Das Schulparlament (Rheinland-Pfalz)
Qualitätsweiterentwicklung
Anhand welcher Merkmale lässt sich der Erfolg erkennen?
Im Qualitätsprogramm der IGS ist die Erweiterung der Partizipation durch Einrichtung des Schulparlaments als wichtiger Baustein der schulischen Qualitätsentwicklung festgehalten. Alle Schulgruppen stimmten und stimmen darin überein, an der Gestaltung und Entwicklung ihrer Schule neben Schulleitung und Lehrerkollegium auch Eltern und Schüler maßgeblich und stärker zu beteiligen und damit ein Demokratie-Lernen zu initiieren, das über Unterricht und Schule hinaus weist.
Inwiefern das Schulparlament tatsächlich schon zu einer Verbesserung der demokratischen Schulkultur beigetragen hat, lasst sich im Folgenden illustrieren:
Ein Beispiel war die Situation im Sportunterricht der 7. und 8. Jahrgangsstufe, wo das gemeinsame Unterrichten von Jungen und Mädchen (Koedukation) zu Unbehagen bei den Schülerinnen und gelegentlich zu Konflikten führte.
Die parlamentarische Erörterung erbrachte folgendes Bild:
Die Vertreter der jüngeren Jahrgänge konnten zunächst wenig nachvollziehen, weshalb der Fachleiter Sport eine Trennung von Mädchen und Jungen im Sportunterricht der Gesamtkonferenz zum Beschluss vorlegen wollte.
Die älteren Schülerinnen und Schüler ab dem 9. Jahrgang berichteten, dass in ihren Jahrgängen wieder eine durchaus entspannte Atmosphäre herrsche. Doch die Erinnerung an die schwierige Zeit in den Klassen 7 und 8 ließ dieser Altersgruppe gleichfalls eine Trennung der Geschlechter in den genannten zwei Jahrgängen ratsam erscheinen.
Auch die Eltern brachten ihre durchaus voneinander abweichenden Überlegungen in die Diskussion ein.
Die Schulleitung wies auf stundenplantechnische und organisatorische Schwierigkeiten hin, doch stellte sie sich gleichfalls hinter den Antrag des Fachbereichs Sport.
Nach intensiven Diskussionen konnte eine deutliche Mehrheit für den Antrag zur Aufhebung der Koedukation im Sportunterricht des 7. und 8. Jahrgangs im Schulparlament gefunden werden. Mit dieser Empfehlung wurde dann in der Gesamtkonferenz diese neue Maßnahme beschlossen.
Es macht Sinn, sich an diesem Beispiel noch einmal die gesamte Entscheidungsstruktur zu vergegenwärtigen.
Vorparlamentarische Situation
Nach hergebrachtem Verfahren wäre die Fachkonferenz Sport mit ihrem Antrag unmittelbar an die Gesamtkonferenz herangetreten, die dann entschieden hätte.
Parlamentarisches Verfahren
Das Beispiel zeigt, dass ein anstehender Konflikt (Koedukation im Bereich Sport Jg. 7/8) von allen beteiligten Gruppen aufgegriffen und diskutiert wurde, die unterschiedlichen Positionen, die quer durch die ‚Lager’ zu sehen waren, gehört wurden und dass diese parlamentarische Erörterung letztlich in einen Beschluss mündete, der als Empfehlung an die Gesamtkonferenz ging, die dann auch entsprechend entschied.
Die Einbringung dieses Konflikts in den Rahmen eines Schulparlaments führte also alle Beteiligten in einem Prozess der Erörterung zusammen und ließ sie auf eine Lösung (einen Beschluss) hinarbeiten.
Das Ergebnis (Beschluss des Parlaments) führte zu einer Entscheidung der Gesamtkonferenz und ist im Protokoll festgehalten.
Die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen (= Verringerung der tatsächlichen Konflikte) kann von Lehrern und Schülern in einem zu bestimmenden Zeitraum überprüft werden.
Insgesamt kann die Wirksamkeit des Ansatzes (Einrichtung eines Parlaments) in einer Beobachtung, die sich sicher auf einen längeren Zeitraum beziehen muss, etwa an folgenden Kriterien gemessen werden:
- regelmäßige Teilnahme an Sitzungen
- aktive Mitarbeit als langfristiges Engagement auch im Vergleich zu nichtparlamentarischen Aktivitäten
- selbstbewussteres Auftreten, insbesondere von Schülern in unterschiedlichen Bereichen
- Verbesserung der Kommunikation auf Klassen-, Jahrgangs- und Schulebene
- Verringerung der Konflikte, bessere Möglichkeiten der konsensualen Konfliktbearbeitung
- Verbesserung der Partizipationsbedingungen und -strukturen, auch bezogen auf Unterricht etc.
Leicht einsetzbare und handhabbare Instrumente der Selbstevaluation sind bzw. können sein:
- Feedback-Runden zur Prozessreflexion z. B. innerhalb des Präsidiums
- Protokoll der regelmäßigen Teilnahme an Sitzungen
- Interviews über die Ermunterungen / Hemmnisse der Redebereitschaft im Parlament
- Plakatwände in den Klassen, auf denen die Aktivitäten / Ergebnisse der Parlamentssitzungen festgehalten sind
- Bericht in der Schulzeitung und auf der Homepage über die parlamentarische Arbeit
- Präsentationen ausgewählter, im Parlament behandelter Themen vor unterschiedlichen Gremien
- Fragebogen für die Parlamentarier
- Fragebogen über den Bekanntheits- und Wirkungsgrad sowie zum Stellenwert des Schulparlaments in der Schulgemeinschaft.