E L S A - Eltern-Lehrer-Schüler-Aushandlungsrunde - Demokratische Aushandlungsprozesse und gemeinsame Verantwortungsübernahme (Berlin)
Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)
Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?
Das erste Treffen der Aushandlungsrunde fand als Wochenendveranstaltung in einer Tagungsstätte außerhalb Berlins im März 2004 statt (Ablauf Aushandlungswochenende März 2004). (Bemerkenswert, dass die Kosten hierfür ebenso wie für alle späteren Wochenendtreffen der Aushandlungsgruppe weitgehend von den Beteiligten selbst getragen wurden - was hohes Interesse und Mitarbeitsbereitschaft aller signalisiert!) Zunächst wurden die Ergebnisse der Stärkenabfrage analysiert und ausgewertet. In Kleingruppen (Eltern, Lehrer/innen, Schüler/innen gemischt) wurden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Wahrnehmung der Schulstärken diskutiert. Es stellte sich heraus, dass bei der Bewertung der Stärken der Schule in allen Gruppen der Bereich ‚Schule ohne Rassismus / Schulklima’ dominierte und damit den ersten inhaltlichen Arbeitsschwerpunkt der Aushandlungsgruppe begründete.
(Schüler-10-Stärken im Vergleich,
Eltern-10-Stärken im Vergleich
Lehrer-10-Stärken im Vergleich).
- Um sich auf die intensive Zusammenarbeit und die kommenden Aushandlungen vorzubereiten, wurden an diesem Wochenende einige Übungen aus dem so genannten „Betzavta-Programm“ (www.betzavta.de) mit den Teilnehmenden durchgeführt. Bei diesen Übungen geht es um die Reflexion des Umgangs miteinander und um Wege der demokratischen Entscheidungsfindung, die alle Beteiligten gleichermaßen respektiert und einschließt.
Für die künftige Zusammenarbeit sensibilisiert, begann die Aushandlungsgruppe dann die Bearbeitung der Wünsche und die Erarbeitung entsprechender Maßnahmenvorschläge. In dieser Phase arbeiteten die Interessengruppen getrennt voneinander. Zunächst wählten sie aus den langen Wunschlisten ihrer eigenen Interessengruppe die Wünsche aus, die die beschlossene Schulstärke „Schule ohne Rassismus“ weiter stärken könnten. Aus dieser Auswahl wurden Maßnahmenvorschläge formuliert, die die einzelnen Gruppen anschließend der gesamten Runde vorstellten. Im Feedback und in den daran anknüpfenden Aushandlungsrunden wurden Ergänzungen vorgenommen, Alternativen formuliert und verbindliche Vereinbarungen getroffen, denen alle Beteiligten zustimmten.
Die in den Kleingruppen erarbeiteten und dann gemeinsam ausgehandelten und verabredeten Aktivitäten konzentrierten sich auf:
- verbindliches Thema „Schule ohne Rassismus“ in der 1. Schulwoche jeder 7. Klasse (Wechsel in die Sekundarschulen in Berlin nach der 6. Klasse à 6jährige Berliner Grundschule),
- verbindlicher gemeinsamer Elternabend aller 7. Klassen zum Schulbeginn unter anderem zu diesem Thema,
- Verabredung eines Aktionstages für das 2. Schulhalbjahr zum Schwerpunkt „Schule ohne Rassismus“,
- regelmäßige Treffen der Streitschlichter/innen,
- weitere Fortbildung der Streitschlichter/innen,
- externe Begleitung der Streitschlichter/innen,
- Streitschlichter/innen bilden Lehrer/innen aus,
- Information der Eltern über das Streitschlichtermodell und deren Praxis in allen Klassenelternversammlungen,
- bereits im Aufnahmegespräch der sich anmeldenden künftigen 7.Klässler sollen die beiden Schwerpunktthemen „Schule ohne Rassismus“ und Konfliktlösungsprogramm „Streitschlichter“ angesprochen werden.
Dass das Thema „Schule ohne Rassismus“ so stark dominierte erklärt sich auch daraus, dass die Schüler/innen, die 2001 in dem entsprechenden Projekt gearbeitet hatten, inzwischen die Schule verlassen hatten und die derzeitigen Schüler/innen der Werner-Stephan-Schule nachfragten, was „Rassismus“ eigentlich bedeute und weshalb die Schule diese Auszeichnung trage.
Bis zum im Juni 2004 stattfindenden Aktionstag „Wir sagen NEIN zur Diskriminierung“ fanden noch 5 Aushandlungsrunden statt: Zunächst nahmen alle Aushandlungsrundenmitglieder an einem Workshop zum Thema „Was ist Rassismus“ teil, um sich inhaltlich vorzubereiten. Alle weiteren Aushandlungsrunden dienten der Vorbereitung des Aktionstages und dieser wurde auch verantwortlich von den Mitgliedern der Aushandlungsrunde organisiert und geleitet. In einer 7. Aushandlungsrunde im Anschluss an den Aktionstag wurde dieser gemeinsam „gefeiert“ und ausgewertet. (Details zum Aktionstag auf der Homepage der Schule: www.wso-berlin.de).
Die Erfahrung mit dem Aktionstag war so positiv, dass die Aushandlungsgruppe nun jährlich einen Aktionstag plante und durchführte. Thema des Aktionstages 2005 „Rauchfreie Schule“, des Aktionstages 2006 „Unterrichts- und Schulhof-gestaltung“ .
Bis zum Ende des Schuljahres 2005/06 fanden insgesamt 24 Aushandlungsrunden statt - regelmäßige Treffen alle 4 - 6 Wochen jeweils am späten Nachmittag und drei Aushandlungswochenenden. Das Interesse blieb bei allen Beteiligten uneingeschränkt groß, so dass auch nach ihrer Schulzeit ausscheidende Schüler/innen bzw. Eltern stets durch neue Mitarbeiter/innen ersetzt werden konnten. Die Themen der Aushandlungsrunden blieben nicht nur auf den Bereich „Schule ohne Diskriminierung“ und Konfliktlösungsarbeit (Streitschlichter) beschränkt, sondern erweiterten sich auf andere aktuelle Themen und auch in Richtung auf Unterrichtsentwicklung (s. o. Aktionstage 2005 und 2006) (Zeitschiene).