Selbstevaluation mit großen Gruppen
Inhalt dieses Bausteins
Was möchten wir mit unserem Vorhaben in der Schule verändern? Wie stellen wir das an? Kommen wir unseren Zielen näher? Wo haben wir bereits Erfolge erzielt? Was erweist sich als schwieriger als zunächst gedacht? Wie finden wir das heraus? All diese typischen Fragen im Rahmen einer Selbstevaluation machen deutlich, dass Selbstevaluation in der Regel dazu führt, dass mehr Menschen mehr miteinander reden.
Wenn aber Selbstevaluation die Kommunikation zwischen Beteiligten erhöht und zugleich in einem demokratiepädagogischen Vorhaben in einer Schule der Wunsch und der Anspruch besteht, möglichst viele Beteiligte dabei mit einzubeziehen, dann stellt sich sehr bald folgende zentrale Frage:
Wie gestaltet man Kommunikation zwischen sehr vielen Beteiligten so,
- dass möglichst viele zu Wort kommen,
- dass möglichst viele konstruktiv und themenorientiert miteinander kommunizieren,
- dass das Wichtigste gesagt und sichtbar wird und nicht zuletzt
- dass das Gesagte auch Folgen hat?
Es ist fast schon eine sprichwörtliche Weisheit, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile sei – wenn dem so ist, dann würde das darauf hinweisen, dass das gemeinsame Arbeiten in großen Gruppen durch einen ganz besonderen, zusätzlichen Reiz gekennzeichnet ist. Dieser Zusatzgewinn am gemeinsamen Arbeiten und Entwickeln in großen Gruppen ist dabei im Rahmen des BLK-Programms„Demokratie lernen und leben", das der Partizipation möglichst aller Beteiligtengruppen an der Entwicklung von Schule einen hohen Stellenwert einräumt, von besonderer Bedeutung. Wenn in Schulen gemeinsames Arbeiten von Schüler/-innen, Lehrer/-innen, Eltern, Mitarbeiter/-innen, Kooperationspartnern, aber auch gemeinsames Arbeiten innerhalb von großen Schüler/-innengruppen oder gemeinsames Arbeiten im Kollegium stattfindet, dann sind schnell Gruppengrößen erreicht, in denen die Grenzen der klassischen Kommunikations- oder Sitzungsformen (wer etwas zu sagen hat, meldet sich zu Wort) oftmals erreicht sind.
Sogenannte Großgruppenverfahren versprechen mit ihren spezifischen Gestaltungsmerkmalen Kreativität angesichts neuer Konstellationen der Interaktion und Information einen vertieften Perspektivenwechsel. Dabei sind Großgruppenverfahren selbstverständlich keineswegs auf Selbstevaluationsthemen beschränkt – sie können auch dazu verwendet werden, Evaluationsfragestellungen mit vielen Beteiligten zu bearbeiten. Dabei bieten sie in besonderer Weise eine Verbindung aus Bilanzierung und Planung bzw. Umsetzung von Veränderungswünschen, die mit den klassischen Evaluationsmethoden wie Fragebögen, Beobachtungen, Dokumentenanalysen etc. zunächst nicht so ohne weiteres zu erreichen ist. Oft geht es auch darum, Visionen und Ziele zu finden und zu formulieren, die dann den Ausgangspunkt für (Selbst-)Evaluationsvorhaben darstellen.
In diesem Bereich sieht man sich schnell einer Fülle von Verfahren mit mehr oder minder geheimnisvollen Namen („Real Time Strategic Change", „Appreciative Inquiry", „open space" und so weiter) gegenüber, die verwirrend wirken – daher möchte dieser Demokratie-Baustein Interessierten eine erste Einführung in die Idee von Großgruppenverfahren liefern sowie eine Übersicht bieten im Dschungel der vielen Begriffe, in dem er deutlich macht, was die wesentlichen Grundelemente sind, von denen es dann viele Variationen gibt.
Dieser Baustein führt ein in die Geschichte und Idee von Großgruppenverfahren, stellt dann relativ detailliert vier ausgewählte Verfahren mit ihren Zielen und methodischen Vorgehensweisen vor (Appreciative Inquiry, Open Space, Zukunftswerkstatt und Zukunftskonferenz) und beleuchtet schließlich, welche Vor- und Nachbereitung beim Einsatz solcher Verfahren zu bedenken ist und inwiefern externe Unterstützung dabei hilfreich und notwendig sein kann. Zudem bietet der Baustein eine Fülle von Verweisen auf interessante Links und Literatur zu Großgruppenverfahren.
Stand: August 2005
08.10.2005
Kirsten Schroeter & Tobias Diemer
Schlagworte: Selbstevaluation, Zukunftswerkstatt, Feedbackkultur, Bilanzierungskonferenz