Klassen- und Schulsprecherqualifizierung als zentrales Element einer demokratischen Schulkultur (Hamburg)
Voraussetzungen für die Einführung bzw. Durchführung
Welche Bedingungen wurden vor der Einführung geschaffen?
Folgende Voraussetzungen für die Entwicklung lagen vor oder wurden geschaffen:
- Vorhandensein von praktischen Ansätzen in der Schule, an die als Keimzelle zur Entwicklung angeknüpft werden konnte (Klassenrat in einzelnen Klassen, Kooperation mit Sportvereinen)
- Vorhandensein von bewährten Konzepten (Klassenrat, Streitschlichterausbildung, Klassensprecherqualifizierung, Jugendgruppenleiterausbildung), die die Schule "einkaufen" konnte
- Einbindung außerschulischer Kooperationspartner im Stadtteil (Kirche, Sportverein) bzw. regionaler Spezialanbieter wie das Institut für Konfliktmoderation (IKM Hamburg), die die Qualifizierung der Schüler zu Streitschlichtern, Jugendgruppenleitern und die Klassensprecherschulung in den jeweiligen Pilotphasen anboten
- Finanzierung der Initiierungs- und Implementierungsphase durch BLK-Projektmittel
- das große Interesse an dieser Schulentwicklung auf der Ebene der Schulleitung
- ein Team von mehreren Kollegen, die als Initiatoren längerfristige persönliche Zuständigkeiten verantwortlich bis zur Institutionalisierung und geglückten Traditionsbildung übernehmen
- schulinterne Kooperation – z. B. wurde im Fach Arbeitslehre von Schülern ein Sitzungstisch für den Raum des Schülerrats geschreinert
- räumliche Ressourcen: Es konnten Räume für das Schülerrats-Zimmer sowie für den Streitschlichtungsraum freigemacht werden.
Der Schulleiter Jürgen Schreiter ist seit 26 Jahren an dieser Schule – zunächst als Klassenlehrer, dann als Abteilungsleiter für die Stufen 8 -10 und seit 14 Jahren als Leiter. Er sieht im BLK-Projekt eine späte Verwirklichungschance für einen Demokratisierungsansatz, der bereits vor über 30 Jahren Gegenstand seiner Examensarbeit war. Zunächst hatte er eine Schule vorgefunden, in der die Schüler „eben morgens zum Unterricht und mittags wieder nach Hause“ gingen. Ansätze zu aktiver Mitgestaltung des Schullebens oder gar des Unterrichts gab es kaum.
Erste Versuche, diesen Zustand zu ändern, begannen seit 1998 mit der ersten Ausbildung von Streitschlichtern und mit der Einführung des Klassenrats in einzelnen Klassen. Außerdem wurden Kontakte zum Stadtteil in Zusammenhang mit dem Sport- und sonstigen AG-Nachmittagsangebot ausgebaut, d.h. es gab schon vor Beginn des BLK Demokratie lernen & leben - Programms bereits Ansätze für eine demokratische „Schulaußenpolitik“.
Die aktive Schülermitwirkung im Inneren jedoch – die „Schulinnenpolitik“ also – wurde von der Schulleitung und von engagierten Kollegen als wenig entwickelt empfunden.