Selbstevaluation – wie geht das?
Ziele und Indikatoren
Einer der wichtigsten Schritte zu Beginn eines (Selbstevaluations-)Vorhabens ist die Formulierung von Zielen. Das klingt zunächst trivial – schließlich entsteht ein Vorhaben meist aufgrund einer Idee dessen, was man erreichen möchte. Dennoch verstecken sich dahinter in der Regel viele (Teil-)Ziele, die man im Laufe der Arbeit leicht aus den Augen verlieren kann. Erst anhand der Ziele aber kann überlegt werden, wie das Erreichen jedes einzelnen Zieles überprüft werden könnte – die sogenannten Indikatoren werden bestimmt.
Ein Beispiel:
Eine Projektgruppe an der Schule nimmt sich vor, Streitschlichtung an ihrer Schule einzuführen. Dieses Projektziel ist vermeintlich leicht zu überprüfen – sollte es im nächsten Schuljahr an dieser Schule Streitschlichter/-innen geben, ist offensichtlich, dass sie ihr Ziel erreicht haben. Hinter diesem Projekt verbergen sich bei genauerer Diskussion aller Beteiligten aber ganz verschiedene (Teil-)Ziele:
- die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler fördern, Konflikte konstruktiv zu lösen
- weniger gewalttätige Vorfälle in den Pausen erleben
- besseres Arbeiten im Unterricht ermöglichen
- Lehrer/-innen verwenden weniger Zeit auf die Lösung von Konflikten
- angenehmeres Klima
Um bewerten zu können, ob die Projektgruppe im Laufe des Schuljahres diesen zahlreichen Zielen näher kommt oder sie erreicht, ist es im nächsten Schritt notwendig zu bestimmen, an welchen Anzeichen (oder auch Indikatoren) sie dies feststellen können. In den meisten Fällen sind mehrere Indikatoren denkbar. Bezogen auf dieses Beispiel:
- Schüler/-innen kennen Methoden der konstruktiven Konfliktlösung
- das Streitschlichtungs-Angebot ist an der Schule bekannt
- das Streitschlichtungs-Angebot wird von Schüler/-innen wahrgenommen
- Konflikte werden im Gespräch ausgetragen
- es gibt weniger körperliche Auseinandersetzungen in der Pause
- die Zeit für Konfliktregelungen im Unterricht nimmt aus Sicht der Lehrer/-innen und Schüler/-innen ab usw.
Für die Untersuchung von schulischer Qualität bestehen mittlerweile einige, zum Teil sehr umfassende Indikatorensysteme, an denen sich Projektgruppen orientieren können, um einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten zu erhalten. Zu nennen ist das europäische Socrates-Projekt „Evaluation der Qualität von Schule und Unterricht", bei dem 101 Schulen aus 18 Ländern beteiligt waren sowie das Projekt „International Network of Innovative School Systems" der Bertelsmann Stiftung, das sich an den Erfahrungen aus Schottland orientiert, wo 1996 das Indikatorensystem „How good is our school?" veröffentlicht wurde. Dieses System zielt auf eine „gemeinsame Sprache über die Qualität von Schule" (Stern u. Döbrich, 1999, S. 8) mit Beteiligung aller. Es enthält 7 Schlüsselbereiche, für die es jeweils eine Anzahl von Qualitätsindikatoren gibt, die anhand von 4 Bewertungsstufen beurteilt werden können: Curriculum, Erreichen von Lernzielen, Lehren und Lernen, Betreuung von Schüler/-innen, Ethos, Ressourcen sowie Schulmanagement, Leitung und Qualitätssicherung.
Wie kann man nun spezifisch „Demokratische Schulkultur" und „Demokratische Handlungskompetenzen" untersuchen? Im Rahmen des BLK-Programms „Demokratie lernen & leben" hat das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung für die beiden Hauptziele des Programms, die in der externen Evaluation erfasst werden sollen, einen Kriterienkatalog erarbeitet. Für vier Zielebenen (politische Kompetenzen, soziale und Selbstkompetenzen, schulische Partizipation und Integration der Schule in ihr Umfeld) werden zahlreiche Kriterien formuliert – diese können auch für die Selbstevaluation Anhaltspunkte bieten.
Wenn die Projektgruppe sich einig ist, mittels welcher Indikatoren der eigene Fortschritt festgestellt werden kann, stellt sich die Frage, mit welcher Methode ein Indikator am besten gemessen werden kann?