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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen. Strategien zur Schüleraktivierung.

Materialien

Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen. Strategien zur Schüleraktivierung.

Brüning, Ludger/Saum, Tobias (2006): Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen. Strategien zur Schüleraktivierung. Essen: Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft mbH, Essen. 178 Seiten. ISBN: 3-87964-306-7. 24,80 Euro

Im äußerst positiven Vorwort des hier besprochenen Buches werden die Autoren Ludger Brüning und Tobias Saum von Norm und Kathy Green, zwei bekannten, kanadischen Fortbildnern auf dem Gebiet des kooperativen Lernens, als „sehr begabte Lehrer“, „mitreißende und kreative Moderatoren in der Lehrerfortbildung“ und „Experten auf dem Gebiet des Kooperativen Lernens“ (S. 5) ausgewiesen. Mit ihrem Buch „Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen“ liefern sie ein theoretisch fundiertes und praktisch erprobtes Rüstzeug für erfolgreiches und zufriedenes Lehren und Lernen. Das von den beiden Kanadiern verliehene „Gütesiegel“ spricht quasi für sich: so zeichnen sie die neuerschienene Publikation mit dem Attribut aus, „eines der besten“ Bücher über Kooperatives Lernen zu sein .

Von „Gruppenarbeit“ abgegrenzt wird „Kooperatives Lernen“ hier noch einmal mit aller Entschiedenheit als die Integration verschiedener Unterrichtsformen „mit dem Ziel der Aktivierung aller Schülerinnen und Schüler“ (S. 9) und den Effekten

Ludger Brüning und Tobias Saum führen der Leserin und dem Leser eindrucksvoll vor Augen, dass für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie des Kooperativen Lernens in die eigene schulische und unterrichtliche Praxis zunächst die Erkenntnis essentiell ist, dass

  1. dazu ein klares Verständnis des Konzeptes benötigt wird,
  2. der Aufbau dieses Verständnisses nur im Wechselspiel mit seiner praktischen Erprobung erfolgen kann,
  3. die Wirksamkeit kooperativen Lernens an das bewusste und volitive soziale Lernen von Schülerinnen und Schülern gekoppelt ist und dass
  4. dieses soziale Lernen für die Schülerinnen und Schüler tatsächlich gewinnbringend ist.

Die ersten drei Kapitel wenden sich der Frage zu, WAS die Kernelemente des Kooperativen Lernens sind, aus denen alle Formen kooperativen Arbeitens bestehen:

  1. das individuelle Nachdenken,
  2. das lernwirksame Austauschen in Partnerarbeit oder in Kleingruppen
  3. und das von jeder Schülerin und jedem Schüler mitverantwortete Vorstellen der Ergebnisse.

Sie zeigen darüber hinaus anhand einleuchtender Unterrichtsbeispiele, eingängiger Übungen und durchdachter Beschreibungen und Kommentare auf, WIE diese Kernelemente methodisch umgesetzt werden können. Dabei ist das auf Erkenntnissen der Gehirnforschung und der pädagogischen Psychologie fußende Bewusstsein, dass Lernen keine Übernahme präsentierten Wissens, sondern eine individuelle Konstruktionsleistung darstellt, immer gegenwärtig.

In Kapitel 4 stellen die Autoren eine Fülle von Möglichkeiten der Partnerarbeit vor, zeigen, welche Vorzüge diese haben, sowie wann und entlang welcher Strategien sie gewinnbringend eingesetzt werden können.

Die Vereinbarkeit von Kooperativem Lernen und frontalen Lernsituationen (Lehrer- oder Schülervorträge, Gruppenpräsentationen, Filmvorführungen, Experimente, fragend-entwickelndes Unterrichtsgespräch etc.) ist Gegenstand des fünften Kapitels. Aufbauend auf den Erkenntnissen der Unterrichtsforschung, wonach auch frontale Unterrichtssituationen erfolgreich sein können, wenn die Schülerinnen und Schüler anschließend die „Gelegenheit haben, die dargebotenen Informationen zu verarbeiten“ (S. 84), wird ein Ablaufmodell skizziert und anhand von Beispielen gezeigt, wie im Unterricht ein Wechsel von Darbietung und Kooperation gestaltet werden kann, der für nachhaltiges Lernen so ungeheuer bedeutsam ist.

Während diese ersten fünf Kapitel die Grundlagen des kooperativen Lernens vermitteln, gehen die Autoren in Kapitel 6 einen Schritt weiter und stellen komplexe, in allen Unterrichtsfächern einsetzbare kooperative Lernstrategien vor, die erst dann im Unterricht eingesetzt werden sollten, wenn die Schülerinnen und Schüler erfahrungsbasiertes Vertrauen in das kooperative Lernen gewonnen haben:

Das Kapitel 7, in dem aufgezeigt wird, wie man Gruppen bilden und mit gezielten Übungen Teamgeist fördern kann, wird deutlich, dass die Autoren der Bildung funktionierender Lerngruppen – von Teams also, in denen jeder für die anderen Verantwortung übernimmt – eine besondere Bedeutung beimessen. Ausgehend von der Tatsache, dass die Schülerinnen und Schüler in ihrem späteren Berufsleben immer wieder in Situationen geraten werden, in denen sie mit anderen in einem Team zusammenarbeiten müssen, empfehlen sie, die Zusammensetzung von Lernerteams in der Regel möglichst durch eine Zufallsauswahl (mit Karten, Schneeballwerfen, nach dem Geburtstag etc.) bestimmen zu lassen. Sie zeigen, begründen und erklären aber auch, wie und wann man in bestimmten Unterrichtssituationen gezielt Gruppen bildet, sei es differenziert nach unterschiedlicher Leistungsfähigkeit, Geschlecht und Interessen. Ein besonderes Augenmerk lenken sie auf teamgeistfördernde Aktivitäten, die noch vor der eigentlichen Arbeit in den Lerngruppen durchgeführt werden sollten: die Namensschild-Methode, das Herausfinden von Gemeinsamkeiten und Unterschieden, das Positive Fokussieren und das Miteinander-ins-Gespräch-Kommen.

Das achte Kapitel wendet sich der Frage zu, was eine erfolgreiche Gruppe charakterisiert und dass die Gelingensbedingungen Kooperativen Lernens in

  1. der sozialen Kompetenz der Gruppenmitglieder,
  2. der Arbeit in Kleingruppen,
  3. einer positiven wechselseitigen Abhängigkeit der Gruppenmitglieder,
  4. der individuellen Verantwortung eines jeden Gruppenmitgliedes für die Gruppenarbeit und in
  5. der immanenten Reflexion des Gruppen- und Arbeitsprozesses liegen.

In Kapitel 9 zeigen Ludger Brüning und Tobias Saum wie das Kooperative Lernen in den Unterricht eingebunden werden kann. Sie ermuntern die Unterrichtenden mit Nachdruck zum Experimentieren beim zielorientierten Einbinden des kooperativen Lernens in den Lernprozess der Schülerinnen und Schüler, damit die kooperativen Strategien ihr ganzes Potential entfalten können.

Sehr wertvoll ist das zehnte und abschließende Kapitel – hier werden zunächst den einzelnen Phasen des kooperativen Prozesses geeignete Strategien zugeordnet, anschließend erfolgt eine Zuordnung kooperativer Strategien zu allgemeinen Unterrichtszielen.

Ein Literaturverzeichnis mit persönlichen Empfehlungen der Autoren sowie der Anhang mit Stichwortverzeichnis sowie Lösungsvorschlägen zu den Übungen in den Kapiteln runden die Publikation ab.

FAZIT:

Die Autoren reihen nicht einfach Information an Information und Material an Material –  es ist ihnen vielmehr offenbar ein Anliegen, die wirkungsvolle Strategie des kooperativen Lernens auch anderen Lehrerinnen und Lehrern durch die umfassende Beschreibung des notwendigen Handlungswissens sowie der erforderlichen Materialien zu vermitteln. Sie zeigen und ermutigen dazu, dass sich die Strategie problemlos in den bisherigen Unterricht integrieren lässt, indem das Repertoire an Werkzeugen erweitert wird, und mit welchen ersten Schritten damit sofort begonnen werden kann.

Dabei wird eine aktive Auseinandersetzung mit dem Buch provoziert, indem die Leserinnen und Leser immer wieder dazu eingeladen werden, Übungen zu absolvieren, daraus mitunter Hypothesen über das Spezifische an kooperativem Lernen selbst abzuleiten und diese an den sich anschließenden Passagen zu überprüfen. Der jedem Kapitel innewohnende „Blick ins Klassenzimmer“ macht die vorgestellten Prinzipien und Strategien plastisch und lebendig. Der jedes Kapitel abschließende „Blick zurück“ fasst das Wesentliche grafisch und verbal zusammen. Hilfreich sind die zahlreichen Querverweise zwischen den einzelnen Kapiteln und Abschnitten, mittels derer man sich schnell und effektiv Informationen zusammenfügen kann.
Somit hat die hier besprochene Publikation eindeutig den Status eines in seiner didaktischen Qualität herausragenden LEHR-Buches.


Skeptiker und noch nicht Entschlossene dürfte letztlich insbesondere überzeugen, dass laut den Autoren beim Kooperativem Lernen:

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28.09.2006
Dr. Catrin Kötters-König

Schlagworte: Kooperatives Lernen