Verantwortungsübernahme von Grundschülern in der Gemeinde
4. Zwischenbilanz
Welche Erfahrungen liegen bisher vor? Welche Folgen haben sich ergeben?
Bisher lässt sich resümieren, dass unser Engagement zur Öffnung der Schule in das lokale Umfeld, in die Heimatorte unserer Schüler/innen, stark gewachsen ist. Eltern, Ortsparlamente, Vereine und Betriebe sowie Kindereinrichtungen sind im Laufe der Zeit zu echten Partnern bei der Gestaltung des Schullebens geworden. Durch die gemeinsame Realisierung der Projekte in Zusammenarbeit schulischer und außerschulischer Partner sowie generationsübergreifender Aktivitäten wurden und werden soziale Bindungen gefestigt und das soziale Gefüge in der Region gestärkt.
Dabei treten Schüler/innen und Lehrer/innen aktiv im lokalen Umfeld und in den Gemeinden auf und erfahren dort eine große Resonanz. Das alles setzt auf Seiten der Beteiligten ein hohes Maß an Engagement voraus. Wir waren zunächst nicht sicher, ob wir diesen Umfang an Aufgaben in unserem kleinen Kollegium gewachsen sind und wie sich unsere Hand-in-Hand-Arbeit gestalten würde, haben aber insgesamt gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht auch, weil wir nur sieben Kollegen/innen sind, da musste jeder mitmachen, da konnte sich keine/r verstecken. Die Motivation der Lehrer/innen innerhalb eines solchen Projektes springt auf die Schüler/innen über und ebenso lassen sich die Lehrer/innen von den Schüler/innen mitreißen. Dies ist aber ein Entwicklungsprozess, der seine Zeit braucht.
Mit jedem kleinen Baustein der demokratischen Entwicklung von Schulkultur über die Öffnung unserer Schule ist eine positive Veränderung des Schulklimas zu bemerken. Schüler/innen haben insgesamt mehr Verantwortung übernommen und sind stolz auf das Erreichte. Da die Interessen der Schüler/innen berücksichtigt wurden und es nur begrenzt mögliche Engagementfelder in der Region gibt, ist eine klassenweise Einbeziehung in ein anvisiertes Projekt nicht möglich, aber auch nicht notwendig. Wichtig ist eher darauf zu achten, dass die Schüler/innen nicht überlastet werden. Dies ist bei einer kleinen Grundschule mit den entsprechenden Schülerzahlen und sehr vielfältigen Angeboten nicht ganz einfach. Man muss sorgfältig jeden Schüler im Auge behalten.
Aus Gesprächen mit den Schülern/innen geht jedoch klar hervor, dass durch das Erproben von Engagementfeldern Interessen langfristig gestärkt und beeinflusst werden. Wir haben beispielsweise Schüler/innen befragt, die das Engagementfeld Wasserwacht für sich als Tätigkeitsfeld gewählt hatten. Entscheidend für die Wahl dieses Engagementfeldes waren zunächst vor allem die eher allgemeinen Kriterien „Neues kennen lernen“, „Thema interessant“ und „mit Freunden etwas gemeinsam tun“ (Schüler/innen bepunkteten dazu ein Blatt mit verschiedenen Entscheidungskriterien, vgl. Warum entscheide ich mich für die Wasserwacht?).
Nach der realen Beschäftigung mit der Thematik und der Ausbildung als Jungrettungsschwimmer/innen sind heute noch alle Kinder in diesem Bereich tätig und wollen vor allem auch nach bevorstehendem Schulwechsel der Wasserwacht treu bleiben. Von Seiten der Schüler/innen wurde zudem geäußert, dass sie sich auch selbst vorstellen könnten, einmal als Ausbilder tätig zu sein (Ergebnisse aus Interviews mit den Schülern/innen, siehe Interviewleitfaden für Schüler).
Eine aktive Zusammenarbeit den Eltern und anderen Vertretern aus der Gemeinde ist uns gelungen, „der Funke ist übergesprungen“ und wurde zu dem Gedanken „Es ist unsere Sache“.
Aus Interviews mit Eltern der Schule (siehe Interviewleitfaden für Eltern) kann man entnehmen, dass die Eltern das Projekt für eine wichtige Aktivität der Schule halten und es sehr begrüßen, dass ihren Kindern solche Wege aufgezeigt werden. Sie sehen darin eine Bereicherung des Schulalltags und denken, dass die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder gefördert wird. Als Eltern sind sie über geplante Projekte und Vorgehensweisen immer informiert, dabei geht die Schule auf die Eltern zu und wirbt um Mitwirkung. Die Eltern berichten, dass ihre Kinder stolz sind auf das, was sie schon leisten können und halten es auch für besonders wichtig, dass die Durchführung der Projekte soweit wie möglich sinnvoll in den Unterricht integriert wird. So ist auch eine feste und langfristige Installierung der Projekte an der Schule möglich.
Die Schulleitung und die Lehrer/innen sind bei allen Vorhaben zunächst die Initiatoren, die sich Partner für Projekte suchen und auf diese offen zugehen müssen. In der Folge ist fast immer mit kleinen und großen Hilfsangeboten zu rechnen. Das Vertrauen zwischen allen Beteiligten ist gewachsen. Insbesondere mit dem Freiwilligenzentrum erlebten wir die Kooperation als äußerst produktiv. Die Mitarbeiter/innen waren teilweise im Unterricht präsent oder führten Unterrichtseinheiten selbständig durch. Wir bekamen Impulse für Zielstellungen und unsere Motivation wurde durch die wertschätzende Zusammenarbeit immer wieder aufs Neue angekurbelt.
Im Gestalten von Kooperationen gab es aber auch Schwierigkeiten. So hatte der Ausbilder der Wasserwacht (Student) Probleme im Umgang mit den Schülern/innen und fühlte sich zeitweise überfordert, die Gruppe zu leiten. Es gab jedoch eine große Offenheit im Umgang mit diesen Problemen und durch Gespräche mit den Lehrer/innen der Schule wurden die Probleme angegangen. Ein steter Kontakt mit den außerschulischen Partnern ist hier bedeutungsvoll, gegebenenfalls sind Rückmeldungen zu vereinbaren.
Gemeinsame Erfolge aller beteiligten Partner sollten in einer entsprechenden Würdigung des Engagements münden. Hier haben wir mit Beigaben zu Zeugnissen (Anerkennungsschreiben für Schüler/innen) und Anerkennungsschreiben (Anerkennungsschreiben an die Schule) sowie natürlich Festen und Präsentationen mit Rückblick auf die geleistete Arbeit gute Erfahrungen gemacht. Ein besonderer Erfolg für uns war schließlich, dass unser Engagement mit allen Beteiligten zu der Auszeichnung „Naturparkgemeinde“ führte und besonders die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Einsatz für Naturschutz und Umwelt dazu aktiv beigetragen haben (vgl. auch Abschnitt 3 / Durchführung bzw. Ablauf).