Sozialtraining „Gewaltfreies Miteinander“ an einer beruflichen Schule (Hessen)
Kontext, Begründungen, Ziele
Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?
Kontext
Die Schulze-Delitzsch-Schule ist eine große berufsbildende Schule für den kaufmännischen Bereich mit ca. 2.500 Schülerinnen und Schülern. Sie ist Teil des Wiesbadener Berufsschulzentrums mit insgesamt 5 Schulen und 10.000 Schülerinnen und Schülern. Das Verhältnis von Voll- und Teilzeitschülerinnen und -schülern liegt bei ca. 1:4.
Das Berufsschulzentrum mit seiner Ballung von Heranwachsenden und jungen Erwachsenen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und -interessen, das auch für Schulfremde leicht zugänglich ist, bietet einen Nährboden für jugendtypische Probleme wie z.B. auch Gewaltbereitschaft und Gewalttätigkeit. Immer wieder gab es im Berufsschulzentrum und in einzelnen Schulen Auseinandersetzungen zwischen den jungen Leuten, Prügeleien und andere Fälle physischer und psychischer Gewalt.
In der Schulze-Delitzsch-Schule (SDS) wuchsen seit langem Überlegungen, präventiv gegen Gewalt zu arbeiten. Einzelne Vorfälle in der Schule und auch die öffentlichen Diskussionen nach dem Amoklauf eines Schülers in Erfurt waren der Auslöser für die Schulgemeinde sich intensiver mit dem Thema „Gewaltprävention“ auseinanderzusetzen und nach Möglichkeiten zu suchen, daran mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten. Aus der Gesamtkonferenz bildete sich eine Arbeitsgruppe mit dem Auftrag ein Konzept zu erarbeiten. Initiatoren des Konzepts waren letztlich vier Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichen Kompetenzen aus den Fächern Politik, Sport (einschließlich Abenteuer- und Erlebnispädagogik), Deutsch und mit Fortbildungserfahrungen zu den Themen Kooperation und Kommunikation. Eine der Kolleginnen hatte bei einer Veranstaltung des HeLP, dem damaligen Hessischen Landesinstitut für Pädagogik, den Ablauf eines Gewaltpräventionstages nach dem „Mannheimer Modell“ kennen gelernt. Dieses Konzept, das an Mannheimer Schulen erprobt worden war, wurde dann von dem vierköpfigen Arbeitsteam für die Bedürfnisse der SDS adaptiert. Es bildet die Grundlage des „Sozialtrainings“. Dieses Sozialtraining ist Teil der Arbeit der SDS im Rahmen des bundesweiten BLK-Programms "Demokratie lernen & leben" mit dem hessischen Schwerpunkt „Mediation und Partizipation“.
Begründung und Ziele des Sozialtrainings
Ausschlaggebend für das Konzept des „Sozialtrainings“ waren folgende Überlegungen:
Je größer und anonymer eine Schule ist, desto wichtiger ist es, Anonymität und Unverbindlichkeit zu reduzieren und Angebote zu machen, bei denen die Schülerinnen und Schüler Nähe und Zugehörigkeit erleben können. Ein Projekt, das in der Klassengemeinschaft durchgeführt wird und dadurch Zusammengehörigkeit und Verantwortlichkeit im gemeinsamen Unterrichtsalltag stärken kann, ist deshalb besonders geeignet.
Mit dem Projekt „Sozialtraining“ soll ein Beitrag zur Sensibilisierung gegen Gewalt geleistet werden. Ziel des Programms ist es, bei der Durchführung möglichst viele Kolleginnen und Kollegen der Schule und alle Schulformen einzubeziehen. Schülerinnen und Schüler sollen ein stärkeres Gespür für Gewaltakte entwickeln, damit sie offener und aufmerksamer werden und im Falle eines Falles behände und zivilcouragiert reagieren können.
Im Mittelpunkt des Projekts steht ein klasseninterner Projekttag, bei dem den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben werden soll, sich intensiver mit dem Thema Gewalt auseinander zu setzen und auszutauschen.
Die Vision ist es, über schulinterne Lehrerfortbildungen und besondere Klassenprogramme das Zusammenlernen und -leben in der eigenen Schule und letztlich im gesamten Berufsschulzentrum zu einem friedvollen Miteinander führen zu können.