Mediationsangebot für SchülerInnen in den Pausen (Hessen)
Zwischenbilanz
Welche Erfahrungen liegen bisher vor? Welche Folgen haben sich ergeben?
Das Mediationsangebot besteht seit Februar 2005.
LehrerInnen- und SchülerInnenbefragung
Die Wiederholungs-Einführung zu Beginn des Schuljahres 2005/06 wurde von vielen Klasen genutzt. Da wir jährlich neue Schüler in nahezu allen Klassenstufen aufnehmen, werden wir die jährliche Einführung beibehalten (s. auch Gesamtauswertung). U. a. stellte sich heraus:
- Viele SchülerInnen wissen, was Mediation ist und worum es geht.
- Sie können es den neu aufgenommenen SchülerInnen erklären.
- Sie berichten von guten eigenen Erfahrungen.
- Sie erzählen, dass sie die Mediation als Entlastung der Pausensituation empfinden.
- Für die Schüler ist es wichtig, dass ein/e MediationslehrerIn anwesend ist.
Wir haben festgestellt, dass viele SchülerInnen, die zur Pausenmediation kommen, dies auf Intitiative der Klassenleitung oder der Pausenaufsicht tun. Das Selbstverständnis bei den SchülerInnen, von sich aus die Mediation aufzusuchen, ist bisher wenig ausgeprägt.
Die quantitative Auswertung unseres Mediationskalenders ergab für den Zeitraum von Februar 2005 bis Juli 2005:
Tabelle 2: Auswertung Mediationskalender
Insgesamt : 67 Tage, davon: | |
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Kein Mediationslehrer anwesend: | 0 Tage |
Kein Bedarf: | 35 Tage |
stattgefunden: | 25 Tage |
abgelehnt: | 7 Tage |
Darüber hinaus gab es 14 zusätzliche Mediationen in größerem Rahmen (1-2 Stunden). Die Pausenmediation wird schwerpunktmäßig von SchülerInnen der Mittel- und Hauptstufe genutzt (Klasse 5-9). Obwohl noch keine Analyse dieser Tatsache stattgefunden hat, vermuten wir, dass die jüngeren Schüler bei Konfliktklärungen noch die Betreuung durch die Klassenleitung brauchen. Manche KollegInnen bevorzugen weiterhin eine Konfliktklärung innerhalb der Klassen.
Vor den Sommerferien 2005 gab es eine erste Umfrage bei SchülerInnen und KollegInnen (Gesamtauswertung; Lehrerfragebogen mit Auswertung; Schülerfragebogen mit Auswertung).
Bei den Pausenaufsichten, die von den MediatorInnen teilweise auch durchgeführt wird, zeigte sich, dass die MediatorInnen diese Aufsicht häufig mit einem anderen „Blick“ wahrgenommen haben. Sie sind häufiger auf Schüler zugegangen, bei denen sich anscheinend ein Konflikt anbahnte. KollegInnen, die in der Pausenmediation tätig sind, werden dafür von einer Pausenaufsicht befreit. Daher hatten MediatorInnen in Pausen, in denen kein Mediationsbedarf bestand, manchmal „ein schlechtes Gewissen“. Es wurde daher entschieden, dass sie in diesen Fällen zusätzlich an der Aufsicht teilnehmen.
Reflexionsergebnisse aus dem Kollegium
Im März 2006 fand bei uns eine Lehrerkonferenz zum BLK-Programm statt, die ausschließlich der „Pausenmediation“ gewidmet war (Vorbereitung BLK-Konferenz). Hieraus ergaben sich für die TPG viele neue Impulse:
- Verlegung der Mediation auf die 2. Pause, da häufig nach der 1. Pause Konflikte auftreten und diese dann in der 2. Pause zeitnah geklärt werden können;
- in den Klassenstunden in regelmäßigen Abständen „Mediation spielen“, um sie präsent zu halten;
- regelmäßige Informationen an Kollegium und Schülervertretung geben;
- mehr Werbung für die Mediation, damit sie für SchülerInnen und KollegInnen noch präsenter ist (Ideen: Fußspuren führen zum Mediationsraum, Hinweisschilder, Plakate);
- Angebot der MediatorInnen für Einzelgespräche mit SchülerInnen, die sich bedroht fühlen (Opferschutz);
- schon bald mit der Ausbildung von SchülermediatorInnen beginnen, da die SchülerInnen sich möglicherweise eher MitschülerInnen anvertrauen möchten.
Die MediatorInnen werden diese Impulse diskutieren und bei der Weiterentwicklung der Pausenmediation berücksichtigen.
Perspektive Schülermediatoren
Es gibt zwar weiterhin Unsicherheit, inwieweit unsere SchülerInnen selbst zu MediatorInnen werden können. Wir glauben aber, dass wir SchülerInnen finden werden, die dazu in der Lage sind. Sie brauchen aufgrund ihrer besonderen Bedingungen dazu einen längeren Vorlauf als RegelschülerInnen. Die bisher vorhandenen Konzepte zur Schüler-Streitschlichter-Ausbildung (z. B. „Trainingshandbuch zum Aufbau von Schülermediatorengruppen“ von Christa Kaletsch) müssen den Möglichkeiten unserer SchülerInnen angepasst werden. Geplant ist, dass unsere SchülerInnen dann zunächst an Mediationsgesprächen teilnehmen und sie später auch selber führen. Sie sollen dann in der Pause an Ort und Stelle Konflikte mit klären helfen.