Das Schulparlament (Rheinland-Pfalz)
Kontext, Begründungen, Ziele
Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?
Die Integrierte Gesamtschule (IGS) Ernst Bloch ist eine Ganztagsschule in verbindlicher Form (zum Schulkonzept vgl. http://www.igs-ernstbloch.de/Konzept/Infobroschuere.htm).
Das heißt, dass an den Montag-, Donnerstag- und Freitagnachmittagen regulärer Unterricht stattfindet.
Der Dienstagnachmittag ist für freiwillige Arbeitsgemeinschaften für die Schülerinnen und Schüler der 5. bis 10. Jahrgänge und Nachmittagsunterricht für diejenigen der Mainzer Studienstufe (MSS) reserviert.
Der Mittwochnachmittag steht zur freien Verfügung der Jugendlichen und des Lehrpersonals.
Die Lehrkräfte, Schüler und Eltern gestalten in vielen Gremien den Schulalltag gemeinsam.
Teamarbeit wird in der Schule groß geschrieben. Das bedeutet in diesem Fall, dass die Schule nach dem so genannten Teamkleingruppenmodell organisiert ist. Konkret heißt das, dass
- der größte Teil des Unterrichts von den Lehrkräften des Teams erteilt wird.
- eine kontinuierliche Beziehung von Schülern und Lehrern in der Sekundarstufe 1 aufgebaut wird.
- dass jedem Jahrgang sechs Klassen mit den entsprechenden Unterrichtsräumen zugeordnet sind.
Darüber hinaus sind jedem Jahrgang jeweils zwei Gruppenräume und zwei Lehrerzimmer zugeteilt.
Damit ist auch eine Ansprechbarkeit der Lehrkräfte für die Schüler außerhalb des Unterrichts gewährleistet.
Zusätzlich dient die Bildung von Klein- oder Tischgruppen innerhalb der Klassen der Förderung des selbstständigen und sozialen Lernens in Gruppen- und Partnerarbeit.
Im Teamkleingruppenmodell sind zwei Tutorenstellen (zwei Klassenlehrkräfte, im Normalfall eine Lehrerin und ein Lehrer, die ihre Klasse vom 5. bis in den 9. bzw. 10. Jahrgang betreuen) eingerichtet. In der Stundentafel ist eine „Tutorenstunde“ pro Woche ausgewiesen, in der soziale (z. B. Konflikte) und organisatorische (z. B. Wandertage) Belange der Klasse behandelt werden.
Das Lehrerteam der Jahrgänge 5 und 6 erteilt fast ausschließlich den Unterricht in den jeweiligen Klassen. Somit kann eine kontinuierliche Werte- und Wissensvermittlung erfolgen.
Darüber hinaus agieren an der IGS zwei hauptamtliche Fachkräfte der Schulsozialarbeit, von denen eine Fachkraft jeweils einem speziellen Jahrgang zugeordnet ist bzw. als Ansprechpartner auf Anfrage zur Verfügung steht.
Möglichkeiten der individuellen Mitbestimmung besitzen die Schüler z. B. ab dem 7. Jahrgang, da sie aus einer großen Liste von „Wahlpflichtfächern“ (WPF) ihr viertes Hauptfach bestimmen können. Zur Auswahl stehen Fächer wie die Fremdsprachen Latein oder Französisch, naturwissenschaftliche Fächer wie Physik/Technik oder Biologie/Chemie. Künstlerisch Begabte können sich für Musik oder Darstellendes Spiel entscheiden. Schüler mit mehr praktischen Anlagen wählen eher Hauswirtschaftslehre oder Arbeitslehre/Technik. Auch Sport und Gesellschaftslehre werden als Wahlpflichtfächer angeboten.
Darüber hinaus ermöglicht eine breite Palette unterschiedlicher Arbeitsgemeinschaften (AGs) die individuelle Freizeitgestaltung in den Mittagspausen oder am Dienstagnachmittag nach Lust und Laune. Solche AGs werden von Lehrkräften, Schülern oder Eltern angeboten bzw. geleitet. Das kann Volley- oder Fußball, Maschinenschreiben oder japanische Kalligraphie und vieles mehr sein.
Die Mensa der Schule wird von einem privaten Catering-Unternehmen betrieben. Hierzu gibt es als Mitbestimmungsorgan den so genannten Essensausschuss, in dem Mitglieder der drei Gruppierungen Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge artikulieren können.
Die Schülervertretung (SV), deren Stimme in den Jahren vor der Gründung des Schulparlaments nur noch schwach im Schulleben zu vernehmen war, sammelt, artikuliert und organisiert - zusammen mit den Verbindungslehrern der jeweiligen Altersstufen - verschiedenste Interessen der Schüler.
Schließlich gibt es an der IGS Ernst Bloch eine rege Elternschaft. Mütter und Väter finden sich regelmäßig im so genannten Elterntreff ein, wo Aktivitäten für die Mittagspause, Aufsichten für die Bibliothek, Schulfeste oder der Weihnachtsbazar etc. vorbereitet und organisiert werden. Zusätzlich wirkt der „Freundeskreis der IGS“ rege im Hintergrund der Schule mit. Hier sind Freunde und Förderer organisiert, die bei diversen Gelegenheiten mit anpacken und auf Spendenbasis Neuanschaffungen organisieren.
Und es arbeitet ein sehr engagierter Schulelternbeirat an der IGS mit.
Im Qualitätsprogramm der Schule hat dieses Gremium am 28.01.2003 unter der Rubrik „Betriebsklima“ als Ziel formuliert:
„Gründung eines paritätisch besetzten Schulparlamentes, bestehend aus je 1/3 Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern. Das Parlament berät und verabschiedet alle pädagogisch wichtigen Fragen. Es besteht pro Gruppe aus 21 Personen, wählt aus seiner Mitte eine Präsidentin bzw. einen Präsidenten. Die Amtsdauer des Schulparlaments beträgt 2 Jahre.“
Die Ziele waren: Demokratie im Schulalltag für die Schüler und Eltern gemeinsam mit den Lehrern durch paritätische Beteiligungsmöglichkeiten erlebbar zu machen. Die Jugendlichen erhalten ein Forum, um ihre Interessen zu verfolgen. Alle Beteiligten schaffen sich mit dem Parlament eine Plattform für einen regen Meinungs- und Erfahrungsaustausch und suchen diskursiv nach praktikablen Lösungen für den Schulalltag. Mehrheitsentscheidungen formulieren einen demokratisch legitimierten Willen der gewählten Repräsentanten, was zur Entscheidungsfindung in der Gesamtkonferenz beitragen soll.
Folgende Ziele sollen langfristig als tragende Säulen eines Qualitätsprogramms der IGS Ernst Bloch durch das Schulparlament realisiert werden:
- Verbesserung der (schulinternen) Kommunikation
- Förderung des Dialogs aller beteiligten Gruppen
- Verbesserung der Interessenartikulation aller beteiligten Gruppen
- direkte Artikulation und Vermittlung von Interessen der Schüler
- Erfahrungsaustausch der unterschiedlichen Altersgruppen von Jugendlichen
- Informationsplattform für alle schulrelevanten Angelegenheiten
- Schaffung einer schulinternen und -externen Öffentlichkeit durch die Einladung entsprechender Gäste oder Experten zu den Sitzungen. - Synergieeffekte bei der Kooperation und Entscheidungsfindung
- direkte Kooperation und Vernetzung aller Beteiligten der IGS
- größere Transparenz bei schulinterner Entscheidungsfindung (durch Anwesenheit der Schulleitung bei den Sitzungen des Parlaments)
- Erhöhung der Problemlösungskompetenz der Schüler durch konkrete Vorschläge und deren unmittelbare Umsetzung
- Zusammenführung und Kooperationspartnerschaft einzelner Projekte, die an der Schule bereits existieren oder im Entstehen sind
- Hinweisgeber für die Gesamtkonferenz
- Erlernen von sozialer Verantwortung durch die Problemfindung innerhalb der beteiligten Gruppen und im konsensualen Zusammenwirken dieser
- Förderung der Übernahme sozialer Verantwortung durch das Delegationsprinzip für bestimmte Aufgaben
- Einbindung der Eltern und Schüler zur gemeinsamen und partizipatorischen Gestaltung des Schulalltags. - Schaffung bzw. Steigerung eines demokratischen (Selbst-) Bewusstseins
- Aufwertung des Selbstverständnisses aller Beteiligten als Teil der Schulgemeinschaft, besonders der Jugendlichen
- Stärkung der demokratischen Bewusstseins- und Willensbildung v. a. der Schüler
- Förderung von Identifikation mit der Schule und kritischer Loyalität gegenüber schulischen Prozessen
- Vermittlung von Wertschätzung durch Einbeziehung der Schüler und Eltern
- Erhöhung der Zufriedenheit bei den Betroffenen
- Mit- und Selbstbestimmung als Ziel einer Erziehung zur autonomen Persönlichkeit.