Mentorenprojekt - Betreuung von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund durch ältere Schüler/-innen (Baden-Württemberg)
Kontext, Begründungen, Ziele
Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?
Durch die Kooperation mit dem Jugendmigrationsdienst finden an der Eduard-Spranger-Schule bereits bei der Schulanmeldung für die Grundschule Gespräche mit den Eltern, die einen Migrationshintergrund haben, statt. Häufig äußern sie, dass sie bezüglich der Schulkultur Informationsdefizite und deshalb Schwierigkeiten hätten, sich zu orientieren. Außerdem bestünden sprachlich bedingte Verständigungsschwierigkeiten. Um sich in der Schule zurechtzufinden, wünschen sich viele Familien Unterstützung.
Die Grundschullehrer/innen legen großen Wert auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Elternhaus. Besonders wichtig erscheint ihnen die Unterstützung ihrer Lernmethoden durch die Eltern. Viele Familien kennen jedoch die in der Grundschule inzwischen übliche „spielerische“ Lernkultur nicht und können mit den Lernmethoden oft wenig anfangen. Gemeinsames Lesen, Unterstützung bei der Rechtschreibung und Hausaufgabenkontrolle finden zu Hause kaum statt.
Die Schüler/innen der 8. Klasse der Hauptschule wiederum sind verpflichtet, ein so genanntes Sozialpraktikum zu absolvieren, das vor einigen Jahren auf die Initiative der Achtklässler hin wieder verpflichtend eingeführt wurde.
Aus diesen Rahmenbedingungen und der Teilnahme der Schule am BLK-Programm Demokratie lernen & leben entstand die Idee, die nötige und gewünschte Unterstützung der Erstklässler/innen mit Migrationshintergrund und ihrer Familien im Rahmen eines Service Learning-Projekts durch interessierte Achtklässler/innen durchführen zu lassen.
Das Vorhaben hatte folgende Kernziele:
- Die Grundschüler mit Migrationshintergrund beim Lernen unterstützen.
- Die Kommunikation zwischen Eltern der Grundschüler und der Schule verbessern.
Außerdem sollte das Projekt dazu beitragen, Ziele aus der Schulverfassung zu erreichen:
- Die Kommunikation zwischen Hauptschule und Grundschule verbessern
- Sich an der Schule wohl fühlen können
- Die Möglichkeit zum Lernen muss für alle Schüler gegeben sein.
Für die Schüler/innen der 8. Klasse:
- Verantwortung zu übernehmen für andere und sich dabei selbst als Teil der Gemeinschaft begreifen. Die beteiligten Schüler/innen besitzen z. T. selbst einen Migrationshintergrund. Damit können sie durch das Projekt auch ihre Identität zwischen den Kulturen stärken und ihre spezifischen Kompetenzen für die Gemeinschaft entdecken und stärken
- Fremde Kulturen kennen lernen
- Eigene Vorurteile erkennen und eigene Einstellungen kritisch prüfen
- Eigene Handlungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Einflussnahme in der Demokratie kennen und nutzen lernen.
Die verantwortlichen Lehrer/innen sichteten zudem die Lehrpläne der Klasse 8 auf weitere Lernzielbereiche, die durch das Projekt berührt sind. Im Folgenden werden einige Beispiele genannt.
- Für das Fach WZG: Zusammenleben in sozialen Gruppen, Menschenrechte, Demokratische Gesellschaft, Migrationsbewegungen
- Für das Fach Musik/Sport/Gestaltung: Ich und andere (Selbst- und Fremdeinschätzung, empathische Fähigkeiten, Verantwortung, Teamfähigkeit)
- Ethik: Wertbegriffe, Demokratische Wertbegriffe, Verantwortung und Gewissen, Vorurteile, Religionen und Weltanschauungen
- Deutsch (Werkrealschule): Schreiben, Lesen, Umgang mit Medien
- Evangelische Religion: Verantwortung, Grundzüge des Islam
- Katholische Religion: ähnlich evangelische Religion