Klassenrat
Lehrende
Veränderte Rolle der Lehrenden
Der Klassenrat zeichnet sich dadurch aus, dass seine Teilnehmer/-innen gleichberechtigt sind. Daraus erwächst für die oder den Lehrenden eine veränderte Rolle, die größtmögliche Gleichberechtigung anstrebt. Lehrpersonen sind nicht vollständig gleichberechtigt, da sie hinter ihre Aufgaben zu Erziehung und als Vermittler/-in von Kompetenzen nicht zurücktreten können. Es obliegt ihnen, das Konzept einzuführen und notwendige Kompetenzen zu vermitteln.
Außerdem hat die Lehrerin oder der Lehrer eine Vorbildfunktion, zu der gehört, sich ebenfalls an die vereinbarten Regeln zu halten, wie beispielsweise das Melden und Warten, bis man an der Reihe ist. Auch müssen eigene Punkte, die thematisiert werden sollen, vorher angemeldet werden, wie es die Schüler/-innen machen.
Neben der Vorbildfunktion ist die Unterstützungsfunktion wichtig. Schüler/-innen können durch aktives Zuhören mit Nachfragen unterstützt werden, wenn sich jemand nicht klar genug ausdrückt. Eventuell brauchen auch Diskussionsleiter/-in und Protokollant/-in bei der Ausführung ihrer Ämter Hilfe. So kann der/die Lehrende mit darauf achten, dass eine Diskussion nicht entgleist und unsachlich wird. Bei der Erörterung von Problemen kann Beratung notwendig sein, doch Ergebnisse sollten nicht vorgegeben, der Prozess der Lösungsfindung nicht vorweggenommen werden. Im Gegenteil bietet sich hier die Möglichkeit für Lehrende, in die Rolle von Lernenden zu schlüpfen, denn auch sie haben nicht immer die beste Lösung parat.
Lehrer/-innen können also nicht voraussetzungslos das Projekt „Klassenrat" initiieren. Sie benötigen zunächst selbst methodische und kommunikative Kompetenzen, um ihrer Rolle als partizipierende Berater/-innen gerecht werden zu können.
Wenn Lehrpersonen allein vor einer Klasse stehen, kann ihr Verhalten nur durch die Kinder und Jugendlichen kontrolliert und kritisiert werden. Dieses Machtpotential sollte aktiv reflektiert werden und es sollten Wege gefunden werden, wie die Macht der Erwachsenen im Klassenrat geteilt werden kann. Das bedeutet nicht nur, Verantwortung für die Prozesse abzugeben, sondern auch, die Lernenden zu konstruktiver Kritik am Lehrpersonal zu befähigen, regelmäßiges Schüler/-innen-Feedback zu ermöglichen, einzuüben und auch im regulären Unterricht einzuplanen.
Unter dem Gesichtspunkt der Partizipation stellt Kiper fest, dass die „Chancen und Grenzen der Partizipation [...] in der Person der Lehrkraft" (Kiper 1997: 248) liegen. Sie empfiehlt Lehrer/-innen daher, das Reglement selbst zu beachten, Macht und Verantwortung an Kinder zu delegieren, sie zu teilen. „Je mehr Zeit und Ruhe für die Erörterung von Problemen zur Verfügung steht, je mehr Gelassenheit bei der Klärung von Konflikten vorhanden ist, je mehr Meinungen eingeholt und Lösungen erörtert werden, desto größer ist die Chance für Partizipation." (Kiper 1997: 248) Für die tägliche Arbeit ist auch hilfreich, ein eigenes Reflexions-Buch über die Sitzungen zu führen, sich häufiger beobachten zu lassen und sich um Supervision zu bemühen (Kiper 1997: 249).