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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Durchfuehrung

Materialien

Feedback-Kultur als Strategie demokratischer Veränderung (Brandenburg)

Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)

Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?

Entscheidung für das Feedback

Zunächst musste innerschulisch eine Entscheidung getroffen werden, ob eine Beteiligung am BLK-Modellprogramm „Demokratie lernen & leben“ mit dem Thema „Feedbackkultur“ erfolgen sollte und mit welcher Perspektive. Diese erste Verständigung erfolgte mit den Vorsitzenden der Fachkonferenzen. Das Konzept des Modellprogramms wurde erläutert und diskutiert und erste Anregungen aufgegriffen. Die Fachvorsitzenden stimmten einstimmig für eine Beteiligung am Modellprogramm. Mit den Schülersprechern und einzelnen Vertretern der Schülerschaft wurde das Thema ebenfalls besprochen, auch hier fand sich Zustimmung zur Beteiligung am Modellprogramm. Auf dieser Basis stimmte schließlich auch die Schulkonferenz dem Vorhaben zu und die Einrichtung einer Steuergruppe wurde beschlossen.

Bildung einer Projektsteuerungsgruppe

Die Auswahl der Vertreter der Steuergruppe erfolgte nach Vorgesprächen durch den Schulleiter, die personellen Entscheidungen wurden durch die Schulkonferenz bestätigt. Um alle Beteiligten „im Boot“ zu haben, setzte sich die Steuergruppe zusammen aus:

Für die Lehrer der Projektsteuergruppe gab es insgesamt drei Abminderungsstunden.

Klare Zielsetzung

zielsetzung

Um Feedback zu realisieren, musste zunächst gut geplant werden. Die Steuergruppe nahm sich Zeit für einen Strategietag. An diesem wurden mit externer Hilfe detaillierte Ziele des Vorgehens erarbeitet sowie Umsetzungsmöglichkeiten besprochen. Der Tag war wichtig, um für das komplexe Thema Feedback ein Projektmanagement zu entwickeln. Zudem wurden mit den externen Partnern Unterstützungsleistungen besprochen und kontraktiert (Fortbildungen, Auswertungsleistungen etc.).

Entwicklung eines Pilot-Fragebogens für Schüler und Lehrer

diagnose

Eine der ersten Aufgaben der Projektsteuerungsgruppe war nicht nur die Bekanntmachung des Vorhabens in dem Kollegium, sondern auch die Entwicklung eines ersten Feedback-Fragebogens. Anhand präzise formulierter Fragen sollte das Feedback u.a.

  • zur Verständlichkeit des Unterrichts,
  • zu Lern- und Unterrichtsmethoden,
  • zum Umgang mit Konflikten,
  • zum Eingehen der Lehrer auf die Schüler sowie,
  • zu positiven Aspekten des Schullebens allgemein

erfolgen. Zu allen Fragen, die den Unterricht betreffen, wurde mit Hilfe der Elternvertreterin der Steuergruppe, die ihre Erfahrungen aus der Unternehmensberatung einbrachte, ein Feedback-Konzept auf der Basis Selbstbildeinschätzung und Fremdbild-Einschätzung entwickelt. Hier geben Schüler eine Einschätzung zu den Kriterien ab, gleichzeitig schätzen sich die Lehrer selbst in diesen Bereichen ein. Beide Einschätzungen können so miteinander verglichen und diskutiert werden.
Neben den Einschätzungen zum Unterricht entwickelte die Steuergruppe noch Fragen zur Schulkultur allgemein.

Information des Kollegiums

In Vorbereitung auf eine Lehrerkonferenz erhielten die Kollegen einen
Informationsbrief über das BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“. Zentrale Briefinhalte waren:

Alle Kollegen wurden dazu aufgefordert, die Fragebögen aus ihrer Sicht zu beurteilen und jeder konnte Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge einbringen. Änderungen, die sich daraus ergaben, wurden in die Fragebögen eingearbeitet.

Probelauf des Schüler-Lehrer-Feedbacks

Nach Fertigstellung des Fragebogens erfolgte der erste Probelauf in einer 7. Klasse. Ausschlaggebend für die Wahl der Klasse war die Tatsache, dass Lehrkräfte aus der Steuerungsgruppe in dieser Klasse Fachunterricht gaben und viele weitere Fachkollegen in dieser Klasse motivieren konnten. Am Ende stand eine zehn Personen starke große Gruppe von freiwilligen Lehrern, die sich auf das "Abenteuer" Feedback einlassen wollten. Das Prinzip der Freiwilligkeit stand dabei an oberster Stelle.

Abstimmung des Fragebogens mit Schülern und den schulischen Gremien

Nach dem Testlauf war wichtig, ob auch die Schüler die an sie gestellten Fragen für sinnvoll hielten, ob von ihnen noch zusätzliche oder andere Fragen gewünscht werden  bzw. welche Fragen nicht verständlich oder untauglich waren. Dazu wurde die Testklasse befragt und der Fragebogen daraufhin nochmals modifiziert.
Der Fragebogen wurde dann in der Lehrerkonferenz, mit dem Lehrerrat und dem Staatlichen Schulamt abgestimmt und auf dieser Grundlage letztlich von der Schulkonferenz bestätigt.

Auswertungsgespräche mit den Testlehrern

In einer speziellen Fortbildung (externe Moderation) erhielten die Lehrer der Pilotphase als Feedback-Nehmer in kleinen Gruppen (ca. 5 Personen) ihre Ergebnisse. Sie erhielten Anregungen, wie die Ergebnisse interpretiert werden bzw. welchen Stellenwert die einzelnen Aussagen haben können und welche Möglichkeiten es gibt, über die Ergebnisse mit den Schülern zu reden. Vor allem letzteres ist wichtig für den Erfolg von Feedback-Prozessen.
Denn auf der Grundlage der Feedback-Ergebnisse sollten Veränderungen erfolgen, die für die Schüler als Feedback-Geber auch merkbar sind. Erfolgt dies nicht, werden Schüler Feedback-Aktionen als Alibi-Veranstaltungen werten und daran nicht mehr teilnehmen bzw. dieses nicht mehr ernst nehmen.
Die Testlehrer führten somit Rückmeldegespräche in den Klassen und kamen besonders hinsichtlich Veränderungsmöglichkeiten mit den Schülern ins Gespräch.

Motivation weiterer Kollegen

Nach der Testphase sollte das Feedback auf weitere Klassen und Lehrer ausgedehnt werden. Doch die Motivation anderer Kollegen war nicht einfach, auch wenn einige Kollegen neugierig das Geschehen beobachteten und nicht mehr ganz so distanziert waren, als sie von den überwiegend positiven Erfahrungen und Erkenntnissen der „Testkollegen“ hörten. Dennoch gab es Skepsis, insbesondere auch deshalb, weil viele Kollegen der Meinung waren, dass die Rahmenbedingungen an der Schule eigenen Veränderungswünschen eher entgegenstanden. Auch in den Auswertungsgesprächen mit den Lehrkräften der Testphase war deutlich geworden, dass viele für eine Veränderung des eigenen Unterrichts auch Veränderungen im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der Schulleitung oder der anderen Kollegen als notwendig empfanden. Immer wieder war zu hören, dass diese und jene Dinge an dieser Schule nicht möglich sind, weil

dagegen sprechen.
Außerdem gab es bei einigen Lehrern auch noch grundlegende Vorbehalte gegen das Feedback an sich: „Woher nehmen die Schüler die Kompetenz, meinen Unterricht einzuschätzen?“ und „Welche Auswirkungen kann das haben?“ waren nur einige der Fragen, die von Kollegen gestellt wurden.
Um den Lehrenden selbst einmal die Gelegenheit zu geben, in die Rolle des Feedbackgebers zu schlüpfen und entsprechende Wirkungen kennen zu lernen, aber auch um die von vielen gewünschten Veränderungen der Rahmenbedingungen an der Schule insgesamt zu thematisieren und zu initiieren, regte die Steuergruppe an, ein Schulleitungsfeedback durchzuführen. Die Schulleitung erklärte sich dazu bereit und übernahm mit dieser Offenheit auch Vorbildfunktion.

Fortbildungsveranstaltung zum Feedback

Parallel zu dem Vorhaben, ein Schulleitungsfeedback durchzuführen, organisierte die Schule eine Fortbildung zum Thema „Schülerfeedback“. Diese Fortbildung sollte das Kollegium über Erfahrungen mit Feedbackansätzen informieren und Ängste abbauen helfen. Die Fortbildung thematisierte auch Stolpersteine im Umgang mit Feedback und ging dabei auf Fragen der anwesenden Kollegen ein.

Entwurf und Verabschiedung eines Schulleitungs-Feedbacks

Die Steuergruppe und vor allem die Elternvertreterin entwarfen das
Schulleitungsfeedback, auch hier wurde der Ansatz der Fremdbild-Selbstbild-Einschätzung gewählt. Alle Schulleitungsmitglieder erhielten die Entwurfsfragen und konnten mitentscheiden, ob diese Fragen gestellt werden sollten oder nicht bzw. ob noch andere Fragen dazugehören. Das Prinzip, diese letzte Entscheidung dem Feedbacknehmer zu überlassen, hat sich als ein sehr wesentliches erwiesen. Nur so fühlen sich Feedbacknehmer wirklich ernst genommen und respektiert, das Feedback hat somit eine hohe Akzeptanz.

Durchführung und Auswertung eines Schulleitungsfeedbacks

Die Lehrkräfte füllten für das Schulleitungsfeedback einen Fragebogen aus, in dem sie die Arbeit der Schulleitung und ihrer einzelnen Mitglieder aus eigener Sicht beurteilen konnten. Außerdem konnten Wünsche an die Schulleitung formuliert werden. Die Ergebnisse wurden über die Elternvertreterin extern ausgewertet und zunächst in Einzelgesprächen (externe Beratung) rückgemeldet und analysiert. Danach setzte sich das Schulleitungsteam insgesamt zusammen und besprach gemeinsam mögliche Konsequenzen des Feedbacks. Wesentlich war dann das anschließende Ergebnis-Rückmeldegespräch im Kollegium. Die Lehrkräfte selbst waren hier nicht nur passive Zuhörer, sondern arbeiteten selbst mit an Vorschlägen, die die Arbeit der Schulleitung noch effektiver und an den Bedürfnissen der Kollegen orientiert gestalten sollten.
Das Schulleitungsfeedback gab den Lehrkräften die Möglichkeit, selbst einmal einen Feedbackfragebogen auszufüllen, die Art von Fragen kennen zu lernen und zu erleben, wie die Mitglieder der Schulleitung mit der Rückmeldung umgingen. So schwanden bei einigen Lehrern nach dem Schulleitungsfeedback die grundsätzlichen Bedenken einem Feedback gegenüber. Dies hatte einen wichtigen Effekt für das Schüler-Lehrer-Feedback, da die Motivation vorher Zweifelnder hier merklich wuchs.

Vorbereitung des flächendeckenden Schüler-Lehrer-Feedbacks

Das beispielhafte Verhalten der Schulleitung hatte dazu geführt, dass die Widerstände im Kollegium so weit abgebaut werden konnten, dass in einer entsprechenden Lehrerkonferenz keine Gegenstimmen mehr für die Durchführung eines flächendeckenden Schüler-Lehrer-Feedbacks vorhanden waren. Somit konnte die Vorbereitung dieses umfassenden Feedbacks beginnen. Dazu gehörte neben dem Instruieren der Kollegen und den organisatorischen Vorbereitungen auch die einstündige Einführung der Schüler (Einführungsstunde). Die Erfahrungen aus dem Pilot-Projekt hatten gezeigt, dass Schüler mit Regeln konstruktiven Feedbacks vertraut gemacht werden sollten, so dass die Rückmeldungen konstruktiv und nicht beleidigend oder pauschalisiert ausfallen.

Durchlauf „papierbasiert“, Entscheidung für Webvariante

Das flächendeckende Feedback begann zunächst in der Sekundarstufe I und nur vereinzelt in der Oberstufe. Die Schüler und Lehrer füllten dazu die Fragebögen in Papierform aus. Nachdem dies geschehen war, wurde klar, dass eine flächendeckende papierbasierte Befragung die Ressourcen einer Schule hoffnungslos überfordert. Über das BLK-Programm wurde zwar externe Hilfe zur Verfügung gestellt, die die vielen Fragebögen mit einem hohen Zeitaufwand auch auswertete, doch das Vorhaben Feedbackkultur insgesamt richtete sich ja auf eine wiederkehrend zu praktizierende Maßnahme innerhalb der Schule, die nicht für immer mit solchen Mitteln unterstützt werden kann. Hier musste eine andere Lösung gefunden werden. Mit Hilfe der Elternvertreterin und einem externen Programmierer wurde für das Feedback eine web-basierte Lösung erarbeitet. Hier geben die Schüler und Lehrer am PC ihre Daten ein und kurze Zeit später ist die gesamte Auswertung fertig. Bevor die Ergebnisse jedoch an die Lehrer gehen, werden Sie vom Webmaster hinsichtlich verletzender und beleidigender Äußerungen geprüft, so dass kein Feedbacknehmer solche nicht konstruktiven Einschätzungen lesen muss. Letztere kommen aber insgesamt sehr wenig vor.

Ergebnis-/Analyse-Gespräche mit den Lehrern

computer

In kleinen Gruppen von max. 10 Lehrern fanden dann so genannte Ergebnis-Runden statt. Sie können von der Schulleitung als schulinterne Fortbildungsveranstaltung gewertet werden. Die Teilnehmer erhielten hier noch einmal Hintergrundinformationen zum Thema Feedback, Interpretationshilfen für ihre Ergebnisse und viel Material über Unterrichtsmethodik, Teamprozesse in Schulen und weitere Feedback-Instrumente für ein Schüler-Lehrer-Feedback in kleinerem Rahmen. Natürlich erhielt hier auch jede Lehrkraft ihr persönliches Feedback-Ergebnis – diese Feedback-Ergebnisse bleiben vertraulich. In den Feedbackrunden legt jeder Feedbacknehmer nur das  offen, was er auch öffentlich machen will.
In besonderen Fällen wurden vor oder nach den Gruppenrunden Einzelgespräche geführt.

Weitere Durchführung des flächendeckenden web-basierten Schüler-Lehrerfeedbacks

Mit der Schaffung einer webbasierten Feedbackmöglichkeit war nun ein relativ schnelles Befragen aller weiteren Klassen möglich geworden. Dazu erhielten Schüler und Lehrer Kurzeinweisungen, die das Vorgehen erklärten und die so genannte TAN (= Transaktionsnummer) enthielten, mit der jeder Schüler bzw. Lehrer sich ins Netz einloggen konnte. Diese TAN ist zu vergleichen mit einer TAN beim Online-Banking. Das Verfahren ist genauso sicher und anonym wie beim Online-Banking.
Die flächendeckenden Durchführung des Schüler-Lehrer-Feedbacks beinhaltete folgende Schritte:

Bezogen auf den Unterricht:

Planen und Durchführen eines Eltern-Feedbacks

Um das Ziel zu erreichen, wirklich eine Feedbackkultur an der Schule zu etablieren, fehlte uns die Meinung von Eltern zur Schule sowie eine Übersicht darüber, wie Eltern sich an der Gestaltung der Schule beteiligen können. Deshalb wurde in der Steuergruppe schließlich noch ein Elternfeedback (Eltern-Fragebogen und Eltern-Kooperationsbogen) entwickelt, auch dieses erfolgte webbasiert. Eine frühzeitige Einbeziehung  der Elternvertreter, eine Vorstellung des Vorhabens in der Gesamtelternkonferenz und in Elternabenden von Klassen sowie ein Anschreiben an alle Eltern waren wohl dafür verantwortlich, dass sich 2/3 der gesamten Eltern der Schule an der Befragung beteiligten und der Schule diverse Unterstützungsangebote offerierten (vgl. Abschnitt Zwischenbilanz). Um diese Angebote der Eltern für die Lehrer leicht abrufbar zu machen, wurde von den Eltern zusätzlich eine Datenbank entwickelt und eingerichtet.

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