Individuelle Erziehungsvereinbarungen - demokratischer Umgang mit Unterrichtsstörungen (Nordrhein-Westfalen)
Voraussetzungen für die Einführung bzw. Durchführung
Welche Bedingungen wurden vor der Einführung geschaffen?
Bereits vor der Teilnahme am BLK-Programm gab es an der Siegener Realschule ein großes Interesse und auch schon einzelne Ansätze, ein demokratischeres Klima innerhalb der Schulgemeinschaft zu schaffen. Allerdings verfolgten die Lehrerinnen und Lehrer ihre Ziele bislang nur als ‚Einzelkämpfer’ oder in kleinen Gruppen. So entschloss sich die Schule im Herbst 2003 zur Mitarbeit am BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“.
Neue Strukturen werden im Vorfeld geschaffen
Für die Schule bot sich durch die Teilnahme am BLK-Projekt die Möglichkeit, ihre vereinzelten Ansätze zu bündeln, neue Wege zu beschreiten und die dazu erforderlichen Strukturen zu schaffen.
- Durch das BLK-Programm erwartete sie Fortbildungsmöglichkeiten, Mittel und Gelder, die für die Umsetzung benötigt wurden.
- Durch schulinterne Umstrukturierungen wurde eine Art „pädagogische Leitung“, die die Aktivitäten innerhalb des BLK-Programms koordiniert und die Schulleitung unterstützt, geschaffen.
- Im Dezember 2003 bildete sich eine vierköpfige Steuergruppe zur demokratischen Schulentwicklung, die aus dem Schulleiter und drei Lehrerinnen und Lehrern besteht
- Im Februar 2004 nahm eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und Eltern eine Bestandsaufnahme zur Situation der Schule vor und entwickelte erste konkrete Vorstellungen, was an der Schule geändert werden sollte:
- Verbesserung der Schülermitarbeit: Einführung eines Klassenrates, Verbesserung der SV-Arbeit, Beteiligung an der Schulhofgestaltung, Wiederbelebung einer Schulzeitung
- positive, konstruktive Elternarbeit
- verbesserte Feedbackkultur
- Erarbeiten einer Schulvereinbarung
- Erziehungsvereinbarungen in einem gestuften Programm, kurz Stufenprogramm, zur Reduktion schulischer Disziplin-Probleme.
Im Rahmen dieser Veröffentlichung konzentriert sich die Beschreibung auf den letzten Punkt, Erziehungsvereinbarung und Stufenprogramm.
Heikle Aspekte
Skepsis bestand auf allen Seiten, dass durch die Teilnahme am Stufenprogramm sehr viel zusätzliche Arbeit auf die Beteiligten zukommen würde. Nach eingehender Diskussion wurde aber auch klar, dass vor allem das geplante Stufenprogramm nach einer belastenden kurzen Einführungsphase eine deutliche zeitliche und psychische Entlastung bringen würde.
Beim Stufenprogramm befürchteten einige Beteiligte, es habe nur disziplinarischen Charakter. Nachdem auch auf die integrativen und demokratischen Ziele hingewiesen wurde, stimmten nahezu alle beteiligten Eltern, Schüler und Lehrer der Einführung zu.
Im Zuge der Vorbereitungen erkannten die Lehrerinnen und Lehrer, dass die Schülerinnen und Schüler zwar in einer Schülervertretung organisiert waren, aber bislang nicht effektiv genug in die Entscheidungsprozesse der Schule eingebunden wurden.
Ähnlich stellten sie fest, dass die Eltern bis zu diesem Zeitpunkt kaum in organisatorische Entscheidungsstrukturen eingebunden waren und die Mitbestimmung verbesserungsbedürftig erschien.
Insofern war die Lehrerschaft nicht sicher, ob bei Eltern und Schüler die Bereitschaft bestand, sich verstärkt für schulische Belange einzusetzen.