Schüler für Schüler - Service Learning für Engagement und Verantwortungsübernahme von Schülern im Schulleben (Baden-Württemberg)
Durchführung bzw. Ablauf (inkl. Verantwortlichkeiten)
Welche Schritte kennzeichnen die Durchführung?
Pilotprojekt Sport- und Spieletag
Planung
13 Schüler/innen der 8. Klassen übernahmen freiwillig zusammen mit vier Lehrerkolleg/innen die Planung und Durchführung des Sport- und Spieletags. Die Planung erforderte acht Treffen der Projektgruppe jeweils am Montag zwischen 13 und 14 Uhr, d. h. außerhalb der regulären Unterrichtszeit. Die Termine lagen vor und nach den Osterferien, sowie nach den Pfingstferien unmittelbar vor dem Sport- und Spieletag selbst und bildeten so drei Blöcke.
Die Planung vor den Osterferien beinhaltete eine Ideen- und Materialsammlung, aus der eine Liste mit möglichen Sportdisziplinen und Spielen, die an dem Projekttag angeboten werden könnten, hervorging. Diese Liste wurde an alle Klassen mit der Bitte um Ergänzung gegeben. Der Rücklauf wurde ausgewertet und jeweils ein Gut- und ein Schlechtwetterprogramm entworfen. Dazu sprachen die Schüler/innen mit den Sportlehrer/innen entsprechende Hallenbelegungspläne ab.
Nach den Osterferien teilte die Projektgruppe dann Schüler/innen ein, die einzelne Spiel- und Sportstationen während des Projekttages verantwortlich betreuen sollten, und trafen Absprachen mit den jeweiligen Stationen zugeordneten Lehrer/innen (siehe Formular interessierte Schüler/innen zur Übernahme von Angeboten am Sport- und Spieletag). Dann wurden nach Anmeldung aller Schüler/innen diese den verschiedenen Disziplinen zugeteilt sowie Teams für die Mannschaftssportarten gebildet (siehe Informationszettel). Für jede Station erstellte die Projektgruppe zudem einen Zeitplan (siehe Planungsübersicht), sie erstellte einen Laufzettel für jeden/jede teilnehmende/n Schüler/in und organisierte die Verpflegung.
Nach den Pfingstferien fand dann im Rahmen einer Gesamtlehrerkonferenz mit den Schüler/innen der Projektgruppe eine Feinabstimmung statt, die Presse wurde eingeladen und Schüler/innen, die nicht am Sport- und Spieletag teilnehmen konnten, wurden zur Unterstützung der Stationen oder der Schulküche eingeteilt.
Durchführung
Am Projekttag wurden folgende Stationen angeboten: Tanzen, Fußball, Basketball, Billard, Spinning, Tai-Boe, Fitness, Tennis, Geschicklichkeitsspiele (u. a. Dosenwerfen und Seilziehen), Tischtennis, Badminton, Wasserball, Turmspringen, Ringetauchen, Mountain Biking, Street Hockey, Inline Skaten (siehe Planungsübersicht). Jeder/jede teilnehmende Schüler/in musste an mindestens drei Stationen teilnehmen und diese auf ihrem Laufzettel dokumentieren.
Auswertung, Weitergabe und Weiterentwicklung
Die Auswertung des Sport- und Spieletags ergab bei allen Beteiligten und teilnehmenden Schüler/innen und Lehrer/innen ein sehr positives Feedback, so dass die Projektgruppe das Projekt an die folgenden 8. Klassen übergeben wollte und sollte, um den Sport- und Spieletag auch im Schuljahr 2003/04 wieder durchführen zu können.
Bei der Übergabe des Projekts von der „alten“ Projektgruppe an die „neue“ entstand eine erhebliche Zeitverzögerung, da die Schüler/innen erforderliche Gesprächs- und Moderationstechniken noch nicht beherrschten und die Sitzungen unstrukturiert abliefen. Durch eine Schulung konnten jedoch die fehlenden Kompetenzen aufgebaut werden. Der zweite Sport- und Spieletag verlief ebenfalls erfolgreich. Kritisches Feedback von Schüler- und Lehrerseite zur holprigen Übergabe des Projekts wurde in einer Umfrage gesammelt und kommuniziert. Der Lernerfolg im Sinne eines Lernens im Prozess war bei allen Beteiligten erheblich.
Projekt „Schüler für Schüler“ - Mittagsbetreuung
Der Erfolg des Sport- und Spieletags rief Interesse bei vielen Schüler/innen hervor, sich ebenfalls mit eigenen Projekten an der Gestaltung des Schullebens zu beteiligen. Schnell war ein Bedarf für solche Projekte in der Mittagszeit zwischen 12.45 Uhr und 14 Uhr entdeckt. In dieser Zeit fehlten Angebot und Betreuung für die Ganztagsschüler/innen (siehe Information an Lehrerkolleg/innen).
Für diese Zeit wollten Schüler/innen der 8. Klassen in Eigenregie Beschäftigungs- und Betreuungsangebote machen. Ein Schüler gab dem Projekt dann einen Namen: „Schüler für Schüler“.
Inzwischen hat sich folgender Ablauf zur Aufstellung und Durchführung der Angebote eingespielt: Interessierte 8-Klässler stellen eine „Biete“-Liste zusammen, auf der sie alle ihre Angebote aufführten, Sport, Tanz, Hausaufgabenbetreuung, eine Teeküche, um nur einige zu nennen. Diese Liste geben sie an alle Ganztagsschüler/innen und bitten diese um Meinungen, Vorschläge, Wünsche und Ergänzungen (siehe Fragebogen für Schüler/innen).
In einer zweitägigen Schulung, für die die Schüler/innen vom Unterricht freigestellt werden, vermittelt das Innovationsteam ihnen in Übungen zur Ich-Stärkung Methoden zur verantwortlichen Gruppenleitung, Konfliktregelung in der Gruppe, Jahresplanung eines Angebotes, Werbung und Durchführung des Angebots. Für die Schulung erhalten die Schüler/innen ein Zertifikat.
Folgende Mittagsaktivitäten wurden bereits angeboten:
- Fußball
- Hausaufgabenhilfe
- Pausenspiele
- Einen Ruheraum
- Teeküche
- Internetcafé
- HipHop
- Wie funktioniert ein Computer?
(Wochenplan)
Integration des Ansatzes mit anderen Elementen demokratischer Schulentwicklung
Neben den Service Learning Projekten („Schüler kochen für Schüler“, Sport- und Spieletag und Mittagsbetreuung „Schüler für Schüler“) hat die Schillerschule weitere Elemente des Engagements von Schüler/innen und der demokratischen Schulentwicklung eingeführt. So ist in allen Klassenstufen der Klassenrat fester Bestandteil des Klassenlebens.
Für die Klassen- und Schulsprecherwahlen ist ein einheitliches demokratisches Wahlverfahren in allen Klassen eingeführt worden. Die Klassensprecher/innen werden erst in der zweiten Schulwoche gewählt, die Schulsprecher/innen frühestens in der vierten Schulwoche eines Schuljahres. Besonderen Wert wird auf die Festlegung der Aufgaben und Verantwortungsbereiche der Klassen-, Schulsprecher/innen und der SMV gelegt. Um diese zu diskutieren und festzulegen, steht den Schüler/innen innerhalb ihrer Klasse Raum in der ersten Schulwoche zur Verfügung, die der/die Klassenlehrer/in unter dem Titel „Soziales Lernen“ gestaltet. Die Klassen- und Schulsprecher/innen werden in einem mehrtägigen Seminar von den Verbindungslehrern geschult (siehe Ablaufplan Fortbildung). Die Schulsprecher/innen werden dann von allen Schüler/innen der Schule gewählt und stellen sich anschließend in allen schulischen Gremien vor.
Zudem hat die Schule seit dem Schuljahr 2001/02 begonnen, Streitschlichter/ innen auszubilden und in Konflikten einzusetzen. Sieben Lehrer/innen haben sich zu den Methoden der Streitschlichtung fortgebildet. Inzwischen gibt es vier Streitschlichterpaare auf Schülerseite, die von zwei Kolleg/innen betreut werden und auftretende Konflikte schlichten. Dabei gilt das Prinzip „Streitschlichtung hat Vorrang vor Unterricht“.
Im Schuljahr 2006/07 sollen nun alle Ansätze zur demokratischen Schulentwicklung verbindlich institutionalisiert werden.
Dazu soll möglichst Donnerstagvormittags eine Schulstunde als jour fix für SMV, Streitschlichtung und „Schüler für Schüler“ in der Stundentafel verankert werden. Am Donnerstagnachmittag können ab dem kommenden Schuljahr Wahlkurse im musischen, kreativen oder sportlichen Bereich (evtl. auch ein Sprachkurs) auch von Schüler/innen angeboten werden.