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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Durchfuehrung

Materialien

Das Projekt »Selbstwirksamkeit« (Thüringen)

Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)

Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?

Das Modul „Kompetentes Sozialverhalten”

In diesem Modul geht es um die Verbesserung der sozialen Kompetenzen von Schülern, die gegenseitige Unterstützung und die Verbesserung des Klassenklimas. Dazu machten sich die Lehrer mit einem breit gefächerten Methodenrepertoir vertraut. Das Erstellen von Klassenregeln (siehe Umfrageauswertung Klassenklima, Auswertung Selbstevaluation Klassenklima, Klassenregeln Lob, Klassenregeln 7c) und deren Einhaltung ist eine Möglichkeit der Umsetzung. Die Arbeit mit der in Kapitel 1 bereits erwähnten Klimakarte ist eine weitere.

Verschiedene kooperative Lernformen, Planspiele, Gruppenpuzzle, Projektarbeiten oder die Projektplanung (z.B. eine Abschlussfeier - s. Abschlussfeier Aufgabenblatt, Abschlussfeier Brainstorming, Abschlussfeier Zielbestimmung) sind Anwendungen, die alle 3 Module vereinen. An der Klosterbergschule wurden verschiedene Methoden ausprobiert und  die sich als praktikabel erwiesen in den Regelunterricht eingeführt. So zum Beispiel haben sich die Schüler im Natur- und Technikunterricht verschiedene Themen durch die Gruppenpuzzlemethode erarbeitet.
Auch im Biologie-, Sozialkunde- und Chemieunterricht hat sich diese Methode als äußerst effektiv erwiesen. In der Fokusklasse 9c wurde die Durchführung von Gruppenpuzzles im Natur- und Technikunterricht grundsätzlich immer gut angenommen. Nur in wenigen Ausnahmefällen gestaltete sich die Umsetzung schwieriger, zum einen, da die Inhalte von den Schülern teilweise nicht erfasst wurden und zum anderen sank in den letzten Wochen des Schuljahres die Bereitschaft sich auf Neues einzulassen.

Dennoch entwickelte sich, vor allem in der Fokusklasse 9c, vermehrt die Fähigkeit Konflikte untereinander in angemessener Form zu lösen und ein Gemeinschaftsgefühl im Klassenverband zu entwickeln.

Beim Erstellen von Klassenregeln wird an der Klosterbergschule folgendermaßen vorgegangen: Es werden Fragebögen erarbeitet und ausgeteilt, um die Schüler bewerten zu lassen, was für sie im Unterricht gut und was weniger gut funktioniert. Daraus lassen sich  Punkte ableiten, die verbessert werden können und die Schüler überlegen gemeinsam, wie sie sie verbessern würden. Danach werden die abgeleiteten Regeln notiert, vervielfältigt und von allen Schülern unterzeichnet (siehe Umfrageauswertung Klassenklima, Auswertung Selbstevaluation Klassenklima, Klassenregeln Lob, Klassenregeln 7c).

Jeder Schüler der Klasse ist dazu angehalten, diese Regeln in seinem Hausaufgabenheft/ Notizheft oder Timeplaner aufzubewahren.
Eine Lehrerin bemerkte, dass man die Schüler grundsätzlich mehr loben und anspornen muss und unbedingt auch Interesse an ihnen zeigen, sie wertschätzen und ihnen Verantwortung übertragen sollte, um ihr Selbstvertrauen zu stärken und somit auch die Kommunikation und das Miteinander zu verbessern.

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Klassenregeln

Das Modul „Motiviertes Lernen”

Das Modul „Motiviertes Lernen” fokussiert sich auf die Förderung von Leistungs- und Lernmotivationen. Wie können Schüler gestärkt werden, um ihre persönlichen Fähigkeiten optimal auszubauen?
An der Klosterbergschule wird, seit dem Workshop zum 2. Modul, sehr intensiv mit der Methode des Transparenzpapiers gearbeitet (siehe Kontrollpapier Vorbereitung Abschlussprüfung, Transparenzpapier Klassenarbeit Gleichungen, Transparenzpapier Klassenarbeit Ähnlichkeit, Transparenzpapier WTR, Transparenzpapier WPF Naturwissenschaften, Stoffverteilungsplan).
Der Lehrer macht den Schülern mithilfe dieser Übersicht deutlicher, welche Anforderungen er an sie stellt, welche Themen sie beherrschen sollten und welche Gewichtung einzelne Komplexe innerhalb der Bewertung haben.
Vor und nach einer Klassenarbeit werden diese an die Schüler verteilt und selbständig ausgefüllt.

Dem Schüler werden somit längerfristige Möglichkeiten zur eigenen Lernplanung Leistungsverbesserung gegeben und erläutert, wie und wann sie ihre Leistungen im Laufe des Schuljahres präsentieren sollen. Weiterhin findet der Schüler auf dem Transparenzpapier Hinweise auf Hilfsmittel zum Lernen des Stoffes, sowie eine klare Information darüber, in welche Aufgabenformen (Struktur) die Arbeit gegliedert sein wird. Dadurch können sich die Schüler konkret und intensiv vorbereiten.
Nach Aussagen der am Projekt beteiligten Lehrer ist das Transparenzpapier die Methode, welche nach Einführung der 3 Module am besten in die Praxis umzusetzen ist und große Erfolge bewirkt hat.

Die Erarbeitung dieses Materials ist für einen Lehrer sehr aufwendig. Das Portfolio (siehe Evaluationsbogen Englisch, Portfolio) ist als eine Sammlung aus Bewertungen durch den Lehrer und eigener Einstufung des Leistungsniveaus gedacht und soll über einen längeren Zeitraum von mindestens einem Schuljahr vom Schüler selbständig geführt werden. Das Portfolio zeigt Fortschritte in einzelnen Bereichen oder auch bestimmte Problemfelder an und macht eine Entwicklung nachvollziehbarer. Für die Schüler ist die Arbeit mit Portfolio ebenso keine Selbstverständlichkeit, die Einführung gestaltete sich schwierig. Man versucht diese Methode bei jüngeren Klassen von Beginn an zu etablieren, da es schwer ist, sie in einer 9. oder 10. Klasse innerhalb eines Schuljahres zu etablieren.

Das Modul „Proaktives Handeln”

„Proaktives Handeln” bedeutet in Eigenverantwortung auf Konflikte und Herausforderungen reagieren zu können. Das dritte Modul ist darauf ausgerichtet, diese Fähigkeit zu fördern, indem man den Schülern bestimmte Aufgaben zur Unterrichts- und Schulgestaltung überträgt. Dies wurde an der Klosterbergschule in einer höheren Klassenstufe versucht umzusetzen, stellte sich jedoch z. T. als unpraktikabel heraus. Ursache dafür könnte sein, dass die Zielstellung erst mitten im Prozess vorgestellt wird und nicht zu Beginn. Die Schüler konnten mit dieser Struktur aus Unkenntnis weniger anfangen, deshalb verwendeten die Lehrer die für sie brauchbarsten Formen. Die Verantwortung an die Schüler zu übertragen ist eine Chance, aber auch ein Wagnis für den Lehrer, wenn Abläufe ständig überprüft werden müssen und gegebenenfalls zu wenig Zeit verbleibt, um die Aufgabe wieder zu übernehmen (siehe Graphik „Proaktives Handlungsmodell“).

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Step by step

Erfahrungen in der Projektarbeit wurden von den Lehrern, innerhalb eines Schulhalbjahres, im so genannten „Logbuch” festgehalten. Dieses dokumentiert neben allgemeinen Fakten, zum Beispiel wie oft sich das Team trifft, aber auch sehr konkrete Fortschritte und Schwierigkeiten in einzelnen Unterrichtsfächern. Wie gut funktioniert die Umsetzung der Methoden zu den einzelnen Modulen? Was wird weitergeführt und warum? Was wird in den einzelnen Fächern konkret versucht? Wie die Arbeit im Projektteam funktioniert wird ebenfalls darin festgehalten. Die Arbeitsberatungen umfassten neben der Arbeit am Logbuch, 
Klassenkonferenzen und die Ausarbeitung des jeweiligen aktuellen Maßnahmenplans, mit den konkreten Einzelschritten des Teams bis zum nächsten Treffen.

Außerdem wurde die Selbstevaluation weiter vorbereitet, indem Fragebögen ausgewertet, Methoden und Ziele zugeordnet und ein eigener Leitfaden entwickelt wurde, an dem sich der Erfolg messen lässt (siehe Auswertung Selbstevaluation Teil 1, Auswertung Selbstevaluation Teil 2, Fragebogen Englisch, Schülerfragebogen über Lehr- und Lernmethoden, Elternfragebogen).

17.05.2004

Die Hauptthemen des Arbeitstreffens am 17.05.2004 war die Auswertung der Schüler- und Lehrerfragebögen aus einer Umfrage im Herbst 2003, gefertigt von der Humboldt-Universität Berlin und die Feststellung sich daraus ergebender Ursachen und Konsequenzen.

Die Lehrer leiteten aus den Ergebnissen der Schülerbefragung eine Notwendigkeit für die Neugestaltung des Unterrichts ab. Eine weitere war die Verbesserung der Lehrer-Schüler-Beziehung sowie des Klassenklimas.

Ursachen für die Ergebnisse der Umfrage wurden in zwei Gruppen geteilt.
Zu Gruppe A zählte das Team folgende Faktoren: Die ungünstige Formulierung der Fragen im Fragebogen und die sich daraus teilweise ergebenden Fehlinter-pretationen (z.B. Freiräume= Nichtstun) sowie die zu diesem Zeitpunkt noch fehlende Fortbildung zum Modul „Motiviertes Lernen”.
Gruppe B umfasst folgenden Faktoren: Die Schaffung von Freiräumen im Unterricht, beispielsweise durch das Angebot von Wahlaufgaben, binnendifferenziertes Arbeiten, die positive Hervorhebung von Lernerfolgen bei einzelnen Schülern und eine allgemein positivere Einstellung. Ebenfalls als notwendig erkannt wurde eine gemeinsame Begriffsklärung zur „Selbstbestimmung” mit den Schülern, um ihnen die Ziele klarer zu veranschaulichen.

Etwas überraschend wurde auch die Einhaltung der Dienstwege als Notwendigkeit festgehalten, um die Kompetenzen des Einzelnen klarer zu definieren, außerdem sollte die Erreichbarkeit der Lehrer für die Eltern durch Kontaktdaten und schriftliche Terminanfragen verbessert werden.

15.11.2004

Die Mitschrift einer Arbeitsberatung zum Thema „Selbstwirksamkeit” vom 15.11.2004 dokumentiert folgenden Ablauf:

Die Lehrer vermitteln ihre bisherigen Erfahrungen bei der Umsetzung der Maßnahmen an nicht beteiligte Lehrer. Welche Erfolge und Schwierigkeiten traten bisher auf und welche einheitlichen Festlegungen müssen zukünftig getroffen werden?
In Bezug auf die Fokusklasse (damals 8c) wurde bereits festgehalten, dass sich das Aufstellen von Klassenregeln und die Information über deren Einhaltung und Feedback an die Eltern, als erfolgreich herausstellte und Schüler sogar Vorschläge für das Lob Einzelner aussprachen.

Die Arbeit in kooperativen Lernformen verlief jedoch etwas schwieriger, mit der Begründung, dass dies in einer Hauptschulklasse nicht gut funktioniert, da z. T. die Regelakzeptanz gering ausgeprägt ist.

Eine transparentere Unterrichtsgestaltung und Bewertung wurde eingeführt und bis dato als günstig empfunden. Im zweiten Halbjahr wurde von der Klassenlehrerin der 8c die Erarbeitung eines Portfolios erprobt, um Klassenarbeiten besser vor- und nachzubereiten.

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27.02.2006

Das Protokoll vom 27.02.2006 dokumentiert die Auswertung einer erneuten, umfangreichen Befragung im Sommer 2005.  Fortschritte in Lernmotivation und Leistungsentwicklung wurden von den Lehrern festgestellt. Ebenso verbesserte sich nach Einschätzung der Lehrer das Sozialverhalten. Unterschiede bei der Entwicklung der „normalen” und der „Fokusklassen” wurden konstatiert. Die Lehrerseite will verstärkt an Fortbildungsinhalten zum Thema kooperative Lernformen und Entwicklung des Sozialverhaltens arbeiten.

Stand 1. Schulhalbjahr 2005/06
Der aktuellste Stand der Entwicklung lässt sich aus dem Logbuch des 1. Schulhalbjahres 2005/ 2006 entnehmen. Es dokumentiert in einer kurzen Übersicht die Entwicklungen seit dem Workshop zum Modul „Proaktives Handeln”.
Aus dem Modul Proaktives Handeln wurden die Maßnahmen für den Fachunterricht, fächerübergreifenden Unterricht, Klassenklima und Leistungsverhalten besprochen und die Unterrichtserfahrungen ausgetauscht.
Konkret wurde versucht, ein proaktives Handlungsmodell bei der Organisation einer Klassenfahrt und im Biologie- und Mathematikunterricht zur Festlegung der Jahresziele zu verwenden.
Im Mathematikunterricht hat eine abgewandelte Form des Modells gute Ergebnisse bei der persönlichen Ziel- und Wegbestimmung zur Abschlussnote erwirkt. Im Englischunterricht wurde mit Hilfe von Fragebögen die Lerneinstellung und das Klassenklima analysiert und ausgewertet (siehe Fragebogen Englisch, Evaluationsbogen Englisch).
Aus den Modulen „Kompetentes Sozialverhalten” und „Motiviertes Lernen” wurden Maßnahmen ebenfalls weitergeführt, wenn sie sich als wirksam erwiesen. Kooperatives Lernen, Erstellen von Klassenregeln, Übertragung von Verantwortung auf die Schüler und die Diagnose des Klassenklimas wurden besonders im Natur und Technik- und Biologieunterricht weiter verstärkt angewendet. Die Transparenz von Bewertungsmaßstäben, Trennung von Lern- und Leistungsraum und Autonomie sind Maßnahmen, welche an der Klosterbergschule seit der Einführung des Bausteins zur Förderung der Selbstwirksamkeit eingesetzt und auf die Schulbedürfnisse weiterentwickelt werden.

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