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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Aktuelle Herausforderungen

Materialien

Schüler/-innenvertretung

Aktuelle Herausforderungen

Die Realität sieht allerdings nicht selten anders aus und erinnert teilweise noch an das frühere Modell der SMV. Das liegt heutzutage allerdings weitaus weniger an mangelnden gesetzlichen Regelungen zur Schüler/-innenmitwirkung – auch wenn diese in einigen Punkten durchaus weiterhin ausbauwürdig erscheinen. Herausfordernder ist vielmehr die gelingende Realisierung der bisher geschaffenen, gesetzlichen Mitbestimmungsmöglichkeiten von Schüler/-innen und damit die Überwindung der Kluft zwischen möglicher und wirklicher Mitbestimmung.

Um dazu erfolgversprechende Strategien entwickeln zu können, soll zunächst ein Blick auf einige der Faktoren geworfen werden, welche die Verwirklichung einer umfassenden Schüler-/innenmitwirkung innerhalb der bestehenden Spielräume bedingen.

Dabei ist zu betonen, dass zumeist verschiedene Faktoren zusammentreffen und die Ursachen dafür kaum nur einer Dimension zu zuordnen sind. Eine allgemeine Aussage, die sich vor dem Hintergrund verschiedener Untersuchungen und Beobachtungen aber dennoch treffen lässt, besagt, dass die Realisierung der vorgesehenen Mitbestimmungsmöglichkeiten grundlegend dadurch beeinträchtigt ist, dass sich sowohl ein Großteil des Lehrer/-innenkollegiums als auch der Schüler/-innen selbst der Einrichtung der SV gegenüber schlicht gleichgültig zeigt (vgl. Palentien/ Hurrelmann 2003: 13f sowie Mauthe/Pfeiffer 1996: 229f.). Wie beispielsweise die jährlichen Berichte der Om-budsfrau für Schüler/-innenvertretungen in Hamburg darstellen (z.B. Ombudsfrau Hamburg 2005), zeigt sich dies auf Seiten der Lehrer-/innen z.B. daran, dass die Mit-sprache- und Stimmberechtigung der Klassensprecher/-innen nicht immer hinreichend ernst genommen wird, dass Klassensprecher/-innen zu kurzfristig zu Klassenkonferenzen eingeladen und vorab unzureichend über die Tagesordnung informiert werden oder darin, dass Wortmeldungen und Vorschläge von Schülervertreter/-innen in der Schulkonferenz ignoriert werden. Insgesamt weisen diese Berichte darauf hin, dass innerhalb der Lehrer-/innenkollegien nicht immer die erforderliche Bereitschaft besteht, die SV als Mitwirkungsgremium ernst zu nehmen und aktiv einzubeziehen – und dies besonders dann, wenn es um Mitbestimmung in den Kernbereichen wie um Fragen der Gestaltung des Unterrichts und der Schule als Organisation geht (vgl. Ombudsfrau Hamburg 2002ff).

Die Gleichgültigkeit oder Distanz von Schüler/-innen gegenüber der SV unterstreicht den seit Jahren zu beobachtenden Trend einer zunehmenden Abkehr Jugendlicher von institutionalisierten Formen demokratischer Mitbestimmung im Allgemeinen und der Arbeit in schulischen Gremien im Besonderen (vgl. Palentien/Hurrelmann 2003: 5f. und 13f.). Die Wege und Formen der Mitbestimmung im Rahmen von SV-Arbeit erscheinen vielen Schüler/-innen zu formal, zu undurchsichtig sowie zu wenig handlungsorientiert und direkt wirksam. Außerdem bleibt für viele Schüler-/innen unersichtlich, mit welchen konkreten, für sie lebensweltrelevanten Themen sich die SV beschäftigt und an denen sie ein eigenes Interesse entwickeln könnten.

Die Situation der SV-Arbeit wirkt damit zunächst wenig ermutigend. Gleichzeitig aber ist festzustellen, dass dem weit verbreiteten Desinteresse von Schüler/-innen an SV-Arbeit keine generelle Demotivation an Mitbestimmung und Mitgestaltung zu Grunde liegt. So zeigen sehr viele Jugendliche eine hohe Bereitschaft, sich in handlungsorientierten, zeitlich begrenzten und direkten Formen wie Projekten zu sie betreffenden oder sie interessierenden Themen und Problematiken zu engagieren. Vor diesem Hinter-grund erscheint es vielversprechend, die institutionalisierte Form der Schüler/-innenmitbestimmung dadurch weiter zu entwickeln, dass sie in Richtung direkt wirksamer Mitgestaltungsformen und -strukturen ausgebaut wird und dabei mehr Schüler/-innen an lebensweltrelevanten Themen aktivierend einbeziehen kann (mehr dazu unter "Perspektiven der Erweiterung von Schüler/-innenbeteiligung").

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