zweiten Tag waren dann auch die Bremerhavener Abgeordneten mit dabei. An diesem Tag war wohl das größte Problem, dass wir nicht so recht wussten, wer noch nicht unterschrieben hatte und welcher Name auf den Listen zu welcher Person in der Bürgerschaft gehörte. Auch hier kamen uns einige Politiker zu Hilfe, sie halfen uns, die fehlenden Personen zu finden, und so gingen wir weiter auf Unterschriften-Jagd mit folgendem Resultat:
 
100% der Abgeordneten haben letztendlich unterschrieben und so ein deutliches Zeichen gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung gesetzt!

Neben den Politikern interessierten sich auch sehr viele Angestellte sich für unser Projekt und waren gerne bereit, uns ihre Unterschriften zu geben. Um möglichst viele Angestellte der Bremer Bürgerschaft zu erreichen, gingen einige Schüler/-innen in die Büros der Bürgerschaft und stellten unser Projekt vor. Die Angestellten stellten einige Fragen und waren sehr interessiert daran, ob denn schon alle Abgeordneten unterschrieben hätten.

Unsere Arbeit, unser Einsatz und die zum Teil nervenaufreibenden Treffen vorher haben sich also wirklich gelohnt, und wir sind stolz, dass wir das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ aufrecht erhalten haben, und dass nun bundesweit das erste „Parlament gegen Rassismus und für Courage“ hier in Bremen zu finden ist! Außerdem hoffen wir, dass die Bremer Abgeordneten langfristig ihre Verpflichtung ernst nehmen, sich offensiv gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung einzusetzen. Nun schauen wir gespannt auf die vor uns liegende Aufgabe, mit der Bremer Bürgerschaft gemeinsam eine große Jugendveranstaltung zu organisieren und wünschen uns natürlich die größtmögliche Unterstützung aller Politiker!

Frauke Schwagereit
Bremer Schülerin

Link auf unsere Homepage:
http://www.aktioncourage.de/ac/borbmccorcmc.htm

 

top