Rechte und Pflichten für Eltern, Lehrpersonen und Schüler/-innen (Hessen)
Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)
Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?
Von der Direktive zur Partizipation
„Rechte und Pflichten“ statt Gebote und Verbote
Die Entwicklung der Broschüre zu „Rechte und Pflichten für Eltern“ hat eine wichtige und einige Jahre umfassende Vorgeschichte, die aufzeigt, wie eine partizipative Kommunikationskultur entstehen und wachsen kann.
Der Anfang aller Bemühungen lag auf Lehrerseite. Für die Verschriftlichung des Schulprogramms 1997/98 hatte sich das Kollegium entschlossen, ein festes Paket und eine Loseblattsammlung zu gestalten (Schulprogramm 2002). In das feste Paket gehören das Schulkonzept und die Schulordnung. Die Erarbeitung einer Schulordnung entwickelte sich allerdings nur zögerlich, da das Kollegium spürte, dass eine (von Lehrpersonen) zusammengestellte Sammlung von Ge- und Verboten nicht die richtige Grundlage für das Miteinander und die Zusammen-arbeit in unserer Schulgemeinde waren. In einem ersten Schritt wurden daher 2002 gemeinsam mit Eltern und Schüler/innen die „Rechte und Pflichten für Schüler“ entwickelt.
Auch von der Idee einer nur in Lehrer/Innen-Kreisen (Gesamtkonferenz) diskutierten und verabschiedeten Erwartungsliste an Eltern wurde Abstand genommen und stattdessen zu Beginn des Schuljahres 2002/2003 beschlossen, „Rechte und Pflichten für Eltern“ zu formulieren. Dieser zunächst in der Gesamtkonferenz gefasste Beschluss fand auch Zustimmung im Schulelternbeirat und in der Schulkonferenz.
Mit von der Schulleitung formulierten offenen Fragen für ein „Schreibgespräch“ (Anleitung zum Schreibgespräch) begann der Diskussionsprozess in der Schulgemeinde. Schreibgespräche wurden in den Gremien Gesamtkonferenz, Schulelternbeirat und Schulkonferenz, sowie auf Klassenelternabenden durchgeführt. Auf diese Weise wurden ein Großteil der Elternschaft und das Kollegium beteiligt. Eine große Vielfalt von Meinungen und Haltungen zur Arbeit und Zusammenarbeit in der Schule wurden zusammengetragen:
Ergebnis Gesamtkonferenz LehrerInnen
Ergebnisse Schulelternbeirat
Ergebnisse Schulkonferenz
In der Schulkonferenz wurden anschließend die Ergebnisse der Schreibgespräche ausgewertet und daraus Vorschläge für insgesamt jeweils sieben Rechte und sieben dazugehörigen Pflichten formuliert.
Dazu kam eine Präambel. Das Gesamtpaket wurde allen drei Gremien Gesamtkonferenz, Schulkonferenz und Schulelternbeirat zur Abstimmung vorgelegt.
Mit einem Elternbrief informierte die Schulleiterin die Schulgemeinde über das Vorhaben „Rechte und Pflichten für Eltern“. Anlässlich des 40. Schuljubiläums wurden die „Rechte und Pflichten für Eltern“ dann offiziell in der Jubiläumsbroschüre veröffentlicht.
Weiterentwicklung der Broschüre
Nachdem die Rechte und Pflichten an viele Eltern ausgegeben worden waren, stellten Lehrer/innen, aber auch Elternvertreter fest, dass die bisher getroffenen Formulierungen nicht aussagekräftig genug erschienen.
Auf einer Gesamtkonferenz im Schuljahr 2004/2005 kam das Kollegium zu dem Ergebnis, dass Beispiele und Erläuterungen nötig seien, um die einzelnen Rechte und Pflichten mit konkreten Inhalten zu füllen. In der Schulkonferenz wurde dann mit der Erarbeitung der konkreten Beispiele und Situationen zur Erläuterung der Rechte und Pflichten für Eltern begonnen. Die hier vertretenen Eltern zeigten sich überrascht darüber, auf wie viel scheinbar Selbstverständliches die beteiligten Lehrer/innen Wert legten. Es fand dabei ein reger Austausch von Sichtweisen der Eltern und Lehrer/innen statt. Nach derart intensiver Arbeit war es der Arbeitsgruppe wichtig, die Ergebnisse in ansprechender Form zu präsentieren. Eine Studentin für Grafik und Design konnte für das Layout gewonnen werden. Ein Vater ließ die Broschüre in seiner Firma drucken.
In der Schulkonferenz wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die einen Leitfaden verfasste, in der Hinweise zur Übergabe der Broschüre gegeben werden. Dieser Leitfaden wurde dem Schulelternbeirat vorgestellt und mit den hier vertretenen Eltern das weitere Vorgehen diskutiert.
Im April/Mai 2005 wurde die Broschüre dann erstmals an Eltern übergeben. Gleichzeitig wurde die Broschüre zum Download auf der Homepage der Schule ins Netz gestellt: www.albert-schweitzer-schule-langen.de (unter dem Menüpunkt Konzept der Schule / BLK-Programm-Demokratie lernen & leben).
Auf dem Schulfest im Mai 2005 konnten Besucher an einem Infostand zu „Rechte und Pflichten von Eltern“ Fragebögen ausfüllen und dabei an einem Gewinnspiel teilnehmen. Auf diese Weise konnte die Schulgemeinde über die Elternrechte und Pflichten ins Gespräch kommen. Eine mit Befragungen professionell vertraute Elternbeirätin übernahm die Auswertung der Fragebögen. Die Ergebnisse können über die Homepage der Schule eingesehen werden.
Bei einer zweiten Fragebogenaktion im Juli 2005, bei der die Eltern der 4.Schuljahre über ihre Erfahrungen während der Grundschulzeit befragt werden, sagten (nur) 65 Prozent der Befragten, dass sie sich „in ihren Anliegen ernst genommen fühlten“. Das Kollegium beschloss daraufhin im Oktober 2005 an einer dreiteiligen Fortbildung teilzunehmen, die von einer externen Teamerin geleitet wurde und sich schwerpunktmäßig mit Elternarbeit, Gesprächsführung und schwierigen Elterngesprächen beschäftigte.
Darüber hinaus kam die Schulkonferenz im Dezember 2005 zu dem Ergebnis, dass die Fragebögen zu komplex waren. Daher beschloss die Schulkonferenz, dass die Fragebögen überarbeitet, auf maximal zwei Seiten reduziert und am Ende des ersten (Fragebogen Eltern 1. Schuljahr) und am Ende des vierten Schuljahres (Fragebogen Eltern 4. Schuljahr) an die Eltern ausgegeben werden sollen. 2006 wurde mit der Überarbeitung der Fragebögen in der Schulkonferenz begonnen. Diese wurden Anfang Juni 2006 fertiggestellt und sollen jetzt in jedem ersten und jedem vierten Schuljahr ausgegeben werden (Begleitbrief zur Ausgabe der Fragebögen).
Im Oktober 2005 wurden erstmals Eltern zukünftiger 1. Schuljahre von der Schulleitung auf einem Infoabend vor der Schulanmeldung über das Vorhandensein der Elternrechte und -pflichten informiert. Im November 2005 verteilten Kolleginnen der neuen ersten Schuljahre die Infobroschüren entsprechend des vereinbarten Leitfadens.