Entwicklung und Einsatz eines curricularen Methodentrainings in den Klassenstufen 5 bis 7 (Freistaat Sachsen)
Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)
Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?
Schulinterne Lehrerfortbildung
Ausgangspunkt der Einführung eines curricularen Methodentrainings für Schüler war die entsprechende Fortbildung der Lehrer. Da die Angebote der zentralen Fortbildung in diesem Bereich nicht zufrieden stellten, besannen wir uns auf die eigenen Ressourcen und professionalisierten die Kollegen in einer schulinternen Lehrerfortbildung. Diese ist durch Folgendes gekennzeichnet:
- Sie findet konsequent in der unterrichtsfreien Zeit statt, bevorzugt in den Ferien oder am Abend, manchmal sogar am Wochenende. Sie ist langfristig konzipiert und umfasst in der Regel ein Zeitvolumen von 30 Stunden pro Kurs.
- Hierbei begeben sich geeignete Kollegen in die Rolle von Fortbildnern und bieten in hoher Qualität Kurse für ihre Kollegen an. Der Vorteil besteht darin, dass sich die Teilnehmer kennen, so dass sehr offen diskutiert wird und ein echter Erfahrungsaustausch möglich ist.
- Was „gelernt“ wurde, kann in naher Zukunft ausprobiert und bei der nächsten Fortbildung ausgewertet werden. Da diese Fortbildung über einen längeren Zeitraum erfolgt, ist eine bessere Nachhaltigkeit gegeben.
Die kontinuierlichen Angebote der schulinternen Lehrerfortbildung zum Methodentraining wurden inzwischen von über 50 Prozent der Kollegen sehr gut angenommen. Die Qualifizierung wurde vom jeweiligen Fortbildner durch selbst erstellte kurze Fragebögen evaluiert.
Begonnen wurde mit der Fortbildung aller Klassenleiter der Klassenstufe 5 und 6. Die Fortbildung wurde von der Fachkonferenzleiterin Freiarbeit und Methodenlernen durchgeführt. Da zu diesem Zeitpunkt bereits fest stand, dass ab Januar 2003 in diesen Klassen das curriculare Methodentraining beginnen wird, hatten diese Kollegen ein hohes Interesse an der Fortbildung und waren entsprechend motiviert. Zusätzlich nahm an der Fortbildung auch die damalige stellvertretende Schulleiterin teil. Die Lehrer trafen sich immer 14-tägig in der Zeit von 19.00 Uhr bis 20.30 Uhr. Die Fortbildung begann Mitte September 2002 und endete im Januar 2003.
Das Team der Klassenlehrer der 5. und 6. Klassen arbeitete nach der Fortbildung, also während der Durchführung des Methodentrainings, in ihren eigenen Klassen im Rahmen des Fachzirkels Freiarbeit eng zusammen. Die Teamarbeit diente der wechselseitigen Vergewisserung, der Klärung interner Probleme, der Weiterentwicklung der Konzeption und ließ ein „Mehr“ an Solidarität und Miteinander erfahrbar werden.
Im Schuljahr 2003/2004 wurde die Fortbildung erneut angeboten, dieses Mal konnten sich die Kollegen in der Vorbereitungswoche bei den verschiedenen SCHILF-Angeboten der Schule einschreiben. Ca. 15 Lehrer entschieden sich für die Teilnahme an der SCHILF „Methodentraining mit Schülern“. Sie wurde einmal monatlich am späten Nachmittag durchgeführt und zusätzlich an zwei Tagen in den Winterferien. Das Gleiche traf dann auf das Schuljahr 2004/2005 zu.
Während der Fortbildung und dem sich anschließenden Methodentraining mit Schülern modifizieren die Lehrer ihr Selbst- und traditionelles Rollenverständnis. Sie verstehen sich nun nicht mehr vorrangig als „Fachlehrer“ bzw. „Wissensvermittler“, sondern viel stärker als bisher als „Methodentrainer“. Das zeigt sich unter anderem darin, dass das gezielte Einüben und das Bewusstmachen grundlegender Lern- und Arbeitstechniken regelmäßig in die eigene Unterrichtsplanung und -organisation aufgenommen werden. Sie eignen sich dazu Kenntnisse über entsprechende methodenzentrierte Übungen an und spielen diese zum Teil selbst durch.
Diese exemplarischen Methodenerfahrungen fördern die praktische Vorstellungskraft, geben Sicherheit und Zuversicht. Das Fortbildungsprogramm lehnt sich eng an das Konzept von Heinz Klippert an (s. Teilnahmebescheinigung für SCHILF, Moderationsmethode für SCHILF, Interaktionsspiele).
Curriculares Methodentraining Klasse 5 bis 7
Zeitliche Struktur des curricularen Methodentrainings
Das Methodentraining findet im Rahmen der wöchentlichen Doppelstunde Freiarbeit in den 5. bis 7. Klassen statt. Phasen der Freiarbeit und des Methodentrainings, jeweils über mehrere Wochen, wechseln dabei einander ab.
In der Klassenstufe 5 erfahren die Schüler in einer Einführungsphase von ca. zehn Wochen zunächst einen thematischen bzw. organisatorischen Einstieg in die Freiarbeit: Verhaltensregeln werden aufgestellt, ein Freiarbeitshefter angelegt, die Verfahrensweise der Ablage und Kontrolle der Aufgaben kennen gelernt, die Vorgehensweise beim Bearbeiten von Aufgaben geübt.
Das Methodentraining beginnt in Klasse 5 mit einem Projekttag zum Thema „Nachdenken über Lernen“. Danach folgen im Rahmen der Freiarbeit immer wieder mehrwöchige Phasen des Methodentrainings, das aus mehreren Bausteinen besteht. Die Reihenfolge der Bausteine ist variierbar und kann an die jeweilige Lerngruppe angepasst werden.
Das Methodentraining im Rahmen der Freiarbeit wird am Ende der 7. Klasse mit einer Präsentation der Ergebnisse der Arbeit an einem frei gewählten Thema abgeschlossen. Für die Erarbeitung haben die Schüler das zweite Schulhalbjahr in der 7. Klasse Zeit. Die Arbeit findet in Kleingruppen statt und wird im Wesentlichen in der wöchentlichen Doppelstunde Freiarbeit erledigt. In dieser Phase wenden die Schüler ihre zuvor während des Methodentrainings erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten an.
Curriculare Struktur des Methodentrainings
Klassenstufe 5
1. Baustein: Projekttag „Nachdenken über Lernen“
Erfahrungsgemäß erhalten viele Schüler weder zu Hause noch in der Schule ausreichend Gelegenheit, ihre persönliche Lernmethodik kritisch zu hinterfragen. Auftretende Lernschwierigkeiten werden oft als individuelle Schwäche hingenommen, dem Lehrer angelastet oder verdrängt. Vielen Schülern mangelt es an entsprechendem Problembewusstsein.
Ziel des einführenden Projekttages in das Methodenlernen ist es deshalb, methodische Sensibilität und Lernbereitschaft der Schüler auf- und auszubauen, den Schülern offensichtliche Lernprobleme bzw. methodische Defizite einleuchtend vor Augen zu führen, die Schüler zum konstruktiven Nachdenken über ihre eigenen Lernstrategien und zum offenen Gespräch darüber zu ermutigen und die Selbstkritikfähigkeit der Schüler zu fördern.
Inhalte:
- gezielte (Selbst-) Befragung der Schüler mit Auswertung (s. Fragebogen zur Einschätzung der Freiarbeit)
- problemorientierte Karikaturenrallye (s. Karikaturen zu Lernproblemen)
- Lerntypentest
Am Beispiel des ersten Bausteins wird exemplarisch der Ablauf des Projekttages dargestellt.
2. Baustein: „Immer Stress mit der Klassenarbeit!“
Viele Schüler gaben während der Befragung zum Projekttag „Nachdenken über Lernen“ an, dass es ihnen eher schwer fällt, sich frühzeitig und effektiv auf eine Klassenarbeit vorzubereiten.
Inhalte:
- Zeitplan zur Vorbereitung auf eine Klassenarbeit erstellen
- Funktion des Gedächtnisses: regelmäßiges Üben und Wiederholen zur Verankerung des Lernstoffs im Langzeitgedächtnis
- verschiedene Möglichkeiten zur Vorbereitung auf eine Klassenarbeit
- unterschiedliche Übungen zur mentalen Vorbereitung auf eine Klassenarbeit
- Konzentrations- und Entspannungsübungen.
3. Baustein: Das Einmaleins der Zeitplanung
Die Schüler werden angeregt zum kritischen Überdenken des eigenen „Zeitmanagements“ und erhalten Anregungen zum sinnvollen und durchdachten Umgang mit der verfügbaren Zeit.
Inhalte:
- individuelles Ausfüllen des Arbeitsblattes „Zeitfresser“
- Auswertung in der Gruppe: Notwendigkeit der Zeitplanung
- Zusammenstellung eines Terminplanes in Partnerarbeit
- Präsentation der entwickelten Terminpläne von zwei ausgewählten Gruppen.
4. Baustein: Erledigen von Hausaufgaben
Die Schüler bekommen Tipps zum effektiven und sinnvollen Erledigen der Hausaufgaben. Dabei überdenken sie nochmals ihr Zeitmanagement.
Inhalte:
- Checkliste zum Stellen der Hausaufgabe, denn Hausaufgaben beginnen im Unterricht
- Führen des Hausaufgabenheftes
- Zeiteinteilung bei der Erledigung der Hausaufgaben.
5. Baustein: Arbeitsplatz
Die Schüler erkennen die Notwendigkeit eines ablenkungsfreien Arbeitsplatzes.
Inhalte:
- Besichtigung eines „chaotisch“ eingerichteten Arbeitsplatzes
- Auflistung von Verbesserungsvorschlägen
- gemeinsame Auswertung / Zusammenfassung von Merkmalen eines zweckmäßigen Arbeitsplatzes (s. Methode zur Arbeitsplanung).
Klassenstufe 6
In den zwei Bausteinen der Klassenstufe 6 werden Grundlagen kooperativer Lernformen und Techniken der Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung vermittelt.
1. Baustein: Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung
2. Baustein: Kooperative Lernformen (Gruppenarbeit)
Klassenstufe 7
In Klassenstufe 7 geht es vor allem um die Wiederholung und Festigung der vermittelten Lern- und Arbeitstechniken. Dies erfolgt in Form von Stationsbetrieb. Die Schüler wiederholen an einzelnen Stationen vorher eingeübte Lern- und Arbeitstechniken. Die Schwerpunkte liegen dabei auf Projektarbeit und Einüben verschiedener Präsentationstechniken.
1. Baustein: Festigung der vermittelten Lern- und Arbeitstechniken
2. Baustein: Projektarbeit und Präsentationstechniken