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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Zwischenbilanz

Materialien

Das Projekt »Selbstwirksamkeit« (Thüringen)

Zwischenbilanz

Welche Erfahrungen liegen bisher vor? Welche Folgen haben sich ergeben?

Die Klosterbergschule ist seit 2004 am Projekt „Selbstwirksamkeit” beteiligt, viele Implementierungen sind noch nicht perfektioniert und die Schule befindet sich in bestimmten Bereichen noch in der Testphase. Dennoch lässt sich für die vergangenen 2 Jahre folgende Zwischenbilanz ziehen: Viele in den Workshops vorgeschlagene Methoden haben sich in der Praxis als äußerst gewinnbringend herausgestellt. Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum Theorie manchmal nicht in Praxis umzusetzen ist, beziehungsweise eine Abwandlung stattfindet.
Die Vorbereitung und Umsetzung der neuen Methoden brachte für die beteiligten Lehrer einen hohen zeitlichen Mehraufwand mit sich.
Der Arbeitsaufwand ist oft für ein kleines Team zu groß. Die Umsetzung müsste also von einer größeren Gruppe von Lehrern an einer Schule gemeinsam durchgeführt werden. Für die Klosterbergschule stellte sich bei einigen Anwendungen heraus, dass sie zu gering differenziert, auf unterschiedliche Leistungsniveaus zugeschnitten sind und intensiver Vorarbeit mit der Klasse bedürfen.
Das Gruppenpuzzle zum Beispiel ist eine Arbeitsform, welche ein bestimmtes Maß an kommunikativen Kompetenzen, Kooperation, Interesse am Thema und ein lernproduktives Klima voraussetzt. Wenn ein Lehrer durch engagierte Vorarbeit versucht, das Thema alterspezifisch aufzubereiten, die Klasse jedoch kaum Motivation zeigt etwas zu lernen, oder die genannten Sozialen- und Selbst-Kompetenzen nicht grundlegend besitzt, dann funktioniert es nicht. An der Klosterbergschule funktionierte das Gruppenpuzzle vorrangig in Realschulklassen, aber auch in Hauptschulklassen.
Wichtig bleibt: alle Schüler innerhalb einer Gruppe sollen die Aufgabenstellung erfassen und bearbeiten. Es ist darauf zu achten, dass nicht einige Gruppenmitglieder Inhalte nur von den Arbeitsblättern der anderen abschreiben. So bleibt der Sinn - gegenseitige Unterstützung und Voneinander-Lernen - auf der Strecke.

Gruppenpuzzle in Klasse 9c.
Gemeinsame Auswertung des Gruppenpuzzles.

Entwicklungsverlauf in der Klasse 9c im Zeitraum 2003-2006/ Schulbericht

In der jetzigen Klasse 9c, einer Hauptschulklasse, herrscht in Abhängigkeit vom Unterrichtsfach ein mehr oder weniger angenehmes Arbeitsklima. Bei den Schülern besteht wenig Schulfrust, es gibt keine Schulschwänzer und wenig unentschuldigtes Fehlen. Die Schule nimmt bei den Schülern den nötigen Stellenwert ein. Das Unterrichts- und Klassenklima wurde immer wieder zum Thema von Schülerversammlungen gemacht und es zeigte sich, dass die Schüler ihre selbst aufgestellten Klassenregeln ernst nahmen und sich gegenseitig erzogen. Viele Lehrer, die in der Klasse unterrichten, nehmen an der Fortbildung „Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit im Unterricht” teil und setzen die Inhalte im Unterricht um.
Der Einsatz kooperativer Lernformen funktioniert recht gut, vorausgesetzt, die Schüler haben ein Grundmaß an Kompetenzen, werden richtig angeleitet und die zu erarbeitenden Themen sind angemessen.
Die Schüler sind im Laufe der Zeit immer selbstständiger geworden und haben ihre Aufgaben sehr ernst genommen. In den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften sind diese Methoden oft mit Erfolg eingesetzt worden, dabei zeigte sich, dass das Verantwortungsbewusstsein der Schüler gefördert wurde. Allerdings ist zu bemerken, dass die Abläufe und Inhalte immer sorgfältig wiederholt und geübt werden müssen, da sonst der Lerneffekt nur gering ausfällt. Besonders eignen sich diese Methoden beim selbstständigen Üben und beim Bearbeiten von Wahlthemen.

Die Trennung von Lern- und Leistungsraum ist auch ohne ein sichtbares Zeichen für die Schüler selbstverständlich, und das Vertrauen der Schüler in ihr eigenes Leistungsvermögen und gegenüber ihren Lehrern ist stetig gewachsen. In den Umfrageergebnissen ist festgestellt worden, dass es zu  einer Zunahme der Fürsorglichkeit der Lehrer und einer Abnahme von restriktiven Maßnahmen gekommen ist.

Sehr dankbar werden die Maßnahmen zur Transparenz und Autonomie von den meisten Schülern angenommen. Dadurch sind die Anforderungen an eine Leistungskontrolle und auch die Bewertungsrichtlinien für Schüler und Eltern bekannt und die Schüler können sich zielorientiert auf die Anforderungen einstellen. Maßnahmen zur Förderung von Autonomie, z. B. Wahlaufgaben, stärken das Selbstbewusstsein der Schüler und nehmen ihnen die Angst vor Leistungsanforderungen, denn sie wissen, dass sie sich „ihr” Thema aussuchen können.

Der Einsatz des Proaktiven Handlungsmodells bei der Klärung allgemeiner Fragen, z. B. bei der Wahl des Klassenfahrtziels, war hilfreich, doch muss die Vorgehens-weise bei der Klärung eines Problems zur Verinnerlichung längere Zeit geübt werden.
In einer letzten Umfrage zum Unterricht schätzen sich die Schüler sehr realistisch ein und sind im Allgemeinen sehr gern in der Schule. 77% der Schüler fühlen sich in der Klasse wohl bis sehr wohl und ein Großteil ist stolz, in diese Schule gehen zu dürfen.

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