E L S A - Eltern-Lehrer-Schüler-Aushandlungsrunde - Demokratische Aushandlungsprozesse und gemeinsame Verantwortungsübernahme (Berlin)
Kontext, Begründungen, Ziele
Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?
Hauptschulen machen - insbesondere in städtischen Räumen - die Erfahrung, dass ihre Schüler/innen vorrangig aus bildungsfernen und sozial belasteten Familien kommen, Eltern nur wenig Anteil am schulischen Lernen ihrer Kinder nehmen und sie nicht oder kaum dabei unterstützen können. Diese Eltern haben meist weder Anspruch noch Selbstvertrauen bezüglich ihrer eigenen Teilhabe am Schulleben und fühlen sich in der Kooperation mit Lehrer/inne/n von vorneherein unterlegen. Ihre Kinder haben in der Grundschule oft negative Lernerfahrungen gemacht, nehmen sich schnell als die „Loser“ in dieser Gesellschaft wahr und wiederholen damit die Erfahrungen ihrer Eltern. Konflikte werden eher handgreiflich und aggressiv, statt konstruktiv und verbal gelöst. Die Situation ist Nährboden für intolerantes, ausgrenzendes und rassistisches Verhalten.
Dies alles sind keine einfachen Voraussetzungen für partizipatorische und demokratische Schulentwicklungsprozesse. Gleichzeitig fordert das neue Berliner Schulgesetz (2004) ausdrücklich die Beteiligung und Einbindung aller schulischen Gruppen bei der Schulentwicklung.
Schulleitung und Kollegium der Werner-Stephan-Oberschule (Hauptschule) hatten sich bereits in den 90er Jahren verstärkt um Konfliktlösungsprogramme bemüht und gegen Rassismus engagiert. Die Schule erhielt 2001 nach einem ent-sprechenden Projekt mit Schüler/innen als erste Berliner Schule die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus“ im Rahmen der Aktion Courage e.V. (ein Zusammenschluss engagierter Bürger und Organisationen unterschiedlicher Kulturen und Identitäten in Deutschland) - www.aktioncourage.org. In ihrem Entwicklungsprozess suchte sie nach Möglichkeiten, Partizipation von Schüler/innen und Eltern konsequenter zu sichern und vor allem die Eltern positiver und breiter einzubinden. Eltern sollten nicht mehr vorrangig nur in Problemsituationen und bezogen auf ihre eigenen Kinder angesprochen werden, sondern sich auch für eine Weiterentwicklung der Schule insgesamt mitverant-wortlich fühlen und aktiv werden können. Das BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“ machte hierfür ein Angebot durch das demokratische Schulentwicklungs-konzept „Zielfindung im schulischen Qualitätsentwicklungsprozess“, das durch die Organisationsberater/in Dorothea Schütze und Dr. Marcus Hildebrandt entwickelt und auf der Eröffnungsveranstaltung des Berliner BLK-Programms vorgestellt worden war. Kern und Prinzip dieses Schulentwicklungsansatzes ist die gleichberechtigte Aushandlung der Ziele, Vorgehensweisen und Maßnahmen durch Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern in der so genannten „Aushandlungsrunde“. Der Ansatz entsprach also genau dem Wunsch der Werner-Stephan-Schule, insbesondere Schüler/innen- und Elternpartizipation zu fördern, zu sichern und auszuweiten. Die erforderliche Prozessbegleitung durch die beiden Organisations-berater konnte durch das BLK-Programm finanziert werden. Der Erfolg des Ansatzes basiert auf dieser konsequenten Begleitung.
Das Schulentwicklungskonzept geht von der Benennung der Stärken der Schule, der Entwicklung einer gemeinsamen Sicht auf das Profil der Schule und der Entwicklungswünsche aller schulischen Interessengruppen aus. Auf der Grundlage dieser Erhebungen werden Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, die gezielt solche Wünsche erfüllen, die die von allen anerkannten Stärken stärken und diese weiterentwickeln.
Das Konzept „Demokratische Schulentwicklung - Partizipations- und Aushand-lungsansätze im Berliner BLK-Vorhaben Demokratie lernen & leben“ der Autoren Dorothea Schütze und Dr. Marcus Hildebrandt liegt noch nicht in einer Veröffentlichung vor. Nachfragen können an die Autoren gerichtet werden: dorothea.schuetze@arcor.de und info@marcushildebrandt.de.
Ziele der Werner-Stephan-Oberschule:
- Stärken und Ressourcen der Schule erkennen; Einigung auf eine gemeinsame Sicht bezüglich des Stärken-Profils der Schule.
- Alle schulischen Gruppen (Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern, nichtpädagogische Mitarbeiter der Schule) werden in den Entwicklungsprozess einbezogen.
- Ziele und Maßnahmen zur Stärkung vorhandener Stärken und zur Erfüllung von Entwicklungswünschen werden ausgehandelt. Der Aushandlungsprozess geht nicht von Mehrheits-Minderheitenvoten aus (die „Gewinner“ und „Verlierer“ produzieren), sondern zielt immer auf Konsens (alle sind „Gewinner“!).
- Die bereits entwickelte Schülerpartizipation wird sowohl im Unterricht (selbstverantwortliches Lernen) als auch im Schulleben (Gremienarbeit, Streitschlichterarbeit, angemessene Umgangsformen, Außenrepräsentation der Schule) gestärkt und verbessert.
- Eltern sollen mehr Verantwortung für ihre Schule wahrnehmen; sie sollen an der Schul- und Unterrichtsentwicklung und entsprechenden Entscheidungen aktiv teilnehmen.