We are strong together Schüler-Lehrer-Fortbildung zur Förderung partizipativer Schülerbeteiligung - ein Transferinstrument (Bremen)
Kontext, Begründungen, Ziele
Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?
Demokratie heißt, ...
... sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen!
Dies immer wieder und ausdauernd zu tun, dazu wollen die IS Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule und das SZ an der Koblenzer Straße ihre Schüler und Schülerinnen ermutigen und ihnen dafür Gelegenheit und Raum in der Schule bieten.
Um die Entwicklung einer Beteiligungskultur zu fördern, die dieses realisiert und um die Schüler/-innen und Lehrer/-innen für ihre Rollen und Arbeit in den Beteiligungsprojekten auszubilden, ist die Fortbildung „We are strong together“ entwickelt worden.
Die Fortbildung unterstützt Schüler/-innen und Lehrer/-innen gemeinsam eine Beteiligungskultur zu entwickeln, die den berühmten Satz von Max Frisch für jeden Schüler und jede Schülerin erfahrbar macht. Eine Kultur in der jede und jeder - nicht nur Klassen- und Schülersprecher - aufgerufen ist, eigene Interessen oder Probleme, die sie oder er an der Schule erlebt, zu formulieren und mit Gleichgesinnten nach Wegen zu suchen um die Probleme zu lösen und Interessen befriedigend umzusetzen. Wie das an den Schulen praktiziert wird, illustrieren folgende Beispiele:
- Theresa und Nadine initiieren den Wettbewerb „Demokratie - das geht mich auch was an“ für die 5. Klassen ihrer Schule. An der Durchführung beteiligen sich als Paten für die sechs 5. Klassen zehn weitere 9. Klässler/-innen.
- Bela, Ayse und weitere 17 Schüler/-innen organisieren den ersten Schülerball an ihrer Schule. Gleich nach dem von 100 Schüler/-innen besuchten Ball gründet sich das Organisationsteam für das Fest im nächsten Schuljahr.
- Von Januar 2005 bis April 2006 läuft die Aktion „Pesta hilft“, bei der Spenden für den Wiederaufbau einer Schule im tsunami-verwüsteten Sri Lanka gesammelt werden. Erik und Ünal haben sie ins Leben gerufen, zum Schluss haben sich 100 Mitschüler/-innen an den Sammelaktionen, dem Benefitzkonzert und dem Aufbau sowie der Pflege der Patenschaft mit der unterstützen Schule beteiligt.
- Murat, Jens und Sabine arbeiten mit in der von Schüler/-innen aus den „Bremer Schulen ohne Rassismus - Schulen mit Courage“ gegründeten Initiative „Bürgerschaft ohne Rassismus - Bürgerschaft mit Courage“.
- Ben und Trish bereiten - in einer von der Bremer Schulbehörde initiierten Arbeitsgruppe - zusammen mit Schüler/-innen anderer Schulen eine Zukunftswerkstatt für Schüler/-innen aus allen Bremer Sek-I- und Sek-II-Schulen vor.
Schülermitbestimmung? Bei uns läuft nichts!
„Vor Jahren, da hatten wir mal gute Schülersprecher, da ist richtig was gelaufen, aber im Moment? Nein, da läuft nichts!“ So oder ähnlich klingen häufig die Aussagen von Lehrer/-innen auf die Frage, wie es um die Schülermitbestimmung bestellt ist. Das Engagement der Schülervertretung läuft mal gut, mal schlecht, je nachdem, wer Schülersprecher ist - die Beteiligung scheint von der Kompetenz und der Initiative einzelner Schüler/-innen abzuhängen. Nachfragen zeigen dies besonders deutlich:
- Die Schülersprecher/-innen nehmen unregelmäßig und häufig nur passiv an den Schulgremien teil.
- Die Treffen der SV finden unregelmäßig und unmotiviert statt.
- Die Schüler/-innen sind schlecht zu motivieren, sich für die Wahl zum/zur Schülersprecher/-innen aufstellen zu lassen.
- Den Schüler/-innen fehlt das Bewusstsein und das Wissen, welche Aufgabe und Verantwortung Klassensprecher/-innen erfüllen sollten.
- Die Schüler/-innen zeigen wenig Eigeninitiative und sind kaum bereit Freizeit für die Mitgestaltung der Schule zu investieren.
Wenn man Lehrer/-innen und Sozialpädagog/-innen, die Beteiligungsprozesse zu gestalten versuchen, fragt, woran das liegt, ergeben ihre Erklärungen ein Spiegelbild der oben geschilderten Situation:
- Die schulischen Gremien sind häufig sehr von den Kommunikationsformen und den Verfahrensroutinen der Erwachsenen geprägt, z.B. werden Informationen nicht altersangemessen für Schüler/-innen aufbereitet. Dies macht es für Schüler/-innen sowohl schwierig als auch unattraktiv, sich an den Diskussions- und Entscheidungsprozessen aktiv zu beteiligen.
- Immer wieder begegnen Lehrer/-innen der Initiative von Schüler/-innen mit der Haltung: „Wenn die Schüler/-innen was wollen, dann müssen sie das auch selber machen“. Sie verkennen die Rolle und Verantwortung, die Erwachsene übernehmen müssen, damit Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gelingen kann.
- Bei vielen Lehrer/-innen fehlt das Know-how, wie Schüler/-innen begleitet und unterstützt werden können und müssen, damit sie an ihren Projekten dran bleiben.
- In vielen Schulen ist die systematische Beteiligung von Schüler/-innen kein selbstverständlicher Wert. Es kommt durchaus vor, dass größere Teile der Kollegien die SV-Arbeit nicht wertschätzen, und die Schüler/-innen in ihrem Engagement nicht motivieren und unterstützen.
- Die außerunterrichtliche Arbeit in Beteiligungsprojekten wird in vielen Schulen nicht als wertvolles Lernarrangement für die Entwicklung demokratischer Handlungskompetenzen wahrgenommen, Unterrichtszeit darf nicht auf sie verwendet werden, der Stundenplan geht vor.
- An vielen Schulen fehlt ein Konzept zur systematischen Entwicklung der Schülerbeteiligung, z.B. durch regelmäßige Fortbildung der Schüler/-innen, die sich engagieren wollen; Unterstützung der Mitarbeit in den Gremien durch angemessene Information und Reflexion.