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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Zwischenbilanz

Materialien

Die Fäden in die Hand bekommen und festhalten - die pädagogische Jahreskonferenz als Instrument demokratischer Schulentwicklung (Hamburg)

Zwischenbilanz

Welche Erfahrungen liegen bisher vor? Welche Folgen haben sich ergeben?

Die Schule Osterbrook hat mit einem schwierigen Anfang unter komplizierten Bedingungen die ersten Schritte auf dem Weg zu einer demokratischen Schule bewältigt. Nach erfreulichen Anfangserfolgen kam es durch Komplexität und Widersprüche mit dem übergeordneten System zu einem Einbruch. Stagnationsphasen und Einbrüche gehören zu einer langfristigen Entwicklung und brauchen nicht zu entmutigen. Nach dem Prinzip "drei Schritte vorwärts - zwei zurück" der Echternacher Springprozession verläuft realistisch gesehen die Mehrzahl langfristiger Entwicklungsprozesse. Nach Phasen der Stagnation oder episodischen Einbrüchen ist es nötig, die Fäden, die man schon einmal in der Hand hatte, wieder aufzusammeln, und sich dabei nicht unnötig von Tagesanforderungen "von oben" im Konzept beirren zu lassen.
 Die viel versprechenden Ansätze, die in der Bilanz der PJK 2003 initiiert und in der Folgezeit weiterentwickelt wurden, müssen in der nächsten Phase institutionalisiert werden, indem ihre organisatorische, personelle und finanzielle Absicherung gewährleistet wird.
Dazu gehört vor allem:

  1. die Absicherung des weiterentwickelten Levels der Sozialkurse:
    2004 und 2005 absolvierten die Klassensprecher ab Klasse 7 ein Kommunikationstraining, das vom Jugendgemeinschaftswerk der Arbeiterwohlfahrt (AWO) angeboten wurde. Hier wurden die TeilnehmerInnen nicht nur darin geschult, wie sie ihre Interessen und Bedürfnisse am besten artikulieren und vertreten können, sondern sie wurden auch umfassend über ihre Rechte als Schüler aufgeklärt. Das "Redetraining" mündete in eine Streitschlichter-Ausbildung, die zu einem anderthalbjährigen Curriculum ausgebaut wurde. Die Schulsprecher nahmen darüber hinaus an mehreren Fortbildungen, Tagungen und Schülerforen teil.
    Es wurden Patenschaften zwischen höheren Klassen und Grundschulklassen eingerichtet. Schließlich wurden die Kurse "Schülersprecher" und "Streitschlichter" zu behördlich anerkannten stufenübergreifenden Wahlpflichtkursen "Soziales Lernen" der Ganztagsschule Osterbrook. Der Schülersprecherkurs hat deutlich etwas am Schulklima verändert - auch am Blick der LehrerInnen auf die SchülerInnen, wie Christiane Becker erklärt:

    "Dass Schüler sich so verantwortlich fühlen, das kannten wir vorher nicht. (...) Dass man sagen kann, mach das doch mal jetzt, und ihnen einen Schlüssel geben kann, damit sie in der Kantine helfen. Fehlt eine Aufsicht im Billardraum oder anderswo - dann sind die alle bereit dazu."

    Die Schulleiterin ergänzt:

    "Dass ein starker Schülerrat da ist, der die Klassensprecher über ihre Rechte informiert, damit muss auf Lehrerseite umgegangen werden. Es trifft nicht immer auf Sympathie. Ferner müssen die Kollegen lernen, dass sie sich nicht in die Kandidatenaufstellung für das Amt der Schulsprecher einzumischen haben.
    Die Tatsache, dass die Schulkonferenz einen Schüler in den Findungsausschuss [zur Besetzung einer Funktionsstelle] gewählt hat, spricht für die Schulung der Schüler."

    Diese für eine Schule im sozialen Brennpunkt unverzichtbare demokratische Schulentwicklung muss auch das Handeln der einzelnen KollegInnen in ihren jeweils unterschiedlichen Tätigkeiten bestimmen. Dazu gehört eine erhöhte Kooperationsbereitschaft der LehrerInnen mit dem Schulsprecherteam.
  2. Die Schule will die begonnene Arbeit mit dem Steuerungsinstrument der PJK im nächsten Schuljahr wieder aufnehmen, auf der der aktuelle Stand bilanziert und die Arbeit auf das Ziel demokratischer Entwicklung neu fokussiert werden soll. Die Zeiten der Alltagsarbeit zwischen den Jahreskonferenzen könnten dann wieder konsequenter auf die Jahresziele bezogen werden.
    Die Demokratiegruppen-Sprecherin der Schule, Yvonne Hackbarth, die in ihren Klassen schon systematische Erfahrungen mit Schülerfeedback gesammelt hat, hat schon deutliche Vorstellungen hinsichtlich eines demokratiepädagogischen Spiralcurriculums entwickelt:

    "In der Grundschule gibt es die Ansätze des Klassenrats. Der sollte in den Klassen 5 und 6 weitergeführt werden. In der Grundschule, Beobachtungsstufe und zu Beginn der Sekundarstufe haben wir im sozialen Lernen die Programme 'Fit und stark fürs Leben' und 'Soziales Lernen' nach Großmann. Schülermitverantwortung  und Streitschlichtung der Sekundarstufe sollen in die Beobachtungsstufe ausgeweitet werden. In Klasse 8 sollte es dann übergehen zum Schülerfeedback. Aber letzteres ist noch eine Vision. Das ist zurzeit noch der individuelle Spaß einzelner Lehrerinnen, noch nicht Agenda der Schule. Jetzt geht es noch darum, wie der Unterricht verbessert werden kann.
    Und am dem, was wir haben - dem Klassenrat, dem Sozialen Lernen, da wird nicht mehr dran gerüttelt, das ist etabliert. Ebenso wie an den Sozialkursen, der Streitschlichtung. Die ist neu, da muß noch einmal volle Energie reingesteckt werden. (...)
    Das nächste, was aber ansteht, ist nach den Sommerferien die Bilanzkonferenz, schon allein, um die vielen neuen Kollegen zu integrieren, damit die ganz genau wissen, was hier stattfindet!"

In diesem Schuljahr hat die Schule Osterbrook ihre 75-Jahr-Feier. Die Schule wird sich als demokratische Schule zeigen können.

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