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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Durchfuehrung

Materialien

Sozialpraktikum in Eberswalde: Dialog zwischen Jung und Alt (Brandenburg)

Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)

Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?

„Außer mit den Großeltern habe ich mit Senioren normalerweise nichts zu tun. Deshalb war mir vor dem ersten Treffen schon bang“, Robert, Klasse 8 d.

„Das war schon ungewohnt, weil ich gar nicht weiß, wie alte Menschen denken und wie sie reden“, Christian, Klasse 8 d.

Für die inhaltliche und organisatorische Durchführung des Sozialpraktikums war die Fachkonferenz LER gemeinsam mit der Vertreterin der KJHB verantwortlich. Das erste Sozialpraktikum fand im Herbst 2004 für elf Wochen statt, das zweite im Frühjahr 2006 für neun Wochen.

Vorbereitung der Schüler/-innen im Unterricht

Einige Wochen vor Beginn des Sozialpraktikums stand der „Generationstreff“ bereits im Mittelpunkt des Unterrichts im Fach LER.
Die Schüler/-innen tauschten sich mit den Lehrer/-innen über ihre Erfahrungen mit älteren Menschen aus, auch über die Anforderungen an die erwachsenen Kinder, ihre Angehörigen zu pflegen. Sie lasen verschiedene Texte und sprachen über Besonderheiten des Alters, auch altersbedingte Krankheiten. Dazu recherchierten die Schüler/-innen selbständig, um sich gegenseitig zu erklären, was beispielsweise Demenz oder Alzheimer ist. In Rollenspielen gestalteten die Schüler/-innen die Kontaktaufnahme zwischen jungen und alten Menschen - so, wie sie sie in ihrem Alltag häufig erleben und so, wie sie sie sich wünschen. Dadurch wurden die Schüler/-innen angeregt nachzudenken, was sie von einer Begegnung mit einer Seniorin bzw. einem Senior erwarten, was sie besonders interessiert und auch, welche ihrer Fähigkeiten eine Bereicherung für den alten Menschen sein könnte. Auf dieser Grundlage schrieben die Schüler/-innen einen Vorstellungsbrief an die Seniorin bzw. den Senior, mit der oder dem sie in Kontakt treten sollten.

Das Kennen lernen gestalten

„Zuerst konnte ich mir nicht viel darunter vorstellen und hatte auch nicht viel Lust dazu. Aber dann dachte ich mir, okay, das wird schon nicht so schlimm. Ich hatte mir vorgestellt, dass wir uns um die Frau kümmern oder so was“, Carolin 8b.

„Ich fand es ein Wagnis, weil es teilweise schon in der Familie
schwierig ist, das Gespräch zwischen Jung und Alt zu führen. Zugleich freute ich mich darüber, dass die Schule mit diesem Ansinnen auf uns zukam“, Siegfried Fischer, Senior, 80. Jahre alt.

Der Senior Siegfried Fischer

Der Erfolg des „Generationstreffs“ – darüber waren sich die Lehrer/-innen des Fachs LER im Klaren – würde wesentlich davon abhängen, wie die erste Begegnung verlaufen würde. Dafür wurden in den zurückliegenden beiden Jahren verschiedene Wege gewählt.

Im ersten Jahr, im Schuljahr 2004/2005, luden die Goethe-Oberschule und die KJHB diejenigen Senior/-innen, die in ihrer eigenen Wohnung leben sowie die ihnen zugeteilten Schüler/-innen und deren Eltern zu einer Begegnung in die Emanuelgemeinde ein.
Diejenigen Senior/-innen, die in Einrichtungen leben, lernten die in kleine Gruppen eingeteilten Schüler/-innen bei Besuchen in den Einrichtungen kennen.
In beiden Fällen wurden sie von der Vertreterin des KJHB begleitet.

Im Schuljahr 2005/2006 wurde die Auftaktveranstaltung als ein Teil des Praktikums gemeinsam mit den Schüler(n)/-innen geplant. Alle Senior/-innen, die Vertreter/-innen der KJHB sowie die Klassenlehrer/-innen und LER-Lehrer/-innen trafen sich drei Wochen vor Beginn des Praktikums in der Aula der Schule. In einem einführenden Teil wurden die Schüler/-innen und Senior/-innen über die Erfahrungen im vergangenen Jahr und den Ablauf in diesem Jahr informiert. Anschließend konnten sich Schüler/-innen und Senior/-innen einander vorstellen. Gemeinsam saßen sie an einem Tisch und führten ihre ersten Gespräche. In einer angenehmen Atmosphäre mit Kaffee und Kuchen wurde schnell das Eis zwischen Jung und Alt gebrochen.

Daneben sollte den Schülern/-innen und Senior/-innen  ein Leitfaden den Einstieg in ihr Gespräch erleichtern (Leitfaden Praktikumsstellen und Leitfaden Teilnehmer):

„Manche der Fragen fand ich langweilig und hätte ich nie gefragt: Beispielsweise mit welchen Krankheiten und Behinderungen die Alten zu tun haben. Mehr hat mich interessiert, was die in der Schule gelernt haben“, Robert, Klasse 8 d.

„Die Kinder haben nicht zu fragen gelernt. Ich bin dagegen mit dem Hinweis groß geworden: Hast du heute eine kluge Frage gestellt? Mir war es wichtig, den Schüler(n)/-innen etwas von meinem Glauben zu vermitteln und mit ihnen über Gemälde in meiner Wohnung zu sprechen“, Kurt Wilhelm, Senior, 78 Jahre.

„Mitunter waren die Schüler/-innen sehr wortkarg und ich musste ihnen wirklich jedes Wort aus der Nase ziehen. Deshalb schlug ich ihnen vor, Bilder vom Urlaub mitzubringen. Ich wollte natürlich, dass die Schüler/-innen etwas von unseren Gesprächen haben. Ich hatte den Krieg in Eberswalde erlebt und ich wollte, dass sie von meinen Erfahrungen wissen. Nach unseren Begegnungen sagten sie manchmal: ‚So hat mir das meine Oma nicht erzählt!’“, Erna Romanowski, Seniorin, 82 Jahre.

„Anfänglich hatte ich schon das Gefühl, die denken: was erzählt der mir. Doch im Verlauf wurden die Jugendlichen gesprächsbereiter, auch weil ich sie herausforderte. Unbedingt wollte ich ihnen das Fazit meines Lebens vermitteln: Dass es wichtig ist, miteinander zu reden. Das haben wir miteinander praktiziert“, Siegfried Fischer, Senior, 80 Jahre.

Auswertung des ersten Sozialpraktikums

Nach der Durchführung des ersten Sozialpraktikums im Herbst 2004 wurden in allen 8. Klassen im LER-Unterricht die Begegnungen in Klassengesprächen ausgewertet. Dabei teilten sich die Schüler/-innen ihre z.T. sehr verschiedenen Erfahrungen mit.

Mit einer Weihnachtsfeier dankten die Goethe-Oberschule und der KJHB den Senior/-innen für ihre Unterstützung. Die Veranstaltung wurde auch genutzt, den ersten „Generationstreff“ mit allen Beteiligten auszuwerten. Dabei erklärten sich die Senior/-innen bereit, auch im nächsten Jahr wieder Schüler/-innen zu empfangen. Sie waren einverstanden mit den wöchentlichen Treffs und wünschten sich keine Änderungen.

Nach der Auswertung des ersten Durchgangs entschied sich die Schule, auch im Folgejahr wieder ein Sozialpraktikum für alle Schüler/-innen der 8. Klasse im Fach LER durchzuführen.
Aus schulorganisatorischen Gründen wurden die Dauer und der Zeitpunkt des Praktikums verändert. 
Überarbeitet wurden außerdem das Tagebuchblatt sowie der Fragenkatalog, mit denen die Schüler/-innen auf die Senior/-innen zugingen. Die Einteilung in einen Pflicht- und einen Wahlteil sollte den Schüler(n)/-innen die Möglichkeit eröffnen, stärker eigenen Interessen in der Begegnung mit den Senior/-innen nachgehen zu können (Durchführung Sozialpraktikum; Tagebuchblatt 2006).

Die Auswertung des Sozialpraktikums „Generationstreff“ 2005/2006 fand erst nach der Erstellung des Berichtes statt und kann aus diesem Grund nicht weiter ausgeführt werden.

Unterstützung durch das LISUM Bbg

„Das LISUM Bbg und vor allem unsere Netzwerkkoordinatorin erwiesen sich als eine wichtige Ressource bei der Entwicklung und Ausgestaltung unseres „Generationstreffs“. Immer wenn wir nicht weiter wussten, wir Fragen hatten, wir bestimmte Materialien oder Fortbildungen brauchten, konnten wir auf sie als eine verlässliche Größe bauen“, Jutta Bullerjahn, stellvertretende Schulleiterin.

Von Anbeginn begleitete eine Netzwerkkoordinatorin des LISUM Bbg die Bemühungen der Schule um Öffnung und Kooperation mit außerschulischen Partnern.

Ihre Rückfragen und Interventionen dienten vor allem

Organisiert durch das LISUM Bbg trafen Schüler/-innen und Lehrer/-innen der Goethe-Oberschule mit Vertreter/-innen anderer Schulen zusammen, die sich innerhalb des BLK-Programms in dem Modul „Schule in der Demokratie“ engagieren. Bei den Treffen mit den Programmschulen stellte die Schule ihr Projekt des „Generationstreffs“ vor und stieß damit auf großes Interesse. Das gab der Schule einen großen Motivationsschub und regte weitere Aktivitäten im Schuljahr 2004/2005 an.

Lehrer/-innen der Goethe-Oberschule nahmen an diversen Fortbildungen beispielsweise im Bereich des Service Learnings und zum Zeitmanagement teil. Die Erfahrungen daraus werden vor allem in die weitere Ausgestaltung der Kooperation mit dem Stadtseniorenbeirat einfließen. Dabei geht es vor allem um mehr Möglichkeiten zum eigenverantwortlichen Handeln der Schüler/-innen im fächerübergreifenden Unterricht. Das wird sich in der Einführung von Epochen zu einem fächerverbindenden Thema niederschlagen (je Halbjahr einmal).

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