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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Demokratisierung

Materialien

Partizipation - Einführung

Demokratisierung

Sei es in Schule, Wirtschaft oder Politik - von Erwachsenen wird immer wieder kritisch gefragt: Können Kinder und Jugendliche überhaupt partizipieren? Sind sie dazu fähig? Braucht man dafür nicht eine gewisse Reife und Lebenserfahrung? Hinter diesen Zweifeln stehen zwei Fragen, die sich keineswegs nur auf Kinder und Jugendliche beziehen: Erstens die Überlegung, welches die individuellen Voraussetzungen sind, um partizipieren zu können, und zweitens die Frage, ob man Menschen, von denen man meint, sie würden die Voraussetzungen nicht erfüllen, Beteiligungsrechte versagen darf. In Anlehnung an Martina Kriener vom Verein „Kinder haben Rechte e.V." kann man hierzu drei Argumente formulieren:

  1. Partizipation ist ein Erfahrungs- und Lernprozess: Menschen sind nicht fähig oder unfähig zur Partizipation, sondern sie entwickeln sich darin. Partizipieren lernt man durch Partizipation, nicht durch Vorbereitung auf Partizipation. Unterschiedliche Grade und Formen stehen dabei nicht gegeneinander, sondern bilden gerade in ihrem Zusammenspiel die Beteiligungskultur einer Organisation. Das Verständnis von Partizipation als Prozess löst natürlich nicht das Problem, dass man im Alltag mit Menschen konfrontiert wird, die in der Situation nicht partizipationsfähig sind. Daher komme ich zum 2. Aspekt:
  2. Beteiligung braucht „Empowerment":
    In Bezug auf Partizipation gilt das Prinzip, das Micha Brumlik in Bezug auf Erziehung als „Advokatorische Ethik" bezeichnet hat: In asymmetrischen Beziehungen ist zum einen Transparenz über die Entscheidungsstrukturen und Grenzen von Entscheidungsmacht herzustellen, zum anderen ist stellvertretendes Handeln nur dann ethisch legitimierbar, wenn es darauf ausgerichtet ist, den Unmündigen zur Mündigkeit zu führen. Dies bedeutet, dass pädagogisches Handeln darauf auszurichten ist, zukünftig Entscheidungsmacht auf den Unterlegenen zu übertragen.
  3. Beteiligung als Demokratisierung:
    Demokratie und die Achtung der Men-schenrechte sind die ethischen Grundlagen von professioneller Erziehungs- und Bildungsarbeit. Die strukturell ungleiche Machtverteilung zwischen den Menschen verpflichtet die machtvollere Seite dazu, den Alltag so weit wie möglich zu demokratisieren – und hierbei alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
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