Rechte und Pflichten für Eltern, Lehrpersonen und Schüler/-innen (Hessen)
Kontext, Begründungen, Ziele
Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?
Die Albert-Schweitzer-Schule (ASchS) ist eine offene Ganztagsschule mit pädagogischer Mittagsbetreuung. Sie ist von 7.40 bis 16.30 Uhr geöffnet und bietet den etwa 380 Schülerinnen und Schülern Begleitung und Förderung. Dabei sucht die Schule nach Wegen den unterschiedlichen sozialbedingten Erfahrungshintergründen der Schülerschaft gerecht zu werden. Die ASchS hat in den vergangenen Jahren ein sehr heterogenes Einzugsgebiet bekommen. Die ursprünglich ausschließlich mit Einfamilien- und Reihenhäusern bebauten Wohngebiete wurden durch Block- und Hochhaussiedlungen erweitert. Darunter sind auch Wohnungen, die von der Stadt für Familien mit sozial schwacher Einbindung vorgesehen sind. Der 1994 gegründete Förderverein leistet einen wesentlichen Beitrag im Rahmen der Arbeit im Nachmittagsbereich.
Die ASchS arbeitet im Rahmes des BLK-Programms „Demokratie lernen und leben“ an den Schwerpunkten Mediation und Partizipation. In diesem Rahmen kam das Kollegium zum Schluss, einen partizipativen Weg zu gehen, statt – wie ursprünglich intendiert- eine Schulordnung mit Geboten und Verboten zu erlassen.
Die Schule machte sich daraufhin auf den Weg gemeinsam mit Kinder und Eltern die „Rechte und Pflichten für Schüler/innen“ zu entwickeln, die in allen Klassen lebendig eingeführt und durch kontinuierliche Arbeit mit und an ihnen wachgehalten werden. Die guten Erfahrungen mit diesem Verfahren veranlassten das Kollegium dazu, einen entsprechenden Prozess zur Verständigung mit Eltern einzuleiten.
Die Rahmenbedingungen sind dazu günstig: Das Klima zwischen Eltern und Schule kann als sehr positiv beschrieben werden. Viele Eltern stehen der Schule offen gegenüber und sie spüren, dass ihr Interesse gewünscht ist. Das Kollegium schätzt die Zusammenarbeit mit Eltern und findet Wege, dies auch gegenüber den Eltern deutlich zu machen. Durch die gute Zusammenarbeit konnte einiges bewegt werden: Ein Feuchtbiotop wurde eingerichtet, Treppenhäuser und Klassenräume wurden renoviert und gestaltet, eine Lernwerkstatt eingerichtet und das Betreuungsangebot ausgeweitet. Darüber hinaus übernehmen Eltern wichtige Aufgaben in Unterricht und Schulleben. Sie unterstützen die Lehrer/innen als „Lesemütter oder Leseväter“. Sie begleiten Klassen auf Ausflügen, bieten Projekte an, organisieren Flohmärkte und schließen sich im Förderverein zusammen.
Eltern haben die Gelegenheit, sich zu pädagogischen Themen (auch gemeinsam mit Lehrkräften) weiterzubilden. Sie arbeiten in Ausschüssen und Arbeitsgruppen mit, beteiligen sich an der Schulprogrammarbeit und engagieren sich für gute Lernbedingungen. Eltern bringen sich und ihre Kompetenzen (z.B. aus Handwerksberufen oder im Computerbereich) ein, indem sie beispielsweise eigenständige Angebote in der Projektwoche oder in AGs anbieten und durchführen. Die Organisation von Festen an der Schule liegt in der Hand der Elternschaft, die diese in Eigenregie durchführen und im Rahmen der Schulprogrammarbeit dokumentieren.
Mit dem Heft zu „Rechte und Pflichten für Eltern“ wird die gewachsene Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern fortgeführt und für alle transparent das partizipative Anliegen verbindlich formuliert. Die „Rechte und Pflichten für Eltern“ sollen einen Rahmen schaffen für die Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule, indem sie Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen. Konkret sollen sie die Beteiligung der Eltern am gemeinsamen Erziehungsauftrag und am Schulleben beschreiben. Es sollen Offenheit dokumentiert, Zuständigkeiten formuliert und gemeinsame Aufgaben beschrieben werden. Darüber hinaus sollen Eltern über ihre Rechte und Pflichten informiert und zu einem konstruktivem, respektvollem Miteinander eingeladen werden. Folgende Zielsetzungen waren dabei leitend. Die Initiatoren der AschS wollen:
- eine Grundlage für das Miteinander zwischen Lehrer/innen und Eltern schaffen
- den Eltern transparent machen, was sie von Seiten der Schule erwarten dürfen und was die Schule von ihnen erwartet, wenn es um die Arbeit mit den Kindern geht
- den Eltern ein hohes Maß an Sicherheit in der Zusammenarbeit mit Schule ermöglichen
- die Eltern bei der Erziehung ihres Kindes begleiten
- eine Grundlage schaffen, Dinge einzufordern, die notwendig sind für das Wohl der Kinder und deren Lernen. Dies gilt für Eltern in Bezug auf die Lehrer/innen sowie andere Eltern und für die Lehrer/innen in Bezug auf die Eltern.
Darüber hinaus erhofften sich die Initiatoren der „Rechte und Pflichten für Eltern“-Hefte, Eltern gewinnen zu können, die sich bisher noch nicht so stark in die Schulgemeinde eingebracht haben. Die gesamte Broschüre ist unter www.albert-schweitzer-schule-langen.de (unter dem Menüpunkt Konzept der Schule / BLK-Programm-Demokratie lernen & leben) zu finden.