Projekt „Vereinte Nationen in Bremen“, Set 2: Nacht der Jugend, Oktober 2004
Indem Schüler/-innen aus sechs verschiedenen Bremer Schulen gemeinsam eine Ausstellung für die „Nacht der Jugend“ erstellten, zeigten sie, wie bereichernd andere Kulturen für das Leben der Stadt Bremen sind. Sie arbeiteten dabei selbstständig und schulübergreifend,
eigneten sich fundiertes Fachwissen zum Thema an und erlebten persönliche Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen. Ein Ansatz, der Jugendliche zum eigenständigen, selbstverantwortlichen Handeln ermutigt, ihnen konkrete Erfahrungen ermöglicht und sie politisch diskursfähig macht.In der Foto-Ausstellung „Vereinte Nationen in Bremen“,
die im Rahmen der 6. „Nacht der Jugend“ am 4. November 2003 im Bremer Rathaus gezeigt wurde, lächeln den Besucher viele verschiedene Gesichter an. Gesichter von Schülerinnen und Schülern aus 85 Nationen, die in Bremen zur Schule gehen. Auf einer Weltkarte sind mit bunten Punkten die vielfältigen Beziehungen, die Bremen mit der Welt verbinden, markiert:
aus 113 Nationen sind Schüler/-innen an Bremer Schulen vertreten, Bremer Unternehmen unterhalten mit 152 Staaten wirtschaftliche Beziehungen. Bremen ist der „Schlüssel zur Welt“, wie es das Bremer Stadtwappen ja auch bildlich ausdrückt.Die Ausstellung „Vereinte Nationen in Bremen“ wurde von Schüler/-innen einer 11. Klasse des Fachober schulzweiges des Schulzentrums Sekundarstufe II an der Walliser Straße in Zusammenarbeit mit fünf weiteren Bremer Schulen (s.u.) als ein Programmelement im Modellprogramm „Demokratie lernen & leben“ erarbeitet. Sie will zeigen, wie bereichernd die Menschen aus anderen Ländern für Bremen sind. Ungefähr ein halbes Jahr haben die Schüler/-innen im Rahmen ihres Politikunterrichts daran gearbeitet. Ausgangspunkt waren die schockierenden Ergebnisse der Bremer Gewaltstudie, in der mehr als 4000 Bremer Schüler zu ihren Gewalterfahrungen und zu ihren politischen Einstellungen befragt wurden. Besonders die Aussage von mehr als 50 % der Schüler/-innen, dass „Ausländer in vieler Hinsicht für Deutschland und seine Kultur keine Bereicherung seien“, bedurfte einer Aufarbeitung. Im Unterricht von Wolfram Stein analysierten die Schüler/-innen Bevölkerungsstatistiken und die Krise der Sozialsysteme und erkannten die Notwendigkeit einer aktiven Einwanderungspolitik. „Ich will die Jugendlichen in die politische Diskussion führen, sie diskursfähig machen. Dazu brauchen sie Wissen und Verständnis von Zusammenhängen, Argumente“, erklärt der Politiklehrer. Neben dem Verständnis sachlicher Zusammenhänge suchten seine Schüler/-innen in der Vorbereitung der Ausstellung aber auch die persönliche Begegnung mit ausländischen Schüler/-innen. Nachdem sie Namen, Nationalität und Schule vom Bildungssenator eingeholt und einen Fragenkatalog erstellt hatten, trafen sie sich individuell zum Interview und Fototermin mit ihren ausländischen Gesprächspartner/-innen.Die Ausstellung gibt neben diesen individuellen Porträts auch relevante Informationen zum jeweiligen Herkunftsland: Hauptstadt, Einwohnerzahl, Fläche, Bruttoeinkommen pro Kopf, Lebenserwartung etc., Daten, die die Schüler/-innen wiederum im Unterricht recherchierten und auswerteten. So verknüpft das Projekt sachbezogene Themen mit der Möglichkeit zu individuellen zwischenmenschlichen Erfahrungen und lässt die Schüler/-innen dabei mit Hilfe der Projektmethode eigenständig arbeiten. Auch die schulübergreifende Zusammenarbeit von Schülern/-innen ist ein besonderer Aspekt des Projekts: Während die 11. Klasse des SZ an der Walliser Straße die eigentliche inhaltliche (Vor-)Arbeit machte, wurden Fotografen- und Interviewteams aus fünf verschiedenen Schulen zusammengestellt (SZ an der Walliser Straße, Gesamtschulen Mitte und West, SZ des Sekundarbereichs II am Rübekamp, Gymnasium Horn), Redaktion und Ausstellungsgestaltung übernahmen Schüler/-innen der Gesamtschule West.
„Mit der Ausstellung haben die Bremer Schüler/-innen eine eigene Antwort auf die o. g. Bremer Schülerbefragung gegeben“, resümiert Wolfram Stein den Lernerfolg des Projektes, „eine Antwort, die nicht auf der Ebene des pauschalen Vorurteiles angesiedelt ist, sondern mit mehr als einem Gesicht dagegenhält.“
Schulbeschreibung
Das Umfeld der Gesamtschule West, der Gesamt-schule Mitte, des Schulzentrums des Sekundarbereiches II am Rübekamp, des Schulzentrums Walle und des Gymnasiums Horn ist großstädtisch und ein sozialer Brennpunkt mit einer breiten sozialen Fächerung der Schülerschaft. Der Migrantenanteil der Schülerschaft liegt bei über 30 %. Die Schulen führen Gemeinschaftsprojekte mit externen Partnern durch. Zudem findet an den Schulen ein fächerübergreifender Unterricht statt.