Selbstevaluation mit und für Schüler/-innen
Lernprozesse selbst evaluieren
Die Evaluation eigenen und gemeinsamen Lernens durch diejenigen, die lernen, ist im Grunde kein außergewöhnlicher Vorgang. Im wesentlichen sind es zwei Fragen, die sich alle Lernenden regelmäßig stellen oder stellen sollte:
- Beherrsche ich die gelernten Wissensinhalte und Fähigkeiten?
- Auf welche Weise und unter welchen Bedingungen gelingt mein Lernen?
So selbstverständlich freilich wie diese Fragen von allen, die etwas lernen, immer wieder gestellt werden mögen, so wenig selbstverständlich ist es jedoch, sie auch zufriedenstellend zu beantworten. Ob und auf welche Weise das eigene und gemeinsame Lernen gelingt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die sich nur durch die methodisch differenzierte und kontinuierliche Reflexion der eigenen und gemeinsamen Lernprozesse in Erfahrung bringen lassen. Fragen, die dabei von Bedeutung sind, betreffen u.a.:
- das individuelle Interesse an den Lerninhalten
- die individuellen Fähigkeiten, Kenntnisse und Leistungsvermögen
- die Qualität der eigenen Leistungen
- Präferenzen und Kompetenzen hinsichtlich von Arbeits- und Unterrichtsformen und -stilen
- die zeitliche Koordination und Planung der Arbeit an Aufgaben und Zielen
- die Sicherung des Verstehens („Habe ich das tatsächlich verstanden?")
- die Qualität des Unterrichts
Von großer Wichtigkeit bei der Evaluation des Lernens ist, dass die Lernenden ihre Einschätzungen immer wieder über das ehrliche Feedback von Mitschüler/-innen und Lehrer/-innen kontrollieren können. Solches Feedback sollte zwei bisweilen schwer zu vereinbarenden Zielen dienen: Es sollte den Lernenden erstens eine angemessene Einschätzung der eigenen Stärken und Schwächen ermöglichen; und zweitens sollte es das Selbstvertrauen der Lernenden stärken. Beides ist für den Erfolg von Lernprozessen notwendig.
Die von den Lernenden durchgeführten Analysen stellen im übrigen nicht nur für diese selbst, sondern insbesondere auch für die Lehrenden nützliche Informationen bereit. So erfährt man als Lehrer/-in sehr konkret und zeitnah, was die Schüler/-innen bereits gelernt haben und beherrschen und welche individuellen Schwierigkeiten und offenen Fragen sie noch haben.
Damit kann der Förderbedarf einzelner Schüler/-innen sehr genau und direkt ermittelt und der Unterricht inhaltlich und methodisch bedarfsorientiert und effektiv gestaltet werden. Außerdem wird nicht zuletzt die Grundlage für die Beurteilung der Schüler/-innenleistungen qualitativ und quantitativ verbessert.