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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Kontext

Materialien

Interaktionsstunden - soziales Lernen im Stundenplan (Hessen)

Kontext, Begründungen, Ziele

Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?

Die Aue-Schule ist eine von fünf Grundschulen in Dietzenbach. Sie liegt in einem sozialen Brennpunkt. Der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund liegt bei ca. 62 % und weist Bezüge zu über 30 verschiedenen Nationalitäten auf.
An unserer Schule gab es viele Konflikte. Dies verursachte Unzufriedenheit bei Kindern, Eltern und Lehrern. Die Gründe hierfür waren vielschichtig und oftmals bedingt durch unterschiedliche  Familien- und Sozialstrukturen und verschiedene Bildungshintergründe. Durch unser multikulturelles Einzugsgebiet ergibt sich außerdem eine breite Mischung aus Werte- und Erziehungsvorstellungen.
Vor Einführung der Interaktionsstunden bestand unsere Vorgehensweise darin, immer konkret auf einzelne Konfliktfälle einzugehen. Bei der regelmäßigen Konfliktklärung der Einzelfälle verfolgten wir die Absicht, die Beteiligten zu einem anderen Verhalten zu befähigen. Diese Strategie führte jedoch nicht zu dauerhaften Verhaltensänderungen, da der Klassenverband nicht am Prozess der Streitschlichtung bzw. -lösung beteiligt war. So stieg angesichts der Vielzahl der immer wiederkehrenden Konflikte der Bedarf im Kollegium, allen Kindern soziale Grundlagen zum friedlichen Miteinander systematisch in einem kontinuierlichen und präventiv orientierten Vorgehen zu vermitteln.
Nach der Erprobung verschiedener Ideen entschlossen wir uns die „Interaktionsstunde“ zur Umsetzung unserer Ziele zu nutzen.

Was sind Interaktionsstunden?

In den Interaktionsstunden werden gezielt Spiele und Übungen zu Themenbereichen ausgewählt, die in einer Klasse für die Entwicklung der Persönlichkeit des Einzelnen und für ein positives Gruppenklima wichtig sind. Die angebotenen Spiele und Übungen kommen dem natürlichen Spieltrieb der Kinder entgegen und motivieren sie so zur Teilnahme. Sie beziehen die ganze Person mit ihren Gefühlen, Gedanken, Kenntnissen und ihrer Wahrnehmung ein. Die Art der Durchführung (siehe 1 und 3.2) ermöglicht es, das in der Spielsituation soeben Erlebte aus eigener Sicht zu berichten und mit den anderen Gruppenmitgliedern zu besprechen. Dieser situationsbezogene Ansatz sorgt für ein gemeinsames Erfahrungsfeld, an dessen Auswertung sich alle beteiligen können. Für ungute Gefühle und Streit wird in und mit der Gruppe nach konstruktiven Lösungen gesucht, aber auch die schönen Erfahrungen werden mit den anderen geteilt und dienen als Beispiel, wie man gut miteinander auskommen kann. Erlebtes wirkt wesentlich nachhaltiger als Lernen über abstrakte Situationen. Die Kinder lernen in der "peer " so Neues übereinander, voneinander und miteinander. Soziale Kompetenzen werden in dieser Form kontinuierlich gefördert und weiterentwickelt. Die in der Stunde erarbeiteten Lösungen werden festgehalten und in ähnlichen Situationen abgerufen. Die hierbei entwickelte sprachliche Kompetenz kommt auch dem Unterricht zugute. (Anmerkung: Diese Form des Lernens in der Gruppe findet man z.B. auch bei der „Themenzentrierten Interaktion“ von Ruth Cohn.)

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In der Interaktionsstunde übernimmt die Lehrkraft die Rolle des Moderators. Dieser hat während der Gesprächszeiten folgende Aufgaben:

Soziale Kompetenzen werden dadurch gefördert und konstruktive Problemlösungstechniken konkret erfahrbar und erlernbar gemacht.

Mit den Interaktionsstunden wollen wir den Schülerinnen und Schülern Formen friedlichen Zusammenseins vermitteln und sie dazu befähigen, in der Gruppe zu leben und zu arbeiten. Dazu gehören:

Durch den beschriebenen situationsbezogenen Ansatz, welcher die Interaktionsstunde charakterisiert, findet unmittelbares, exemplarisches Lernen statt. Die wachsende offene und vertrauensvolle Atmosphäre, die sich in diesem Rahmen entwickeln kann und die gezielte Bearbeitung von in der Interaktionsstunde aufkommenden Konflikten wirken sich positiv auf die Konfliktfähigkeit der Kinder und das Klassenklima aus. Lern- und Lebenssituationen in der Schule werden so von Kindern demokratisch mitgestaltet. Die Kinder fühlen sich ernst genommen und üben sich in eigenverantwortlichem Handeln - sie erfahren: „Ich bin Teil des Ganzen“.

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