Handreichung: Das Deliberationsforum als neue Lernform – Wissens-, Meinungs- und Konsensfindung zu gesellschaftspolitischen Themen verstehen und gestalten (Baden-Württemberg)
Deliberation bedeutet vernunftgeleitetes und gleichberechtigtes Sprechen mit dem Ziel, eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung zu finden. Hierbei soll erreicht werden, dass Menschen mit unterschiedlichen Präferenzen, Entscheidungen treffen, die von möglichst vielen, die von der Entscheidung betroffen sind, akzeptiert werden können und als demokratisch legitim empfunden werden.
Eine Kultur öffentlicher Deliberation ist bisher weder auf der mikropolitischen Ebene von Institutionen wie der Schule noch auf der makropolitischen Ebene von Parlamenten ein selbstverständlicher Bestandteil unserer politischen Kultur in Deutschland. In der medial vermittelten Demokratie ist statt abwägendem Sprechen im Sinne einer für alle zukunftstauglichen Lösung vor allem eine Gewinner-Verlierer-Logik, das „Recht des Lauteren“ zu beobachten. Eine deliberative Kultur zu entwickeln, kann daher nur ein längerfristiges Bildungsziel sein.
Deliberation selbst ist eine Schule demokratischer Kultur. Weil das so ist, sollten Formen des deliberativen, demokratischen Sprechens in der öffentlichen Schule mit dem in der Verfassung niedergelegten Bildungsauftrag einer Erziehung zur Demokratie ihren Raum finden.
In dieser Handreichung soll das Deliberationsforum als eine neue Lernform vorgestellt werden, in der Schüler/-innen die Komplexität realer demokratischer Prozesse, Meinungsbildung wie auch Entscheidungsfindung abzubilden versuchen.
Die folgenden vier Schulen haben das Deliberationsforum bereits erfolgreich erprobt:
- das Eichendorff Gymnasium, Ettlingen
- das Droste-Hülshoff-Gymnasium, Freiburg
- die John-F.-Kennedy-Schule, Berlin
- das Gymnasium Rahlstedt, Hamburg
17.01.2007
Anne Sliwka, Silvia Lauble, Susanne Frank
Schlagworte: Deliberation, Demokratiekompetenzen, Projektlernen