Demokratie lernen und leben in historischen Projekten
Zur Medien- und Methodenkompetenz von Oral History
Chancen:
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Förderung eines Komplexitätsverständnisses durch den Ansatz, Brüche in konkreten Biografien zum Ausgangspunkt für weitere Fragen zu nehmen
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Förderung der kritischen Urteilsfähigkeit (Bewertung der Interviews im Kontext der Geschichtsschreibung)
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Motivationssteigerung zum historischen Arbeiten für Schüler und Schülerinnen (reale und lokal bezogene Probleme; Bezug zur eigenen Person)
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Produktion von vorzeigbaren Ergebnissen (Selbstwert und Öffentlichkeitsarbeit)
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Entwicklung sozialer Kompetenzen (Projektform; intergeneratives Gespräch)
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Erfahrbarkeit von Formen von Unrecht und Wiedergutmachung / Versöhnung (allein durch das Zuhören)
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Respekt vor den Erfahrungen der älteren Generationen
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Förderung selbständigen Arbeitens (Themenauswahl; Beantwortung eigener Fragen...)
Herausforderungen:
- Arbeit mit hohem Zeit- und Organisationsaufwand
- Recherche von Zeitzeugen und deren Interviewbereitschaft erkunden (auch Rückschläge möglich!)
- Vermittlung der Projektmethode gegenüber Schülern und Schülerinnen (Interviewführung, Fragetechnik, Auswertung)
- Subjektivität der lebensgeschichtlichen Erinnerung: Zeitzeugen erzählen häufig ohne hinreichend Distanz zum historischen Gegenstand (selektiv, unkritisch, verklärend)
- Erinnerungsvermögen der Zeitzeugen: Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses; Verbindung der Erinnerung mit neuen Erfahrungen (Umdeutungen), Verdrängung
- Manipulation der Ergebnisse durch den Interviewer bzw. die Interviewerin: Suggestives Fragen bzw. die Leit- und Nachfragen beeinflussen die Erzählenden! Gefahr: Perspektive des Interviewers bzw. der Interviewerin sowie deren Standpunkte fließen in die Befragung mit ein
Ein reflexiver Umgang mit den Chancen und Schwierigkeiten von Oral History in der Schule bietet jedoch die Möglichkeit diese Methode erfolgreich im Unterricht einzusetzen. Dabei sind einige zentrale Aspekte für eine erfolgreiche Arbeit zu beachten.
Zentrale Aspekte zur Stärkung der Medien- und Methodenkompetenz der Lernenden:
- Kritisch-reflektierter Umgang mit den Quellen
- Einordnung der Quellen in den historischen Kontext und Reflexion der Aussagen vor diesem Hintergrund
- Reflexion der Interviewer: Die Schüler und Schülerinnen sind durch ihre Fragen direkt an der Produktion der Quelle beteiligt
- Beschreibung und Reflexion der Gesprächssituation: sie beeinflusst das Interview
- Orientierung an der Projektmethode
- Arbeit mit ausreichend Zeit für Vorbereitung und Organisation (dabei auch Rückschläge einkalkulieren)