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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Kontext

Materialien

Projekt LEBENSPLANUNG (Bremen)

Kontext, Begründungen, Ziele

Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?

Eine Schule im Aufbruch

Die Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule ist eine fünfzügige Integrierte Stadtteilschule im Aufbau. Wir entwickeln uns von einem Schulzentrum zu einer Gesamtschule mit dem Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit in und mit dem Stadtteil (s. auch: Lage, Einzugsbereich und Schülerschaft, S. 37).
Insgesamt lernen hier ca. 800 Schülerinnen und Schüler. 65 Lehrerinnen und Lehrer bilden ein integriertes Kollegium. Mehr als 40% der Schüler/-innen sind ausländischer Herkunft. Sie kommen aus 32 Nationen und sind in der Mehrzahl gebürtige Bremer/-innen. Zum Schuljahr 2002/03 wurde unser Schulzentrum zur Schule mit einem erweiterten Ganztagsangebot.
Viele Kinder und Jugendliche auch an unserer Schule entziehen sich dem Regelunterricht. Die Erscheinungsformen der Verweigerung und deren Ursachen sind unterschiedlich. Die Selbststörung und Störung anderer sind häufig so ausgeprägt, dass sie von den Lehrkräften nicht durchgehend beachtet werden können. Bei der Weiterentwicklung unserer pädagogischen Arbeit suchen wir nach Lösungsansätzen, mit denen wir auch prägenden Umfeld- und Sozialisationsbedingungen konstruktiv begegnen können. Im Schulleben achten wir gezielt auf Prävention und Einbindung.

Im Schulalltag haben wir an verschiedenen Stellen Möglichkeiten zu vorausschauendem und beteiligungsorientiertem Miteinander geschaffen.

Das Projekt LEBENSPLANUNG ist Ausdruck dieses pädagogischen Ansatzes.

Das Lernfeld Arbeitslehre

Erwachsen ist das Projekt LEBENSPLANUNG aus dem Lernfeld Arbeitlehre. Das Lernfeld Arbeitslehre avancierte vor etwa 17 Jahren zum Kernbereich der Hauptschule. Hier wurde erfolgreich der Versuch unternommen, Lebensweltnähe und Projektorientierung in die schulische Arbeit zu integrieren. Schrittweise wurde eine Öffnung der Schule nach innen und außen erprobt. Mit der Zeit wurden Einzelfächer wie Technisches Werken, Textilarbeit, Hauswirtschaft und Berufsorientierung bereits für die 7. und 8. Klasse der Hauptschule zusammengeführt. In dreistündigen Blocks wird jetzt hier im Team von zwei Lehrkräften anhand lebensweltnaher Themen unterrichtet. Es bewährte sich, diesen Unterricht in Endrandstunden stattfinden zu lassen, um möglichst viele außerschulische Quellen nutzen zu können, ohne Unterrichtsabläufe im Kernbereich zu stören.
Über die Jahre ist daraus eine Zusammenarbeit mit außerschulischen Expertinnen und Experten entstanden, über die Schüler/-innen frühzeitig die Chance bekamen, Anforderungen außerschulischen Lernens kennen zu lernen. Viele Kooperationspartner haben mittlerweile feste Beratungszeiten in der Schule eingerichtet.

Die Entstehung des Projekts LEBENSPLANUNG

Als offensichtlich wurde, wie zunehmend schwierig sich für viele Hauptschülerinnen und -schüler am Ende der Schulzeit der Übergang ins eigenverantwortliche Leben gestaltete, waren es u. a. diese positiven Erfahrungen aus der Kooperation mit Dritten, die die Grundlage bildeten für unsere konzeptionellen Vorüberlegungen, im Rahmen eines innovativen Projektes die Jugendlichen handlungs- und entscheidungsfähiger zu machen für ihr zukünftiges Leben.
Durch persönliche Rückmeldungen, Erzählungen von Ehemaligen, Gesprächen mit außerschulischen Institutionen, Fachliteratur und –presse versuchten wir zunächst die Problemlagen genauer zu analysieren. Dabei wurde untermauert, dass eine erhebliche Anzahl von Jugendlichen mit den Strukturen und Beziehungsebenen der außerschulischen Lebenswelten nicht klar kam und Probleme bei der Bewältigung alltäglicher Anforderungen hatte. so z. B. die Ausbildung nicht durchhielten, sich verschuldeten oder ungewollt schwanger wurden.
Wir mussten konstatieren, dass das bisherige Angebot der Schule zur Arbeits- und Berufsvorbereitung nicht ausgereicht hatte, um die vielschichtigen Aspekte, die zu einer umfassenden Orientierung für ein selbstständiges, verantwortlich gestaltetes Leben gehören, adäquat zu vermitteln. Und wir kamen zu dem Schluss, dass die Institution Schule eine wirkungsvolle Veränderung des Angebots nicht alleine würde bewältigen können, sondern sich strukturell auf Fähigkeiten externer Partnern würde stützen müssen. Unsere Konsequenz war es, zu versuchen, diese Erkenntnisse wirkungsvoll einzubetten in ein Projektdesign, in dem Lebenswelten antizipiert werden, in denen sich Schülerinnen und Schüler als junge Erwachsene bewegen müssen. Wir wollten erreichen, dass sie sich noch während der Schulzeit auseinandersetzen mit Fragen aus zentralen Lebensbereichen, dass sie Erfahrungen damit machen, sie reflektieren und Problemlösungskompetenzen erwerben.
Hieraus entstand das Projekt LEBENSPLANUNG.

Ziele bei der Entwicklung

Bei der Entwicklung des Projektes LEBENSPLANUNG stand im Zentrum das Ziel, die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, zu entdecken, wie sie über den Erwerb von Wissen und einen aktiven Umgang mit den Anforderungen außerschulischer Lebenswelten ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen für ein Leben nach der Schulzeit entwickeln und verantwortlich gestalten können.
Wir wollten besondere Lernsituationen schaffen, in denen der Erwerb von Fach- und Sachwissen unmittelbar verknüpft sein sollte mit dem Erleben, wie durch die wertschätzende Auseinandersetzung mit außerschulischen Dritten die eigenen Handlungs-, Entscheidungs- und Sozialkompetenzen wachsen.
Auf diese Weise wollten wir für die Schülerinnen und Schüler praktisch erfahrbar machen, dass der Prozess des Lernens, den sie in der Schule subjektiv meist als eher lästigen, nach Fachbereichen gegliederten Wissenserwerb betrachten, Entscheidendes zu der Gestaltung ihres Lebens außerhalb und nach der Schule beiträgt.

Als Symbol für diese Ziele und den späteren Aufbau des Projekts LEBENSPLANUNG bietet sich das Bild eines Eisbergs an.

Zum einen sollte es im Projekt um das sichtbare Achtel über der Wasserlinie gehen, das für den Erwerb von nützlichem Sachwissen zur Lebensbewältigung steht. Über diesen Bereich sollten aber Zugänge eröffnet werden zu den sieben Achteln unter Wasser, die zunächst nicht in den Blick kommen, aber wesentliche Bestandteile der persönlichen Entwicklung ausmachen. Sie stehen für Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen, die die Jugendlichen zur Klärung von Lern- und Lebenssituationen im Projekt und auf dem weiteren Lebensweg benötigen und dort erwerben sollten.
Den methodischen und didaktischen Rahmen des Projekts sollten Gestaltungselemente bilden, die eigenverantwortliches Handeln, selbstständiges Arbeiten und „Lernen für das Leben“ erfordern und ermöglichen würden.
Über das Projekt wollten wir die institutionellen Grenzen und Möglichkeiten schulischer Arbeits-, Berufs- und Lebensorientierung erweitern. Wir wollten mit Akteuren außerhalb der Schule Anwendungszusammenhänge schaffen, in denen Schülerinnen und Schüler unter realitätsnahen Bedingungen konfrontiert werden mit den Wechselwirkungen zwischen ihren persönlichen Haltungen, den allgemein gesellschaftlichen Erfordernissen und individuellen bzw. einzelbetrieblichen Erwartungen.
Wichtiges Ziel war es auch, Situationen zu schaffen, in denen externe Partner/-innen und Experten/-innen, die an diesem Vorhaben beteiligt sein würden, Mitverantwortung für Lernfortschritte und –erfolge der Jugendlichen übernehmen. Es sollte gelingen, das Bild von Jugendlichen und der pädagogischen Arbeit in der Schule durch diese Zusammenarbeit in der Außenwahrnehmung positiv zu verändern. Außerdem war es beabsichtigt, dauerhafte Netzwerkkontakte aufzubauen, die der Schule, den außerschulischen Partnern und den beteiligten Schülerinnen und Schülern gleichermaßen auch abseits des Projektes nützlich sein würden.

Als übergeordnete Lernziele beschrieben wir, dass Schülerinnen und Schüler im Projekt LEBENSPLANUNG:

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