Individuelle Erziehungsvereinbarungen - demokratischer Umgang mit Unterrichtsstörungen (Nordrhein-Westfalen)
Realschule am Oberen Schloss Siegen
Inhalt dieses Bausteins
- Kontext, Begründungen, Ziele
- Voraussetzungen für die Einführung bzw. Durchführung
- Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)
- Zwischenbilanz
- Förderliche und hinderliche Bedingungen
- Qualitätsweiterentwicklung
- Angaben zur Schule
- Einzelne Materialien zum Ausdrucken und Speichern
Kurzbeschreibung des Ansatzes:
„Erziehende Schule“ - unter dieses Motto stellt die Realschule am Oberen Schloss in Siegen ihre Arbeit schon seit Jahren. Streitschlichtung, Sozialkompetenztraining, Präventionsprojekte verschiedener Art gehören zum schulischen Leben wie das Lernen von Mathematik, Biologie und Geschichte.
Aber:
Die Zahl von Unterrichtsstörungen nimmt nicht ab, sondern zu, die Häufigkeit von „problematischem Schülerverhalten“ steigt.
Die Schule hat einen neuen Weg gesucht, mit diesen Schwierigkeiten umzugehen und aus Konflikten und Problemen zu lernen. Mit der Entwicklung einer Kultur von Vereinbarungen will sie einen neuen Weg gehen, in dem
- die Beteiligten Vereinbarungen aushandeln, statt zu verordnen,
- die Mitverantwortung an die Beteiligten übertragen wird,
- die entwickelten Regeln wirklich akzeptiert werden.
Seit Ende 2003 hat sich die Schule am BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“ beteiligt und diese Vereinbarungskultur zu einem ihrer Entwicklungsschwerpunkte gemacht.
- Konflikte werden nun durch Erziehungsvereinbarungen bewältigt. Mit ihrer Hilfe sollen die Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung der Lehrer in die Lage versetzt werden, ihre Probleme zu lösen. Grundelement ist die Entwicklung konkreter positiver Verhaltensziele, die in einem Gespräch entwickelt und mit einer Vereinbarung zwischen Schülerin und Schüler, Lehrerin und Lehrer und gegebenenfalls den Eltern besiegelt werden.
- Diese individuellen Erziehungsvereinbarungen werden in ein gestuftes Programm, kurz Stufenprogramm, eingebunden. Das Modell wurde von der Schule - basierend auf einem Modell aus der Suchtprävention - weiterentwickelt und modifiziert und reagiert in aufeinander aufbauenden Schritten auf Fehlverhalten der Schülerinnen und Schüler.
Es
- soll vermeiden, dass die Vereinbarungen unbeachtet bleiben
- soll helfen, dass den Schülerinnen und Schülern, die sich nicht an die Vereinbarungen halten, Grenzen gesetzt werden
- soll den Schülerinnen und Schülern Hilfen bieten, wo sie sie benötigen
- soll für alle Beteiligten Transparenz schaffen. - Zur Entwicklung der Vereinbarungen ist ein Gesprächsführungskonzept so angelegt, dass sowohl Lehrer wie auch Schüler kooperativ an der Problemlösung beteiligt sind, daran arbeiten und Verantwortung tragen.
- Die Erziehungsvereinbarungen werden eingebettet in ein Gesamtkonzept von Vereinbarungen, zu dem insbesondere auch eine Schulvereinbarung gehört, die seither verbindlich für alle den Schulalltag regelt. Entstanden ist ein gemeinschaftliches „Wir-Gefühl“ statt strenger Regeln von oben nach unten.
An der Realschule am Oberen Schloss werden also Konflikte nicht mehr von vornherein als negativ oder als Störfaktoren betrachtet, sondern als Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, Lösungen zu suchen und damit letztlich demokratisches Verhalten einzuüben.
Das dazu entwickelte Verfahren ist nicht zuletzt ein wichtiger Schritt zur Gewaltprävention und ein zentrales Element für die sich entwickelnde „erziehende Schule“.
17.09.2006
Dietmar Völker
Schlagworte: Vereinbarungskultur, Schülerbeteiligung