Soziales Lernen als Baustein des Schulprogramms (Nordrhein-Westfalen)
Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)
Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?
Das BLK-Projekt „Demokratie lernen & leben“ hat bundesweit nicht nur zur Mitarbeit angeregt, sondern auch immer mehr Eigeninitiativen der einzelnen Schulen hervorgerufen und gefördert. So auch am Gymnasium Horn-Bad Meinberg. „Die Idee ist entstanden im Kreis von engagierten Kolleginnen und Kollegen“, berichtet ein Lehrer des Gymnasiums und verweist darauf, dass die Lernerfolge im Unterricht auch von anderen wesentlichen Faktoren abhängig sind als ausschließlich der Kompetenz des Lehrers. Dabei spielen das Klima und der Teamgeist in der Klasse eine ebenso bedeutsame Rolle wie die Einhaltung von vereinbarten Regeln oder auch die Möglichkeit der Verantwortungsübernahme.
Die Einbettung in eine überregionale Gesamtkonzeption (Aufsatz), die Foren „Mehr Wirkung durch Mitwirkung“, „Eltern - Willkommen in unseren Schulen“ und „Elternmitwirkung in der guten und gesunden Schule“ (s. www.bildungsregion-owl.de), die durch Akteurinnen und Akteure der Schule auf Ebene der Bezirksregierung mit inspiriert worden waren, kristallisierten sich als hervorragender Nährboden für das schulische Vorhaben heraus, denn gerade die hohen Teilnehmerzahlen (450 SchülerInnen und insgesamt 600 Eltern) bei den überregionalen Foren verdeutlichten das Potenzial, mit welchem die Teilnehmer zu mehr Partizipation bereit waren.
Das Gymnasium Horn-Bad Meinberg zeichnet sich schon lange auch durch das Wirken von engagierten SchülerInnen aus, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen kreativ einbringen oder sogar spezielle Bereiche mit nur wenig Unterstützung durch LehrerInnen selbstständig organisieren.
Mehr und mehr konnte man jedoch den Wunsch von Seiten der Lehrer vernehmen, die Umsetzung von sozialen Grundstrukturen im Schulprogramm zu verankern, damit die Anerkennung ihrer Relevanz deutlich werde und sie letztendlich explizit und für alle gültig in die Tat umzusetzen sind.
Die Idee des „Pädagogischen Tages“ war geboren. Er sollte der erste Schritt sein, um die Kooperation zwischen Lehrern, Eltern und Schülern in Gang zu setzen und somit eine Grundlage zu schaffen, auf der demokratische Elemente Wurzeln fassen können, die später im Schulprogramm manifestiert werden.
Also wurde vom Lehrerkollegium eine sogenannte Steuergruppe gewählt, in der zunächst der Rahmen für das weitere Vorgehen absteckt wurde. Neben einer professionellen „SWOT-Analyse“ (S-trength - Stärken; W-eakness - Schwächen;
O-pportunities - Chancen; T-hreats - Gefährungen) der aktuellen Umsetzung des Schulprogramms, die zeigte, dass der Baustein „Soziales Lernen“ ausgebaut werden müsse, wurde deutlich, dass die weitere Arbeit unter Einbeziehung von Vertretern der Mitwirkungsorgane stattfinden sollte, da dadurch mehr Effektivität erwartet wurde.
Im Zentrum des „Pädagogischen Tages“ sollte das Thema „Soziales Lernen“ stehen, welches durch die Steuergruppe entwickelt und eingehend unter die Lupe genommen wurde. Den Programmen „Lernen lernen“, „Berufswahlorientierung“ und „Medienkompetenz“, welche sich auf alle Jahrgangsstufen beziehen und schon seit längerem einen festen Platz im Schulprogramm haben, sollte nun das Programm „Soziales Lernen“ beigefügt werden. Allerdings soll es sich aus pragmatischen Gründen nur an die Jahrgangsstufen 5-10 richten.
Der Teilnehmerkreis wurde in Analogie zur Schulkonferenz auf ca. 90 Personen festgelegt, wobei er sich aus ca. 50 Lehrern und jeweils ca. 20 Eltern sowie ca. 20 SchülerInnen zusammensetzen sollte. Auch die Steuergruppe wurde nach der Anfangsphase durch Eltern und Schüler erweitert. Das Ziel des Tages sollte es sein, ein Programm für das „Soziale Lernen“ zu skizzieren und zu entwickeln.
Schnell wurde deutlich, dass eine präzise und strikte (Zeit-)Planung sehr wichtig ist, um effektives Arbeiten zu gewährleisten.
Um den Überblick zu behalten und alle Eventualitäten in Betracht zu ziehen, wurden vor dem „Pädagogischen Tag“ eine Moderatorin und ein Moderator für Schulprogrammarbeit und interne Evaluation hinzugezogen.
Mit ihnen zusammen wurde festgelegt, dass der Schwerpunkt des „Pädagogischen Tages“ in der jahrgangsstufenbezogenen Arbeit mit Lehrern, Eltern und Schülern stattfinden sollte. Des Weiteren wurde das methodische Verfahren anhand eines Arbeitsplanes besprochen. Zu klären waren Fragen z.B. der „Begrifflichkeit, Präsentation, Informationsaustausch und Evaluation“. Dabei wurde ebenfalls festgelegt, dass die Ergebnisse in einer Matrix vorliegen sollten. Schließlich wurden noch Kriterien erarbeitet, die die Zielsetzung optimieren sollten. Die Ziele sollten demnach “in ihrer Anzahl begrenzt, positiv, klar und präzise, operational, verständlich formuliert und “small and simple“ (KISS: „keep it small and simple“) sein“.
Der Durchführung des „Pädagogischen Tages“ stand nichts mehr im Wege.
Der „Pädagogische Tag“ selbst verlief ebenso reibungslos wie seine umfangreiche Vorbereitung; vielleicht aber auch gerade deswegen. Nach einer Begrüßung aller Teilnehmer wurde die Zeitstruktur vorgestellt. Anschließend gab es eine Methoden-Information, bei welcher unter anderem das Begriffsinstrumentarium geklärt wurde.
Die nächsten Schritte spielten sich in Jahrgangsstufen-Doppelgruppen (5./6. Jahrgang, 7./8. Jahrgang, 9./10. Jahrgang) ab. Dort wurden die Teilnehmer thematisch auf den Tagesablauf eingestimmt. Schließlich fanden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Jahrgangsstufengruppen zusammen. Diese bestanden aus jeweils ca. 15 Personen und wurden durch Mitglieder der erweiterten Steuergruppe geleitet.
Nach einem Erfahrungsaustausch der Steuergruppenmitglieder wurde die Arbeit erneut in den Jahrgangsstufen-Doppelgruppen fortgesetzt. Nun wurden die Gruppen ein weiteres Mal gemischt und es bildeten sich sogenannte „Six-Teams“, die sich aus jeweils einem Mitglied jeder Jahrgangsstufengruppe zusammensetzten. In dieser Konstellation wurden noch einmal die Ergebnisse überarbeitet und schließlich in „Double-Six-Teams“ präsentiert. Wie Besucherinnen und Besucher einer Ausstellung besuchten sich nun die verschiedenen Teams, wobei in jedem Raum zwei Personen der Ausgangsgruppen zurückgeblieben waren, die den Besucherinnen und Besuchern ihre Produkte vorstellten. Dabei bot sich eine Präsentation über Flipcharts bzw. Wandaushänge an. Zu guter Letzt wurden alle Ergebnisse in die Matrix der jeweiligen Jahrgangsstufe aufgenommen und somit für das Schulprogramm gesichert. Die Ergebnisse wurden allen Beteiligten sowie den Mitgliedern der Mitwirkungsgremien zur Verfügung gestellt.
Abschließend fand ein Feedback aller Beteiligten statt.
Im Anschluss an den „Pädagogischen Tag“ wurden die Ergebnisse durch die erweiterte Steuergruppe überarbeitet.
Danach wurden sie den einzelnen Mitwirkungsgremien zur Verabschiedung vorgestellt. Eine umfassende Evaluation ist nach einer zweijährigen Erprobungsphase vorgesehen. Diese bietet sich deshalb an, da die Ergebnisse in der auf die jeweilige Jahrgangstufe bezogenen Matrix durch die vorherige Festlegung der Begrifflichkeiten vergleichend überprüfbar sind.
Dem „Pädagogischen Tag“ folgte die „Kleinarbeit“ der Maßnahmen, so zum Beispiel die geplante Einführung von Klassenräten ab der 5. Jahrgangsstufe (Konferenz-Skizze, Protokoll der Lehrerkonferenz).
Im Rahmen des Pädagogik-Unterrichts in der Jahrgangsstufe 12 wurde der Aspekt der Schüler-Partizipation während des Unterrichts aufgegriffen und mit Blick auf reale schulinterne Entwicklungsprozesse diskutiert (Unterrichtsentwurf).
Es finden schulinterne Fortbildungen statt, um die Ergebnisse im Unterricht bestmöglich umsetzen zu können und die Kompetenz der Lehrer in den neuen Bereichen zu stärken.
Ebenso findet momentan eine Vernetzung aller umliegenden Schulen in Horn-Bad Meinberg statt, mit dem Ziel, die Elternarbeit zu intensivieren und zu optimieren. Dieses Projekt wird durch die Universität Bielefeld evaluiert (Projektkonzept).