We are strong together Schüler-Lehrer-Fortbildung zur Förderung partizipativer Schülerbeteiligung - ein Transferinstrument (Bremen)
Förderliche und hinderliche Bedingungen
Was war - rückblickend - förderlich und was hinderlich?
Zwischenbilanz: Was bewirkt die Fortbildung in den Schulen?
Projekte der Schüler/-innen
Die Schüler/-innen haben nach der Teilnahme an den Fortbildungen „We are strong together“ mit der Unterstützung ihrer Lehrer/-innen an ihren Schulen Projekte mit verschiedenen Schwerpunkten realisiert. Diese Schwerpunkte werfen ein Licht darauf, wie wichtig Schüler/-innen die Veränderung der Schule hin zu einem Ort ist, der ihnen ein vielfältiges soziales Leben in der Schule ermöglicht.
Gestaltung von Räumen in der Schule
Schüler/-innen der IS Johann-Heinrich-Pestalozzi wie des SZ an der Koblenzer Straße haben ein Projekt zur Toiletten-Sanierung realisiert. Dabei sind sie unterschiedlich vorgegangen.
- Die Schüler/-innen der IS Johann-Heinrich-Pestalozzi haben sich an den Sprecher des Sentators für Bildung und Wissenschaft gewandt, der sie seinerseits an die zuständige Schulaufsicht vermittelt hat. Nach einem Gespräch mit den Schüler/-innen und einem Ortstermin veranlasste diese die Beauftragung für die Sanierung der Toiletten. Nach Fertigstellung der Umbauarbeiten findet eine feierliche Einweihung statt - die Mitstreiterin aus der Schulaufsicht ist eingeladen und der Schülersprecher hält eine Rede.
- Die Schüler/-innen des SZ an der Koblenzer Straße haben auf Selbsthilfe gesetzt: sie haben einige Toiletten gestrichen und anschließend, um neue Verschmutzungen zu verhindern, in den Pausen Toiletten-Aufsichten durchgeführt. Letzteres mussten sie allerdings nach einigen Wochen aufgeben, da es ihnen nicht gelang, weitere Schüler/-innen für die Aufsicht zu gewinnen (Schüler-Nachbereitungstreffen).
- Die Schüler/-innen einer weiteren Schule wollen in ihrer Schule einen Aufenthaltsbereich für Schüler/-innen schaffen. Nachdem sie die Schulleitung für das Vorhaben gewonnen, einen Bereich der Schulflures zur Umgestaltung überantwortet bekommen und ein konkrete Vorstellung von der Nutzung und Ausstattung der Aufenthaltbereichs erarbeitet haben, warten sie zur Zeit auf die Beantwortung ihres Antrags durch ein Bremer Unternehmen, bei dem sie Gelder für nötige Anschaffungen einzuwerben versuchen.
Veranstaltung von Feiern und anderen Aktivitäten in der Schule
- Ebenfalls haben Schüler/-innen der IS Johann-Heinrich-Pestalozzi und des SZ an der Koblenzer regelmäßige Tanzveranstaltungen an ihren Schulen organisiert; in der IS Johann-Heirich-Pestalozzi eine Disco für die 6.-8. Klässler (Schüler-Disco) und am SZ an der Koblenzer Straße einen jährlichen Weihnachtsball für die älteren Schüler/-innen (Schüler-Nachbereitungstreffen).
- Thema eines weiteren Projekts am SZ an der Koblenzer Straße ist die Einführung eines Pausenradios ab dem Schuljahr 2006/07. Zur Zeit sammeln die Schüler/-innen Vorstellungen und erste Ideen und erstellen Arbeits- und Aufgabenpläne.
Strukturen für eine partizipative Beteiligungskultur
Die IS Johann-Heinrich-Pestalozzi und das SZ an der Koblenzer Straße arbeiten seit 2001 bzw. seit 2003 an der Entwicklung einer partizipativen Beteiligungskultur. Beide Schulen haben eine spezifische Form gefunden, neben der SV-Arbeit auch die Beteiligung weiterer, an konkreten Themen interessierter Schüler/-innen kontinuierlich zu realisieren.
- Das SZ an der Koblenzer Straße hat mit der Gründung der Demokratie AG verlässliche Strukturen für die Unterstützung von Schülerprojekten geschaffen. Die Demokratie-AG trifft sich einmal in der Woche und wird von einem Sozialpädagogen betreut. Die Schüler/-innen entscheiden sich am Anfang eines Schuljahres verbindlich für die Teilnahme und haben damit einen konstanten Rahmen, in dem sie gemeinsam Projektideen entwickeln und realisieren können.
- Zudem ist die Arbeit der SV neu strukturiert worden. Der Schülerbeirat (die gewählten Klassensprecher/-innen der Schule) arbeitet in drei Jahrgangsgruppen (5. und 6. Klasse, 7. und 8. Klasse, 9. und 10. Klasse), um in kleineren Gruppen und altersangemessen tatsächlich alle Klassensprecher/-innen an den Diskussions- und Entscheidungsprozessen beteiligen zu können.
- In der IS Johann-Heinrich-Pestalozzi bietet die offene AG „Schüleraktionen für unsere Pesta“ jeder Schülerin und jedem Schüler die Möglichkeit, eigene Wünsche und Ideen und Veränderungsvorschläge in Projekten zu realisieren. Kommt ein/e Schüler/in mit einem solchen Vorschlag, wird er/sie von der die AG betreuenden Lehrerin zunächst aufgefordert, sich weitere Mitstreiter/-innen zu suchen. Diese sich dann konstituierende ‚Schülerini’ unterstützt die Lehrerin über die notwendigen Planungs- und Umsetzungsschritte bis zur Realisierung ihres Projektes. Auf diese Weise hat sich eine Kultur vielzähliger „Schülerinis“ entwickelt, die parallel an verschiedenen Projekten und Themen arbeiten.
- Die „Schülerinis“ sind mit der SV verzahnt: die in einem Beteiligungsprojekt aktiven Schüler/-innen sind während dieser Zeit Teil des Schülerbeirats und von diesem legitimiert, ihr Projekt in den schulischen Gremien zu vertreten.
An zwei weiteren Schulen sind im Anschluss an die Fortbildung Initiativen zur Verbesserung der schulischen Beteiligungsstrukturen vorgenommen worden. In einer der beiden Schulen haben die Lehrer/-innen sich dazu entschlossen, ab dem nächsten Schuljahr eine „AG Mitgestalten - Mitbestimmen“ für die Schüler/-innen der Schule anzubieten.
In der anderen Schule hat die Teilnahme an der Fortbildung u.a. dazu geführt, dass sich die Schule entschieden hat, vermehrt außerschulisches Beteiligungs-Know-how für die Förderung und Qualifikation ihrer Schüler/-innen zu nutzen. Zwei Monate nach der Fortbildung haben 35 Schüler/-innen der Schule einen Workshop zum Thema „Mitmischen, aber richtig! Schüler entwickeln einen Aufgabenkatalog für Klassensprecher“ in der Bremer Jugendbildungsstätte LidiceHaus besucht.
In der IS Johann-Heinrich-Pestalozzi und dem SZ an der Koblenzer Straße hat die kontinuierliche Förderung und Entwicklung einer partizipativen Beteiligungskultur mittlerweile zu einer Dynamik geführt, die immer mehr Beteiligungsprojekte auch unmittelbar im Schulalltag entstehen lässt. Seit 2003 werden so von Schüler/-innen, wie von Lehrer/-innen, im Kontext der jeweiligen Beteiligungsstruktur kontinuierlich Projekte angeschoben.
Weitere Projekte der IS Johann-Heinrich-Pestalozzi:
- Begrüßung des neuen 5. Jahrgangs durch die SV
- AKTION PAUSE - Ausleihen von Spielzeug durch ältere Schüler
- Pausenaufenthalt in den Klassenräumen ab dem 7. Jahrgang: Die SV genehmigt die Anträge der Klassen und verhängt bei Fehlverhalten Klassenaufenthaltsverbote
- Initiative um den Namen ‚Pestalozzi’ im neuen Schulnamen beizubehalten
- Alle zwei Jahre Beteiligung und Organisation „Sozialer Tag - Schüler Helfen Leben“
- Initiierung der Sportnacht MY WAY FAIR PLAY, Durchführung alle zwei Jahre
- „Pestalozzi hilft“ den Flutopfern nach der Tsunami-Katastrophe (Schüler-Nachbereitungstreffen)
- Jährlicher Wettbewerb für den 5. Jahrgang: „Demokratie hat schon was mit dir zu tun“, organisiert von Schüler/-innen der 9. Klassen
- SV Initiative zum Thema ‚Schwänzen, Schul- und Unterrichtsmeider’ in Zusammenarbeit mit Bildungspolitikern und Behördenabteilungen
Weitere Projekte des SZ an der Koblenzer Straße:
- Neuformulierung der Hausordnung durch Schüler/-innen
- Besuch der Schule Süderbrarup, um deren SV- und Jugendrat-Arbeit kennen zu lernen
- Bewerbung als „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“: die Schüler/-innen diskutieren das Problem von Diskriminierung und Rassismus an der Schule und führen dazu eine Befragung durch, sie organisieren in der Schule eine Öffentlichkeitsveranstaltung zur Vorstellung des Projekts, Sammeln die notwendigen Unterschriften, kontaktieren Personen, die als SoR-SmC-Paten für die Schule gewonnnen werden sollen und richten die große Feier anlässlich der Verleihung des Titels aus (Schule ohne Rassismus).
- Teilnahme am Wettbewerb „Demokratisch Handeln“
Aus der Schule in die Gesellschaft
Die Schüler/-innen der IS Johann-Heinrich-Pestalozzi und des SZ an der Koblenzer Straße engagieren sich mittlerweile auch über den Radius ihrer Schulen hinaus, so in der Initiative „Bürgerschaft ohne Rassismus - Bürgerschaft mit Courage“, in Zusammenarbeit mit der Schulbehörde bei der Vorbereitung einer großen Zukunftswerkstatt für Schüler/-innen aus allen Bremer Sek-I-und Sek-II-Schulen oder durch die Unterstützung einer Patenschule in Sri Lanka.
Sie tragen ihre positiven Erfahrungen, die sie dank der umfassenden Beteiligung an ihren Schulen machen konnten, in die Gesellschaft und gestalten diese verantwortungsvoll mit. Sie werden zunehmend von lokalen Akteuren wie dem Stadtteilbeirat oder Behördenabteilungen als kompetente und engagierte Mitstreiter wahrgenommen und in bildungs- und kommunalpolitische Projekte eingebunden.