Soziales Lernen als Unterrichtsfach im Rahmen eines präventiven Gesamtkonzeptes (Hessen)
Voraussetzungen für die Einführung bzw. Durchführung
Welche Bedingungen wurden vor der Einführung geschaffen?
Strukturen für Schulentwicklung an der Schule
- Soziales Lernen wurde 2001 zu einem unserer Schulentwicklungsschwerpunkte (s. Präsentationsmaterial, Folie 2, mit dem aktuellen Stand aus 2005/06). Er ist im Schulprogramm festgelegt (Stand: Februar 2002; http://www.Gutenbergschule-Darmstadt.de).
- Im Jahr 2000 wurde von der Gesamtkonferenz der Lehrer (GK) eine Steuergruppe mit der Steuerung von Schulentwicklungsaufgaben beauftragt. Von ihren 11 Mitgliedern, zu denen auch der Schulleiter zählt, sind einige Kollegen auch in Projektgruppen für konkrete Schulentwicklungsaufgaben tätig.
- Für die einzelnen Schulentwicklungsschwerpunkte sind von der GK Projektgruppen (PG) eingesetzt worden. In der BLK-Projektgruppe für „Soziales Lernen und Handeln“ (BLK-PG) arbeiten, mit Mandat der GK vom Juni 2003, acht interessierte KollegInnen und Mitglieder der Schulleitung mit.
- Die Gutenbergschule war im Juni 2003 in das BLK-Programm Demokratie lernen & leben aufgenommen worden. Die Aufgabe der Projektleitung liegt bei der Verfasserin des Praxisbausteins, Frau Lüneberg.
Qualifizierung als Zugang zur Suche und Entwicklung von Lösungsansätzen
- Parallel zur Phase, in der wir auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten für die problematische Situation an der Schule waren, haben KollegInnen Fortbildungsangebote wahrgenommen. Daraus haben wir eine ganze Reihe von Impulsen zur Entwicklung eines eigenen Ansatzes erhalten. Auch nach Einrichtung des Faches SoLe gaben uns Fortbildungen immer wieder richtungsweisende Anregungen.
- Im November 2000 gab es für alle KollegInnen einen Pädagogischen Tag zum Thema „Umgang mit Konflikten“.
- Dadurch motiviert nahmen im November und Dezember 2000 zehn KollegInnen gemeinsam mit KollegInnen von zwei örtlichen Grundschulen (WHS, LSS) und der Schule für Lernhilfe an einem 24-stündigen „Basistraining Mediation“ beim HeLP teil. Das Basistraining war der Grundbaustein zur Lehrerqualifikation des sich im Aufbau befindlichen gewaltpräventiven Projekts „Mediation und Schulprogramm“. Es war Voraussetzung für die Teilnahme an weiterführenden schüler- und klassenbezogenen Programmbausteinen, die während der nächsten Jahre fortentwickelt und ausdifferenziert wurden. Durch ihre Teilnahme lernten einzelne KollegInnen der GUT nach und nach folgende Module zur Umsetzung einer konstruktiven Konfliktkultur an Schulen kennen:
- Eingangsprogramm 5/6
- Sensibilisierungsprogramm 7/8
- Lehrer als Schulmediatoren
- Schüler-Streitschlichter-Fortbildung. - Im Schuljahr 2000/01 nahmen zwei KollegInnen an der Fortbildung „Eingangsprogramm im Jahrgang 5/6 (EP)“ teil. Dies war vom damaligen HeLP bereits 1996 zur Förderung einer konstruktiven Konfliktkultur entwickelt und schließlich als Baustein in das Projekt „Mediation und Schulprogramm“ aufgenommen worden. Es wurde von Christa Kaletsch (s. Literaturhinweise) ausgearbeitet. Diese überregionale Fortbildung lief mit jährlich vier Terminen über zwei Jahre. Zwei weitere KollegInnen besuchten einen späteren Durchgang (Kurzbeschreibung Eingangsprogramm: s. Beitrag „Mediation und demokratische Schulkultur“ von Helmolt Rademacher, S. 8: http://www.blk-demokratie.de/?id=materialien).
- Zu Beginn des Schuljahres 2001/02 begannen wir, dieses Eingangsprogramm an unserer Schule einzuführen. Parallel zu diesem Vorhaben bot das HeLP interessierten Schulen eine begleitende 9stündige Unterstützung durch schulinterne Fortbildung (SchiLF) zur „Umsetzung des EPs im Jg. 5/6“ an. An diesem Angebot, das für uns zum idealen Zeitpunkt kam, beteiligten sich die KlassenlehrerInnen der 5.-7. Klassen.
- In 2001 fand zusätzlich eine SchiLF zur „Förderung der Gruppenfindung“ statt.
- In 2002 wurde eine SchiLF zur „Einzelförderung von SchülerInnen“ angeboten.
- Im Frühjahr 2002 besuchten die Verfasserin des Praxisbausteins und die Schulsozialarbeiterin ein Seminar des Lions Quest Club (Hilfswerk der Deutschen Lions e.V.; Lions-Hilfswerk.Germany@t-online.de; Link: http://www.lions-kiel.de/seiten/quest_start.html).
Initiative zur Einführung eines Unterrichtsfaches „Soziales Lernen (SoLe)“
- Die Verfasserin des Praxisbausteins ist die Initiatorin des Unterrichtsfachs SoLe (Konzeptionelle Überlegungen 2001). Sie befasste sich mit dem Thema „Umgang mit Konflikten“ intensiv. Angeregt durch die Fortbildungen des HeLP seit 2000 hatte sie die Idee zur Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches zum Sozialen Lernen.
- Am Ende der Fortbildung „Basistraining Mediation“ (Jahresende 2000) stellte sich den FortbildungsteilnehmerInnen unserer Schule die Frage, in welcher Form sich bei uns ein veränderter Umgang mit Konflikten etablieren könnte. Der Präventionsgedanke sollte auf jeden Fall im Zentrum stehen. Denn SchülerInnen sollten nicht nur ihre Konflikte besser lösen können, sondern es sollten ihnen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sie sich selbst erfahren, die eigenen Probleme erkennen und daran arbeiten können.
- Ihre Gedanken stellten die FortbildungsteilnehmerInnen den übrigen Mitgliedern des Kollegiums auf einer Gesamtkonferenz März 2001 vor. Neben dem Vorhaben Mediationsgespräche als Interventionsansatz einzuführen (was im Praxisbaustein nicht weiter ausgeführt wird) stand die Einführung eines umfassenden Präventionsansatzes. Bestandteil dieses Vorschlags waren erste Überlegung zu einem Unterrichtsfach Soziales Lernen (Konzeptionelle Überlegungen 2001).
Beteiligung und Beschlussfassung der Schulgemeinde
- Nachdem die Idee zur Einführung des Fachs SoLe in der Gesamtkonferenz (GK) vom 26.3.2001 vorgestellt worden war, gab es auf einer GK im Juni 2001 den Beschluss, das neue Fach „SoLe = Soziales Lernen“ im 5. Jahrgang mit Schuljahresbeginn im August 2001/02 einzuführen. Der Beschluss wurde einstimmig (mit wenigen Enthaltungen) gefasst. Zwar gab und gibt es Vorbehalte gegenüber dem Fach (s. Pkt. 4.2 Vorbehalte und Widerstände …). Dennoch legte keiner aus dem Kollegium dem Vorhaben Steine in den Weg.
- Die Schulkonferenz stimmte im September 2001 zu.
- Breite Unterstützung fand die Idee auch auf der Schulelternbeiratsitzung vom 13.11.2001. Denn als dort vom Start des ersten 5. Jahrgangs berichtet worden war, äußerten die Eltern den Wunsch, dass neben den Jahrgängen 5 und später 6 auch weitere Jahrgänge diesen Unterricht erfahren sollten. Denn zu diesem Zeitpunkt gab es noch die Förderstufe, nach deren Abschluss Kinder in den Schulzweigen, denen sie dann zugeordnet wurden, in die 7. Klasse in jeweils neu zusammengesetzte Gruppen kamen.
Schulorganisatorische Klärungen und Genehmigungsverfahren zur Einführung des neuen Unterrichtsfaches SoLe
- Im August 2001 startete der gesamte aus 4 Parallelklassen bestehende 5. Jahrgang mit dem Fach SoLe. Die Schulsozialpädagogin kooperierte als „Bündnispartnerin“. Sie war in allen 5. Klassen als „Doppelbesetzung“ zugegen. Da die Initiatorin im Schuljahr 2001/02 selbst eine 5. Klasse als Klassenleiterin übernehmen sollte, hatte sie Gelegenheit das neue Fach selbst zu erproben. Für die Erprobungsphase in der eigenen 5. Klasse hatte sie die Zustimmung und Unterstützung des Schulleiters, der auch den anderen KlassenlehrerInnen eine weitere Unterrichtsstunde zubilligte.
- Schulorganisatorisch konnte dafür eine andere Unterrichtsstunde, die zu diesem Zeitpunkt personell nicht abgedeckt war, aus der Stundentafel der 5. Klassenstufe umgewidmet und für SoLe genutzt werden.
- Positive Erfahrungen ermutigten die Initiatorin gegen Ende dieser Phase die Ausweitung auf die neue 5. Jahrgangsstufe im bevorstehenden Schuljahr 2002/03 zu initiieren.
- Für dieses Folgeschuljahr (2002/03) war es dann erforderlich kreative Wege zu finden, wie sich andere Unterrichtsstunden so umwidmen ließen, dass SoLe sowohl im neuen Jahrgang 5 als auch mit den in die 6. Klassenstufe übergegangenen SchülerInnen unterrichtet werden konnte.
- Mit Unterstützung des staatlichen Schulamts Darmstadt können zurzeit (Schuljahr 2005/06) bis zum Ende des BLK-Programms im Sommer 2007 andere Unterrichtsstunden für diesen Zweck umgewidmet werden.
Einbindung unseres Schulentwicklungsschwerpunkts in das BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“
- Nachdem im Frühsommer 2003 der zweite Jahrgang 5 und der erste Jahrgang 6 das Unterrichtsfach SoLe unseres Erachtens erfolgreich durchlaufen hatten, wollten wir dies mit objektiven Kriterien beurteilen. Wir suchten Unterstützung bei Vertretern des damaligen HeLp-Projektes „Mediation und Schulprogramm“ und wurden so im Frühsommer 2003 auf das Programm der Bund-Länder-Kommission „Demokratie lernen & leben“ mit dem hessischen Schwerpunkt „Mediation und Partizipation“ aufmerksam.
- Mit der Erarbeitung eines Projektstrukturplans (PSP) wollte die BLK-PG Inhalte und Ziele ihrer Arbeit klären und sich einen Fahrplan erstellen. Der PSP sollte auch genutzt werden, um die fortlaufende Arbeit der BLK-PG in der GK anschaulich vorzustellen. Für unsere Ergebnisse und Arbeitsvorhaben stehen vier Fragen im Mittelpunkt:
1. Voraussetzungen: Was liegt vor? Wo stehen wir?
2. Wo wollen wir hin? Was sind unsere realistischen Ziele? Was wollen wir erreichen?
3. Woran können wir erkennen, dass wir diese Ziele erreicht haben?
4. Wege zum Ziel: Was wollen wir tun, um diese Ziele zu erreichen, umzusetzen? (Projektablauf, methodische Planung)
Ressourcen
- Die Schulsozialpädagogin unterstützt die Gutenbergschule im Rahmen des BLK-Projekts mit der Erteilung der wöchentlichen Stunden SoLe, die in Doppelbesetzung mit den beteiligten KlassenlehrerInnen erteilt wird.
- Zwei Darmstädter Lions-Clubs, „Louise-Büchner“ und „Castrum“, sponsern die Lions Quest Seminare für LehrerInnen. Für dieses Sponsoring sind wir äußerst dankbar. Jährlich werden mindestens zwei Fortbildungen als Einführungs-Grundseminare à 28 Unterrichtsstunden im Block durchgeführt.
- Externe Prozessbegleitung wird durch das BLK-Programm bis Sommer 2006 finanziert. Es gibt feste Beratungszeiträume im Abstand von ca. 4 bis 6 Wochen: Dazu kommen noch zwei Netzwerktreffen pro Schuljahr mit den anderen Set-Schulen aus Hessen.
- Klassenlehrerstunde: die wöchentliche Unterrichtsstunde des Klassenrats in den Klassenstufen 5 und 6.
- Als weitere Ressourcen sind die Unterstützung durch Eltern und KollegInnen anzusehen.
Gremien der Mitwirkung und Mitbestimmung in Hessen
www.kultusministerium.hessen.de
- Die Gesamtkonferenz (GK) ist die Lehrerkonferenz. Sie ist beschlussfähig. Zu dieser sind sowohl Eltern- als auch Schülervertreter eingeladen.
- Die Schulkonferenz ist das eigentliche Beschlussgremium. Sie ist paritätisch mit Eltern, Schülern und Kollegen besetzt.
- Die Schulelternbeiratsitzung ist die Sitzung der ElternvertreterInnen der Klassen.