Selbstevaluation mittels Beobachtungen
Methodisches
Vor der Durchführung einer Beobachtung muss zunächst bestimmt werden, was man beobachten will. Was könnte interessant und lohnenswert sein? Beispielsweise könnte es der Fall sein, dass die Gruppenarbeitsphasen in einer Klasse nicht zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen, so dass Sie einmal beobachten wollen, auf welche Weise die Schüler/-innen während dieser Phasen miteinander kommunizieren. Da eine solche Fragestellung allerdings noch viel zu allgemein ist, um gezielt beobachten zu können und da man nie alles beobachten kann, muss überlegt werden, welche Aspekte von besonderem Interesse sind.
Vielleicht wollen Sie z.B. wissen, ob die Schüler/-innen in ihren Diskussionen die zuvor eingeführten fachlichen Begriffe verwenden oder ob sie eher auf ihre Alltagssprache zurückgreifen. Oder sie wollen beobachten, ob und wie die Schüler/-innen sich bemühen, zu kooperieren, so dass möglichst alle Schüler/-innen der Gruppe in den Arbeits- und Lernprozess einbezogen sind.
Die Auswahl solcher Aspekte sollte einher gehen mit der Erstellung eines Beobachtungsbogens, der später dazu dient, die Beobachtungen zu protokollieren. Die Gestaltung eines solchen Bogens und damit die genaue Auswahl und Formulierung der zu beobachtenden Aspekte hängt davon ab, ob man eine quantitative oder eine qualitative Beobachtung durchführen will.
Bei quantitativen Beobachtungen werden zunächst sehr spezifische Typen von Ereignissen festgelegt, so dass als Bogen ein Beobachtungsraster in Form einer Liste oder Tabelle angelegt wird, in die während der Beobachtung das Auftreten des jeweiligen Ereignisses bequem und ohne großen Zeitaufwand eingetragen werden kann (Strichliste, Kurzkommentare, Kürzel etc.).
lassen anderen ausreden |
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fallen jemandem ins Wort |
Bei Bögen für qualitative Beobachtungen werden die Beobachtungsaspekte als Kategorien (Stichworte oder Phrasen) formuliert, so dass ein Beobachtungsbogen aus verschiedenen Feldern (oder auch Blättern) besteht, in die die jeweiligen Beobachtungen als Text eingetragen werden. Das kann dann entweder als Simultanprotokoll während oder auch als Gedächtnisprotokoll nach der Beobachtung geschehen.
Umgang mit Verständnisschwierigkeiten bei Gruppenmitgliedern |
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Beschreibung des beobachteten Verhaltens... |
Selbstverständlich ist es auch möglich, beide Formen zu kombinieren, also einen Bogen zu erstellen, der sowohl qualitative als auch quantitative Protokolliermöglichkeiten bietet. Zu achten ist in jedem Fall aber darauf, dass man die Beobachtungen nicht zu umfassend gestaltet. Es ist besser, mehrmals kleinere Beobachtungen vorzunehmen als eine große, mit der man die Grenzen seiner praktischen Beobachtungsmöglichkeiten überschreitet.
Die Durchführung mehrerer Beobachtungen mit Hilfe des gleichen Bogens ist interessant, um festzustellen, wie sich ein Bereich verändert und entwickelt. Um abschätzen zu können, worauf diese Veränderungen zurückzuführen sind, sollte man bei solchen Reihen gleicher Beobachtungen jeweils einige möglicherweise relevante Hintergrundinformationen zu der beobachteten Situation notieren. Dafür kann auf dem Bogen ein besonderes Feld „Besonderheiten der Situation" (oder ähnlich) eingerichtet werden.
Nach einer Beobachtung oder einer Beobachtungsreihe müssen die Bögen ausgewertet werden. Eine Beobachtung, die nicht noch einmal reflektiert wird, grenzt an Zeitvergeudung. Bei einzelnen oder bei Reihen von quantitativen Beobachtungen bietet es sich an, die Ergebnisse in Form einfacher Diagramme graphisch darzustellen, wodurch sie leichter und besser interpretiert werden können. Bei einzelnen qualitativen Beobachtungen ist es hilfreich, die wichtigsten Erkenntnisse jeweils in knappen Sätzen zusammenzufassen. Und bei Reihen qualitativer Beobachtungen sollten die Bögen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in verschiedenen Hinsichten abgesucht und ebenfalls zusammenfassend in knappen Sätzen notiert werden (siehe dazu auch den Baustein Rückmeldung (II): Ergebnisse sichtbar machen).
Anschließend können und sollten die Ergebnisse mit den auf irgendeine Weise davon betroffenen Personen besprochen und diskutiert werden. Solche Diskussionen sollten selbstredend möglichst konstruktiv und fair geführt werden. Gelungenes sollte deutlich anerkannt und zu Verbesserndes sollte nicht so sehr kritisch, sondern konstruktiv aufgegriffen werden, indem mehr oder weniger konkrete nächste Schritte oder Verhaltensregeln vereinbart werden (siehe dazu auch den Baustein Rückmeldung (III): Gemeinsam Schlussfolgerungen ziehen).