Das Schülermentorensystem - Verantwortungsübernahme zur Verbesserung des Schulklimas (Sachsen-Anhalt)
Voraussetzungen für die Einführung bzw. Durchführung
Welche Bedingungen wurden vor der Einführung geschaffen?
Initiierung der Teilnahme am BLK-Programm
- Die Schulleiterin, Psychologiekursleiterin und Verfasserin des Praxisbausteins, besaß durch ihre vorangegangene Leitungstätigkeit an einem Magdeburger Gymnasium Vorerfahrungen mit einem vergleichbaren Projekt „Unsere Schule … soziale Schulqualität“. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurden Faktoren evaluiert, die die Entwicklung einer sozialen Schulqualität befördern (nähere Informationen unter www.ibbw.de; Institut für berufliche Bildung und Weiterbildung e.V., Göttingen).
- Diese Vorerfahrungen und ihre Tätigkeit als Psychologielehrerin bewogen sie dazu, im Herbst 2002 die Teilnahme am BLK-Programm in der Schule anzuregen und zu initiieren.
- Dazu fand sie zunächst in Einzelgesprächen heraus, wer aus dem Kollegium ggf. Interesse an einer Mitarbeit im BLK-Programm hat und dies aktiv mittragen würde.
- Zu Beginn des Programms konstituierte sich eine BLK-Steuergruppe.
- Im Kollegium wurde die Programmbeteiligung auf einer Dienstberatung im Spätherbst 2002 besprochen und mit unterschiedlichem Interesse aufgenommen. Zunehmend zeigten sich jedoch Akzeptanz, Neugier und Offenheit, zumal diverse Fortbildungen innerhalb der Programmlaufzeit eine Art Schneeballeffekt hatten.
- Zu Beginn des ersten BLK-Erprobungsjahres 2002/2003 wurden die Ziele der Schule und der beteiligten Kolleginnen und Kollegen und der Arbeits- und Zeitplan in einer Zielvereinbarung zwischen der Schule und der Projektleitung am Landesinstitut für Lehrerfort- und Weiterbildung und Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt (LISA) verbindlich festgehalten und in den weiteren zwei Erprobungsjahren fortgeschrieben. Darin ist u. a. vereinbart, dass die Schule Unterrichtseinheiten zur Förderung der demokratischen Handlungskompetenz der Schulbeteiligten und eines demokratischen Schulklimas entwickelt, erprobt, evaluiert und dokumentiert.
Initiative zur Einführung eines Schülermentorensystems
- Aus der Auswertung der Unterrichtseinheit „Mobbing als Gruppenphänomen“ mit den Schülerinnen und Schülern des Schuljahrganges 12 entstand die - pädagogisch ein wenig forcierte - Idee, an der Schule ein Schülermentorensystem aufzubauen (Aufgabe Galeriespaziergang).
- Ausgangspunkt der Unterrichtseinheit und der daraus entwickelten Idee des Schülermentorensystems waren wiederholte Fälle von Mobbing in einzelnen Klassen. So entstand die Frage nach gelingenden Bedingungen für die Integration der „Neuankömmlinge“ der Klassen des Schuljahrganges 5. Die Tatsache, dass sich Menschen erst dann unsympathisch zu werden beginnen, wenn sie in Kontakt zueinander getreten und daraus ggf. Konflikte entstanden sind, die ihrerseits zu Mobbing führen könnten, wurde im Unterricht thematisiert. Ein Ursprung könnte folglich darin liegen, dass Kinder einer gemeinsamen Grundschule derartige Empfindungen bereits mit in die neue Klasse hinein brachten.
- Die Schülerinnen und Schüler des Schuljahrganges 12 begannen, sich in der Auseinandersetzung mit dem Teil-Thema „Umgang mit unsympathischen Menschen“ dafür zu interessieren, welche Fähigkeiten man denn erwerben müsse, um nicht zum „Täter“ zu werden.
- Im April 2003 erarbeiteten die Teilnehmenden des Psychologiekurses gemeinsam mit der Lehrkraft die konzeptionellen Eckpunkte für das Schülermentorensystem (Schülervorschläge Mentorensystem). Insbesondere wurde festgelegt, welche Aufgaben die Mentorinnen und Mentoren übertragen bekommen sollen (siehe Punkt 3.4), mit welcher Zielstellung eine Mentorin bzw. ein Mentor seine Aufgaben wahrnehmen soll, welche Hilfen notwendig sind und in welchem zeitlichen Ablauf das Vorhaben zu realisieren ist.
Die Schulfusion
- Das Gymnasium Haldensleben ist auf zwei Standorte verteilt. Im Schuljahr 2003/04 gab es eine Fusion des ehemaligen Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasiums mit dem Heinrich-Heine-Gymnasium.
- Im Fusionsprozess wurden die Fachschaften beider Schulen zusammengeführt, es erfolgte eine Abstimmung hinsichtlich der zu nutzenden Schulbücher, des Geltungsbereichs der Fachschaftsbeschlüsse, der Hausordnung und weiterer inhaltlich-organisatorischer Punkte.
- Bis heute ist der Schulname noch nicht endgültig festgelegt, um Spielraum für das Zusammenwachsen der verschiedenen Schulkulturen zu geben. Ein noch zu vereinbarender Name soll dem dann gemeinsam entwickelten Profil der Schule entsprechen und ein Zusammenwachsen auf Augenhöhe symbolisieren.
- Die (ehemaligen) Kollegien beider Schulen sind unterschiedlich weit in ihrer Kompetenzentwicklung, z. B. bezüglich kooperativer Lernformen und der Förderung der Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern im Unterricht.
- Das Mentorensystem wird nur im Gebäude des ehemaligen Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasiums angeboten, da nur diese (Teil-)Schule bereits mit dem Schuljahrgang 5 beginnt.
Strukturen der Kooperation und der Mitwirkung
- Der Schülerrat wird aus den Klassensprecherinnen bzw. Klassensprechern der Klassen gebildet (vgl. Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt: http://st.juris.de/st/SchulG_ST_2005_rahmen.htm § 47 ff). Er ist eines der Mitwirkungsgremien, mit dem wichtige Entscheidungen des Schullebens zu besprechen sind. Insofern ist die Einführung eines Mentorensystems eine die Schülerinnen und Schüler bewegende Frage.
- Die Fachschaften setzen sich zusammen aus den Kolleginnen und Kollegen, die das gleiche Unterrichtsfach unterrichten. Sie bilden eine Fachkonferenz (vgl. ebd., § 28 ff).
- Die Gesamtkonferenz entscheidet über alle Angelegenheiten der Erziehungs- und Unterrichtsarbeit der gesamten Schule und beschließt u. a. das Zusammenwirken aller an Schule Beteiligten (vgl. ebd., § 27 ff).
- Neben den Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern bilden Eltern die dritte wesentliche Säule schulischer Aktivitäten (vgl. ebd., § 28 ff). Sie haben ihrerseits ein großes Interesse an dem Mentorensystem.
- Die gebildete BLK-Steuergruppe wurde zu Beginn des Programms zunächst von fünf interessierten Lehrkräften getragen. Vier weitere kamen hinzu. Ihre Mitglieder verantworten sowohl die konzeptionelle, koordinierende und evaluierende als auch die operative Arbeit in den Klassen selbst.
Ressourcen
- Referentin für die Mentorenschulung durch das BLK-Programm
- Referentinnen für unterstützende schulinterne Lehrerfortbildungen
- Sachmittel, z. B. für Schülerexkursionen, Literatur, Arbeitsmittel, Medien
- externe Beratung für die BLK-Steuergruppe im Zielfindungsprozess, im Programmverlauf sowie bei der Dokumentation und Auswertung von Erfahrungen durch verschiedene Programmakteure, insbesondere die Projektleitung am LISA.