Verantwortungsübernahme von Grundschülern in der Gemeinde
3. Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)
Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?
Erste Absprachen
Von der Existenz eines Freiwilligenzentrum und dessen inhaltlicher Arbeit wussten wir an der Schule im Vorfeld der Zusammenarbeit nichts. Der erste Kontakt des Freiwilligenzentrums (FWZ) mit der Steuergruppe begann im März 2003 (initiiert durch das FWZ aufgrund einer Initiative der Freudenbergstiftung und des BLK-Programms). Erste Absprachen des FWZ mit der Schulleitung und den Mitgliedern der Steuergruppe wurden getroffen. Dabei wurde:
- vom FWZ die Breite einer Kooperation mit unserer Schule für die Durchführung unseres Vorhabens dargelegt
- die Arbeit eines FWZ erstmals für unser Kollegium deutlich und Kooperationsmöglichkeiten sichtbar
- vom FWZ eine gezielt geplante Vorgehensweise für die Einführung des Themas „Bürgerschaftliches Engagement“ an der Schule mit den Schüler/innen vorgeschlagen, die wir anschließend in der Steuergruppe diskutierten und auf unsere Vorhaben zuschnitten.
Schaffen von Rahmenbedingungen
Es war notwendig, innerhalb der Schule Absprachen zu bestimmten Rahmenbedingungen zu treffen, die für die Kooperation mit dem FWZ wesentlich waren. Dabei ging es um:
- Termine, Zeiten, Orte für die Durchführung für die Arbeit des FWZ mit Schüler/innen
- Entscheidung, ob für die Arbeit des FWZ mit Schülern/innen Zeiten im regulären Unterricht oder am Tag des offenen Unterrichts genutzt werden und wie viel Zeit dies umfasst
- Entscheidung, inwieweit die Schule die Schüler/innen in die Obhut des FWZ gibt (rechtliche Organisationsform)
- Entscheidung zur Struktur der Schülergruppen (mit welchen Klassen in welcher Klassenstärke).
Einführung der Schüler/innen
Ab Juni 2003 gab das FWZ eine 90-minütige Einführung für die Schülerinnen und Schüler zum Thema „Freiwilliges Engagement“ im Rahmen von freien Unterrichtseinheiten. Während dieser Zeit war der/die zuständige Lehrer/in anwesend. Die Gruppen mit einer maximalen Anzahl von 20 Schülern/innen waren jahrgangsgemischt. Die Einführung der Thematik brachte uns folgende Erfahrungen:
- Zuerst wurden die Schüler/innen zu ihren bisherigen Aktivitäten außerhalb der Schule befragt (siehe auch Was machst Du noch in Deiner Freizeit?)
Hier wurde deutlich, dass die meisten Kinder in den Nachmittagsstunden viele feste Termine haben: Musikschule, Sport, Freiwillige Feuerwehr, feste Tage mit dem Freund, der Freundin. - Die Vorstellung von möglichen Engagementfeldern zum Thema Ehrenamt und zu Wechselwirkungen von Kooperationspartnern (Schaubild möglicher Engagementfelder, Wechselwirkung der Kooperationspartner) führte zu einer regen Diskussion: Was stellen sich Grundschüler unter Ehrenamt vor? Was könnten sie sich vorstellen, selbst beizutragen, wozu hätten sie Lust? Eigene Erfahrungen zu freiwilligem Engagement aus der Familie, von Bekannten, Freunden und Nachbarn oder aus der Gemeinde führten auch zu Erklärungen der Begrifflichkeit und der Vielfältigkeit. Gemeinsam konnte festgestellt werden: Freiwilliges Engagement soll Nutzen bringen und auch Spaß machen.
- Mit Hilfe der durch das FWZ getroffenen Vorauswahl zu möglichen Engagementfeldern im lokalen Umfeld der Schüler/innen kristallisierten sich Neigungen der Schüler/innen heraus. Durch Klebepunkte positionierten sich die Schüler/innen nach Interesse zu den einzelnen Engagementfeldern. Zusätzlich wurden Infotafeln im Schulgebäude aufgehängt, über die sich die Schüler/innen bei Bedarf nochmals zu den Angeboten informieren konnten.
Einbeziehung der Schülersprecher
Die Schülersprecher/innen übernahmen nach der Einführung aller Schüler/innen durch das FWZ die Aufgabe, in den einzelnen Klassen als Ansprechpartner für alle Anliegen zum eingeführten Thema „Engagementfelder“ zur Verfügung zu stehen. Dazu wurden sie zu Steuergruppentreffen eingeladen, um auf dem aktuellen Stand zu sein. Im Vorfeld der Entscheidungsfindung zu den Engagementfeldern war es notwendig, die Arbeit der Schülersprecher/innen durch das Kollegium anzuschieben. Die Kinder waren noch nicht daran gewöhnt, dass die gewählten Schülersprecher/innen verbindlich etwas mit ihnen besprachen. So war ein Nachhaken durch die Klassenlehrer/innen notwendig.
Entscheidung aller Schüler/innen für ein Engagementfeld
Im Schulgebäude gab es neben den ausgehängten Informationstafeln einen Meinungskasten, in den jede/r Schüler/in seine namentliche Entscheidung für ein Engagementfeld, in dem er sich engagieren wollte, einwerfen konnte. Die Auswertung erfolgte durch die Mitarbeiter/innen des FWZ. Auf der Grundlage der Entscheidungen der Schüler/innen wurde für das laufende Schuljahr eine mögliche Kooperation mit dem Naturschutz und den Rettungsdiensten /Katastrophenschutz angestrebt.
Suche nach Kooperationspartnern
Die Mitarbeiter des FWZ begaben sich im Herbst 2003 auf die Suche nach den nunmehr konkretisierten Engagementfeldern und gaben Rückmeldung an die Steuergruppe. Sie bauten den Kontakt zu Kooperationspartnern aus dem lokalen Umfeld auf und ermittelten deren Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Schule. Die Schule wurde zu jeder Zeit vom FWZ über entsprechende Vorgehensweisen und Ergebnisse informiert.
Gespräch mit lokalen Partnern
Um konkrete Kooperationsmöglichkeiten zu besprechen, trafen sich die interessierten Kooperationspartner (Schule, FWZ, lokaler Partner) zu einem Gespräch mit der Steuergruppe in der Schule. Es wurden die gegenseitigen Interessen einer Zusammenarbeit konkretisiert, Vereinbarungen geschlossen und Inhalte festgelegt sowie Organisations- und Rahmenbedingungen (z.B. Versicherungsschutz) geklärt.
Vorstellung der Kooperationspartner vor den Schüler/innen
Als Kooperationspartner stellten sich der Naturschutzbund, die regionalen Rettungsdienste (das Deutsche Rote Kreuz/ Wasserwacht) und der Katastrophenschutz des Technischen Hilfswerks (THW) persönlich mit einem Schau- bzw. Informationstag den Schülern/innen vor.
Fortbildung zum Ansatz Service Learning
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir die Möglichkeit, uns inhaltlich mit dem Thema „Service learning“ auseinanderzusetzen. „Service learning“ bezeichnet einen - meist in Projektform organisierten - Dienst in und für die Gemeinde, der gezielt mit Lerninhalten und Lernprozessen in der Schule verknüpft ist. Über diese Fortbildung wurden:
- unsere bisherigen Aktivitäten aus einer fachlichen Perspektive eingeordnet und bestätigt
- weitere Möglichkeiten deutlich, Engagement in der Gemeinde und Unterricht noch effektiver zu verknüpfen
- vielfältige Möglichkeiten der Verantwortungsübernahme durch Schüler/innen konkret aufgezeigt und ebenso entsprechende Reflexionsmöglichkeiten.
Weitere nützliche Informationen zum Thema Service Learning finden sich z.B. im Bereich "Demokratiebausteine" unter "Service Learning".
Weitere Zusammenarbeit mit dem FWZ
Das FWZ beschränkte seine Aktivitäten ab dem Vermittlungszeitpunkt der Schule mit den außerschulischen Partnern auf die Hilfeleistung bei auftretenden Problemen und bei organisatorischen Fragen. Zu Steuergruppentreffen waren die Mitarbeiter/innen weiterhin anwesend. Durch regelmäßige Kommunikation per Telefon waren alle am Projekt Beteiligten immer gut informiert. Zum Rollenverständnis des FWZ ist zu sagen, dass es externe Unterstützung geben kann, wobei alle schulinternen Belange von der Schule selbst zu klären sind. Die Lehrer/innen selbst sind die Experten für die Umsetzung, da sie das Curriculum im Hinterkopf haben und für dessen Erfüllung verantwortlich sind.
Beginn der Tätigkeiten in den Engagementfeldern
In den einzelnen Engagementfeldern wurden bestimmte Projekte über Absprachen der Schule mit den Kooperationspartnern initiiert. Die Themen der Projekte orientierten sich an realen Problemen oder Bedürfnissen der Gemeinde. Zur genaueren Umsetzung der Engagementfelder 1 „Natur/Umweltschutz“; 2 „Rettungsdienste – Deutsches Rotes Kreuz – Wasserwacht“ und 3 „Technisches Hilfswerk“ siehe Materialienanhang.
Präsentation von Ergebnissen
Alle unsere Vorhaben und der jeweilige Stand der Dinge wurden einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Präsentationstag, an dem alle Projekte vorgestellt und verantwortungsvoll von den Schüler/innen der Klassenstufe 5/6 mitgestaltet wurden, stellte sich als besonders erfolgreich heraus.
Folgende Schritte sind wir gegangen:
- Mit Hilfe eines Wollknäuelspiels wurden alle zur Präsentation notwendigen Aktivitäten von den Schüler/innen gemeinsam zusammen getragen. Hier wurde sehr deutlich, wie stark das Netzwerk an der Schule schon entwickelt ist und welche Kompetenzen unter den Schüler/innen vorhanden sind, um die Präsentation optimal vorzubereiten. In einem zweiten Schritt notierten die Schüler/innen alle notwendigen Aufgaben, die ihrer Ansicht nach notwendig waren, um die Präsentation zu organisieren. Inhalte wurden besprochen und Überlegungen zur Ausgestaltung angeregt. Es war zu klären, was machbar ist und was nicht.
- Gemeinsam wurden alle zur Präsentation notwendigen Aktivitäten von den Schüler/innen mit Hilfe eines Wollknäuelspiels zusammen getragen. Hier wurde sehr deutlich, wie stark das Netzwerk an der Schule schon entwickelt ist und welche Kompetenzen unter den Schüler/innen vorhanden sind, um die Präsentation optimal vorzubereiten. Die Schüler/innen notierten dann alle notwendigen Aufgaben auf Blättern, die ihrer Ansicht nach notwendig sind, die Präsentation zu organisieren. Inhalte wurden besprochen und Überlegungen zur Ausgestaltung angeregt. Es war zu klären, was machbar ist und was nicht.
- Gemeinsam wurden dann Aufgabenbereiche festgelegt und diese in Arbeitsgruppen umgewandelt (über Mindmapping). Die Struktur war damit festgelegt. Es wurden Arbeitsgruppenverantwortliche benannt und wir gingen ans Werk.
- Eine thematische Arbeitsgruppe bildete sich beispielsweise für die Erstellung der Liste der Einzuladenden und für alle entsprechenden Begleitaufgaben heraus. Mit dieser Gruppe erstellten die Mitarbeiter des FWZ mittels Stakeholderanalyse die Liste der Einzuladenden. Die Stakeholderanalyse ist als Instrument zu betrachten, alle Betroffenen und Beteiligten und deren Interessenlage zu anstehenden Themen zu ermitteln. In unserem Fall wurden mit den Schüler/innen die verschiedenen Rollen und Funktionen der einzuladenden Gäste in Bezug auf unseren vorgesehenen Präsentationstag herausgearbeitet (Landrat, Zeitung, Verwandte….). Dazu war es notwendig, dass sich die Schüler/innen auf einen Perspektivenwechsel einließen. Es war schon bemerkenswert, mit welchen Argumenten hier für oder gegen eine Einladung agiert wurde und wie unterschiedlich die Sichtweisen der einzelnen Schüler/innen waren, wie sie untereinander ihre Meinung vertraten. Im Ergebnis fanden die Schüler selbst heraus, dass es notwendig war, inhaltlich unterschiedlich formulierte Einladungen zu erarbeiten.
- Alle weiteren Schritte der Planung der Präsentation wurden individuell zwischen den Schüler/innen und den Lehrer/innen verabredet. Und auch hier wurden zahlreiche Möglichkeiten gefunden, die jeweils anstehenden Aufgaben Sinn bringend mit dem Curriculum zu verbinden (Einladungen schreiben in Deutsch, Bewegungspräsentation in Sport etc.).