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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: 141. Mittelschule - Zukunftswerkstatt an der 141. Mittelschule in Dresden

Schulen

141. Mittelschule - Zukunftswerkstatt an der 141. Mittelschule in Dresden

Für Mitbestimmung müssen Räume geschaffen werden, die mit eigenverantwortlichem Handeln gefüllt werden - so der Ansatz der 141. Mittelschule Dresden. Dass diese Mitbestimmung für Schüler/-innen Realität wird, dafür setzt sich Schulleiter Thomas Lorenz ein und gibt zusammen mit seinem Kollegium den Schüler/-innen methodische und sonstige Unterstützung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Schüler/-innen werden zu eigenverantwortlichen Akteuren im Schulleben, die ihre Schule mitgestalten.

Die Situation der meisten Schüler/-innen der 141. Mittelschule in Dresden-Gorbitz ist schwierig: viele von ihnen leben in prekären sozialen und ökonomischen Verhältnissen, die vor allem durch eine hohe Arbeitslosenquote im Einzugsgebiet der Schule begründet liegt. So stehen sie schon als Heranwachsende nicht auf der Sonnenseite unserer Gesellschaft. Umso wichtiger sei es, sagt Thomas Lorenz, Schulleiter an der 141. Mittelschule, dass gerade diese Kinder und Jugendlichen in der Schule zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit erzogen werden. Dies könne ihnen helfen, auch in ihrem Leben außerhalb und nach der Schulzeit Probleme zu meistern und an der Gesellschaft aktiv teilzuhaben. Thomas Lorenz’ Ziel ist es, eine Schule zu schaffen, in der alle mitbestimmen und gleichzeitig für ihr Tun Verantwortung übernehmen.

Den wichtigsten Impuls in diese Richtung setzte die Schule im Mai 2003 mit einer Zukunftswerkstatt, an welcher 21 Schüler/-innen und vier Lehrerinnen unter der Leitung eines externen Moderators teilnahmen. Die Gruppe war nach intensiver Absprache mit den Schülervertreter/-innen aus unterschiedlichen Altersstufen zusammengesetzt worden. In der landschaftlich reizvollen Umgebung der sächsischen Schweiz, fernab vom städtischen Treiben in Dresden, gingen Schüler/-innen und Lehrer/-innen an die Arbeit. In einer Kritikphase machten sie zunächst ihrem Ärger Luft und sammelten alle Zustände und Situationen, die ihnen an der Schule nicht gefielen. Besonders stark übten die Schüler/-innen Kritik am Umgang miteinander im Schulalltag, der z. T. auch in gewaltsame Auseinandersetzungen mündete. Aber auch mangelnde Sauberkeit und Ordnung im Schulhaus, Belästigung durch Raucher und ein unbefriedigender Unterrichtsablauf waren Gegenstand der Kritik.

Nachdem so die wichtigsten Kritikbereiche benannt waren, folgte die so genannte „Visionsphase“. Hier konnten Schüler/-innen und Lehrer/-innen ihre Wunschbilder einer angenehmen, positiven Schule zeichnen. Die Teilnehmer/-innen taten dies in Arbeitsgruppen zu den Themen „Gewalt im Schulalltag“, „Ordnung und Sauberkeit“ und „Unterricht in der Zukunft“. Die Ergebnisse stellten sie in kreativer Form in Rollenspielen vor, bevor sie sich in die Konkretisierungsphase begaben. Die Motivation aus der „Visionsphase“ nutzend, will die Methode der Zukunftswerkstatt so die ehemals „Betroffenen“ zu „Beteiligten“ machen. Konkrete Ziele werden formuliert und Aufgaben im Veränderungsprozess übernommen. Zwei Schülerinnen beschlossen, sich dafür einzusetzen, in den 5. und 6. Klassen nur noch eine Klassenarbeit pro Woche zu schreiben. Ein Schüler wollte sich dafür einsetzen, dass ein Engagement von Schüler/-innen in der Johanniter-Unfallhilfe möglich wird. Eine andere Gruppe von Schüler/-innen nahm sich vor, beim Aufbau einer Streitschlichtergruppe mitzuwirken. Wieder eine andere Gruppe setzte sich für mehr Sauberkeit im Schulhaus ein und plante, die Toiletten zu renovieren.

Konkrete Ergebnisse dieser Zukunftswerkstatt konnten Schüler/-innen und Lehrer/-innen dann auch schon bald an Veränderungen in der Schule erkennen: In den Sommerferien renovierten Schüler/-innen eigenständig die Toiletten und richteten das Schülersprecherzimmer ein. Das Prinzip „Mitbestimmung erzeugt Eigenverantwortung“ von Schulleiter Lorenz war also aufgegangen. „Wir wollen erreichen, dass die Schüler/-innen sagen: ‚Ich nehme mir vor, dass…’“, erläutert er das Prinzip. Sei ein Vorhaben einmal formuliert, würde es das Kollegium und die Schulleitung gerne in der Verwirklichung unterstützen. Kollegium und Schulleitung kümmern sich um die nötigen Ressourcen und Freiräume für das eigenverantwortliche Handeln der Schüler und erreichen so, dass das Engagement nicht verpufft. Zu dieser Unterstützung gehört eine Klassenleiterstunde in der Woche, in der die Klassen ihre Probleme erörtern und regeln können. Die Schülervertretung nimmt an Dienstbesprechungen des Kollegiums teil, um dort ihre Anliegen vorbringen zu können. Schülersprecher und interessierte Schüler/-innen bekommen ein Moderationstraining, es werden Konflikttrainings in Zusammenarbeit mit dem Forum Theater Dresden angeboten und Schüler/-innen fahren mit ihren Lehrer/-innen auf Lehrerfortbildungen, um sich gemeinsam über die Gestaltung des Unterrichts Gedanken zu machen und ein schulinternes Methodencurriculum zu entwickeln.All dies sind Bausteine in einem ganzheitlichen Konzept einer Schule als Demokratie, in der Mitbestimmung stattfinden kann und in Eigenverantwortung mündet.

Schulbeschreibung:

Die 141. Mittelschule liegt in einem großstädtischen Umfeld in einem gemischten sozialen Umfeld. In der Schule werden Freiarbeit, fächerübergreifender Unterricht, Projektwochen und Förderunterricht angeboten. Ebenso gibt es eine aktive Schülermitverwaltung sowie eine Streitschlichterausbildung.

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