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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Zwischenbilanz

Materialien

Das Stufenparlament als Vorläufer des Schülerparlaments (Rheinland-Pfalz)

Zwischenbilanz

Welche Erfahrungen liegen bisher vor? Welche Folgen haben sich ergeben?

Nach den ersten drei Monaten der Einführung des Klassenrats, im Juli 2003, wurden die Kollegen der Kernteams 5 und 6 nach ihren Erfahrungen befragt. Ihr Feedback wurde mit Moderationskarten visualisiert. Es lautete wie folgt:

Positive Erfahrungen: Negative Erfahrungen
- Gesprächsleitung - hohe Redundanz
- Eingehen auf Aussagen anderer - Zeitprobleme
- hohe Beteiligung - Kontrolle der Entscheidungen
- klare Struktur - nur Probleme besprochen
- sehr diszipliniert - Protokollführung
- Schüler lernen, sich einem Mehrheitsbeschluss zu beugen - Festlegung von Terminen
- Zeitersparnis - manche Entscheidungen sehr fragwürdig
- Erfahrung für Eigenverantwortung - nicht alle engagieren sich
- mehr Zeit für andere Themen - kleine Disziplinprobleme
- Schüler fordern die Stunde freitags ein - manchmal Zerreden

Insgesamt konnte ein durchweg positives Fazit gezogen werden. Die widersprechenden Aussagen ergeben sich evtl. durch unterschiedliche Betrachtungsweise der Kollegen. Wir kamen zu dem Schluss, dass die Schüler noch stärker ihre kommunikative Kompetenz einsetzen sollten. Dazu sollten Themen aus Klassenratssitzungen in den KT-Unterricht integriert werden. Probleme bei der Protokollführung sahen die Kollegen als weniger gravierend an. Übereinstimmend kamen sie zum Schluss den eingeschlagenen Weg fortsetzen zu wollen.

Schüler einer Klasse wurden im Juni 2005 nach ihrer Einschätzung zum Klassenrat befragt. Ihre Rückmeldungen bei dieser spontanen Abfrage waren durchaus positiv. Besonders hervorgehoben wurde, dass man friedlicher miteinander umginge und sich selbst mehr einbringen könne.

Seit Frühjahr 2005 haben mittlerweile auch solche Kollegen sowohl zum Klassenrat als auch zum Stufenparlament eine positive Sichtweise, die anfangs eher skeptisch eingestellt waren. Ihre anfänglichen Bedenken hatten sich auf einen befürchteten Zeitverlust im Unterricht bezogen, da unsere demokratischen Ansätze ja während der Unterrichtszeit ablaufen sollten. Nun stellen sie fest, dass es im Gegenteil sogar eine Arbeitserleichterung bedeutet, wenn Angelegenheiten, die die Schüler betreffen, systematisch geklärt werden können. Derartige Bedenken gab es im Übrigen bei der später folgenden Einführung des Stufenparlaments nicht, da erstens bereits positive Erfahrungen mit dem Klassenrat vorlagen und zweitens die Unterrichtszeit eines Lehrers in einer Klasse davon nicht betroffen war.

Mündliche oder kurze schriftliche Befragungen von Klassenlehrern sowie ein Interview seitens der Bundeskoordination des BLK-Programms mit drei Vertretern des Stufenparlamentes ergaben, dass

Geplant ist, dass ab Schuljahr 2006/07 der Vorsitzende des jeweiligen Klassenrats kontinuierlich an den Sitzungen des Kernteams seines Jahrgangs teilnehmen kann.

Auswirkungen des Systematischen Lernkompetenztrainings

Das SyLT-Training erleichtert es den Schülern, aktiv an den Sitzungen teilzunehmen, da sie die dafür erforderlichen Kompetenzen bereits üben und trainieren konnten, bevor sie im Stufenparlament zur Anwendung kommen. Wir dürfen begründet davon ausgehen, dass SyLT die Erziehung zu Eigenverantwortlichkeit und demokratischem Handeln in der Schule und später in der Gesellschaft erleichtern wird. Die Verinnerlichung demokratischer „Spielabläufe“ führt zu Selbstständigkeit und selbstbewusstem Auftreten vor größeren Gremien. Auch sind die Schüler disziplinierter. Sie können ihre Kontrollen und Sanktionsmaßnahmen selbstständig treffen. Nur selten mussten die beisitzenden Lehrer z. B. dafür sorgen, dass der Geräuschpegel bei Sitzungen des Stufenparlaments etwas reduziert wurde.

Informationsfluss

Hinderlich war, dass anfangs nicht alle direkt beteiligten Kollegen auf dem aktuellen Informationsstand des Projektes waren, so dass kleinere „Reibungsverluste“ entstanden waren. Z. B. erfuhren bei Sitzungen des Stufenparlaments Fachlehrer zu spät vom Termin und setzten zu diesem Termin eine Leistungsüberprüfung an. Durch persönliche Gespräche, eine Verbesserung des Informationsflusses und zentrale Aushänge („Diese Woche“) konnte dies allerdings zügig überwunden werden. Mittlerweile haben wir eine Stellwand im Lehrerzimmer zur Verfügung, an der alle wichtigen Informationen, Termine und Einladungen für Sitzungen des Stufenparlamentes aushängen. Da ansonsten in der Schule der Kommunikationsfluss durch die regelmäßigen Teamsitzungen der Kernteams und deren Vernetzung als überdurchschnittlich gut bezeichnet werden kann, war dies nicht zum wirklichen Problem geworden. Auf eine regelmäßige und zeitnahe Information sollte auch in Zukunft geachtet werden. Dies ist z. B. durch Pinnwände und kurze Informationen in der Gesamtkonferenz für alle Kollegen unkompliziert möglich.

Beschlüsse des Stufenparlaments sollen in Zukunft im kurzen Zeitabstand nach einer Sitzung an den schwarzen Brettern ausgehangen werden. Die Rückmeldung des Schulleiters oder der Lehrer (zum Beispiel Genehmigung, Verbot oder andere Reaktionen) sollen dort unter dem Beschluss veröffentlicht werden.

Abgrenzung zur Arbeit der SV

Die Abgrenzung zur Arbeit der SV ist sicherlich ein „Knackpunkt“ des Konzeptes. Um die partizipative Arbeit auf eine möglichst breite Basis zu stellen, verfolgen wir das Ziel, dass das zukünftige Schülerparlament die Arbeit der SV übernehmen soll. Die jeweiligen Vertreter sollen in ihren Klassen gewählt werden (so wie es zurzeit im Stufenparlament praktiziert wird).

Zurzeit (Schuljahr 2005/06) werden Beschlüsse des Stufenparlamentes, sofern sie die gesamte Schülerschaft betreffen, über die Verbindungslehrerin noch an die SV weitergeleitet. Wir gehen davon aus, dass evtl. anstehende Kompetenzüberschneidungen entfallen werden, sobald das Stufenparlament (dann Schülerparlament) die Jahrgänge 6 bis 10 umfassen wird.

Den derzeitigen SVlern ist die Konsequenz der Abschaffung ihres Gremiums noch gar nicht so bewusst. Ob die Ursache darin liegt, dass sie darin kein wirkliches Problem sehen – denn es gibt ja einen demokratischeren Ersatz – oder ob es sie wenig kümmert, da die meisten von ihnen als Schüler des 10. Jahrgangs nicht mehr persönlich davon betroffen sein werden, können wir noch nicht beurteilen. Das Thema sollte aber offensiver besprochen werden.